Erste Group hat sich von Krisen-Last befreit

Erste-Chef Treichl : "Mit der Finanzkrise haben wir damit endgültig abgeschlossen"
Der für heuer erwartete große Verlust schlägt großteils schon jetzt zu Buche. Treichl "wenig glücklich".

Die Aktionäre der Erste Group sind seit Ausbruch der Finanzkrise Kummer gewohnt: Faule Kredite und Wertberichtigungen der teuer zugekauften Ost-Töchter haben der Bank zugesetzt. Bis zu 1,6 Milliarden Verlust kündigte die Erste Group Anfang Juli für heuer an.

Das soll allerdings die letzte negative Überraschung aus der Bank gewesen sein. „Wir haben alles getan, um neue Wertberichtigungen 2015 zu vermeiden. Mit der Finanzkrise haben wir damit endgültig abgeschlossen“, erklärte Erste-Group-Chef Andreas Treichl bei der Präsentation der Halbjahreszahlen. Jetzt könnten nur noch politische Entscheidungen der Bank die Suppe versalzen. In Ungarn steht so eine Entscheidung sogar unmittelbar bevor. Noch im Herbst könnte das Parlament in Budapest beschließen, dass die Banken die Fremdwährungskredite zu günstigen Konditionen für die Kunden, aber verlustreich für die Banken umstellen. „Wir können die Auswirkungen noch nicht abschätzen“, sagte Treichl. Von Ungarn verabschieden wolle sich die Erste Group deswegen aber nicht. Im ersten Halbjahr hat die ungarische Tochterbank 143 Millionen Euro Verlust geschrieben.

Die rumänische Tochter BCR lieferte 73,6 Millionen Euro Verlust ab. Der Firmenwert der BCR wurde auf null wertberichtigt.

In Ungarn mussten nach Bankangaben schon im ersten Halbjahr im ersten Schritt 130,3 Mio. Euro zur Seite gelegt werden, nachdem ein neues Gesetz die Banken zur Rückzahlung überhöhter Wechselkurse bei Fremdwährungskrediten verdonnert. Im zweiten Halbjahr wird das nocheinmal rund 170 Mio. Euro kosten.

In Rumänien machte der forcierte Abbau fauler Kredite zusätzliche Kreditvorsorgen und Abschreibungen nötig, ebenso eine "Neuevaluierung des zukünftigen Ertragspotenzials der Banca Comerciale Romana." Während die Risikokosten großteils erst im zweiten Halbjahr anfallen, mussten bis Juni auf die BCR in der Erste-Bilanz 854,2 Mio. Euro abgeschrieben werden. Im Detail waren es auf die Rumänienbank 319 Mio. Euro Firmenwertabschreibung, für 535 Mio. Euro wurden Kundenstock, Marke und sonstige rumänische Vermögenswerte abgeschrieben.

In Kroatien wurden restliche Firmenwerte von 101,8 Mio. abgeschrieben - konkret 61,4 Millionen auf Kroatien und 40,4 Millionen auf die "Steiermärkische", die maßgeblich an der Erste Bank Croatia beteiligt ist. Zudem gab es Abschreibungen latenter Steuern, was 164,2 Mio. Euro kostete.

Noch nicht beziffert werden mögliche Kosten für eine von Ungarn angekündigte Zwangskonvertierung von Fremdwährungskrediten.

Bis Jahresende werden zusätzliche Risikovorsorgen in Rumänien nötig, um den beschleunigten Abbau von Not leidenden Krediten fortzusetzen.

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