Ernte-Erträge: Ausgetrocknet und abgestorben

Ernte-Erträge: Ausgetrocknet und abgestorben
Die Dürreperioden lassen die Erträge der Bauern schrumpfen. 2018 beliefen sich die Schäden auf 230 Millionen Euro. Die Abhängigkeit von Importen steigt.

Auch wenn es am Wochenende regnen sollte: Der Schaden durch die anhaltende Trockenheit ist bereits angerichtet. Der Klimawandel hat zunehmend negative Auswirkungen auf die Agrarproduktion in Österreich.

Im März und den ersten drei Aprilwochen lagen die Regenmengen in Ostösterreich sowie in Teilen von Oberösterreich, Salzburg und Burgenland um bis zu 74 Prozent unter den Durchschnittsmengen der Jahre 2009 bis 2018. Das vermindert das Wachstum des im Herbst angebauten Wintergetreides.

Die aktuellen klimatischen Verwerfungen sind nicht bloß ein Déjà-vu, sondern eine Wiederholung der Probleme des Vorjahres. 2018 hatte es auch noch in Teilen von Tirol viel zu wenig geregnet. Für Linz und Umgebung war es laut der Zentralanstalt für Metrologie und Geodynamik (ZAMG) das trockenste Jahr seit dem Beginn der Messung der Regenmengen im Jahr 1852.

Schlimmer als 2018

„Sollte die trockene Witterung in den kommenden Wochen anhalten, könnte sich die Dürreschäden des Jahres 2018 wiederholen oder sogar übertroffen werden“, heißt es in einer Stellungnahme der Hagelversicherung. Wenn der Klimawandel ungebremst so weitergeht, werde „Österreich bald seine Bevölkerung nicht mehr ausreichend mit heimischen, regionalen Lebensmittel versorgen können“. Es müssten dann mehr Lebensmittel aus dem Ausland importiert werden. Bei Kartoffeln ist das bereits der Fall. Wobei der Rückgang der Erntemenge vor allem mit dem erhöhten Schädlingsdruck zu tun hat.

Doch auch die Veränderungen beim Schädlingsdruck sind eine Konsequenz des Klimawandels. Im Vorjahr konnten Kartoffeln in Teilen von Niederösterreich nicht geerntet werden, weil der trockene Boden so hart war, dass die Knollen nicht ohne schwere Beschädigungen aus der Erde geholt werden konnten.

Enormer Schaden

Ernte-Erträge: Ausgetrocknet und abgestorben

Allein die Hitzeschäden in der Landwirtschaft beliefen sich laut Hagelversicherung im Vorjahr auf 230 Millionen Euro. Die Hagelversicherung bietet den Bauern auch eine Dürreversicherung an und kann die Schadenshöhe daher sehr gut einschätzen.

Betroffen ist fast die gesamte Agrarproduktion. Immer mehr Winzer setzen auf Bewässerungssysteme für ihre Weingärten. Außerdem gibt es die Befürchtung, dass es wegen der höheren Durchschnittstemperaturen künftig deutlich weniger frische, fruchtige Weine geben wird. Bewässerungssystem rentieren sich nur für Kulturen mit einem hohen Hektarertrag wie etwa Obst.

Die heimischen Brauereien müssen ihre Braugerste verstärkt im Ausland einkaufen. Die Erträge der Sommergerste sind deutlich gesunken. Daher wird weniger Sommergerste angebaut. Die gesamte Getreideernte war 2018 verglichen mit dem Fünf-Jahres-Schnitt um sechs Prozent niedriger.

Die Rinderbauern mussten Futter für ihre Tieren zukaufen, weil es wegen der Trockenheit im Vorjahr zu wenig Heu gab. Einige Bauern haben die Zahl der Tiere reduziert, was für niedrigere Milchliefermengen an die Molkereien gesorgt hat.

Junges Gemüse

Das in den Ballungszentren im Lebensmitteleinzelhandel verkaufte Gemüse ist zum Teil betroffen. Angebaut wird rund um Wien auch in großen Hallen mit Kokosmatten und Nährstofflösungen. Das gilt etwa für die Tomaten-Produktion. Bauern, die im Freien am Feld anbauen, setzen verstärkt auf Bewässerung. Voraussetzung ist, dass genug Wasser verfügbar ist.

Die österreichischen Saatgutproduzenten bemühen sich durch Züchtungen besser angepasste Sorten anzubieten. Laut Michael Gohn, Obmann von Saatgut Austria, der Vereinigung der Pflanzenzüchter Österreichs, dauert es elf Jahre, bis eine neue Züchtung auf den Markt gebracht werden. Es kann daher keine raschen Lösungen geben.

Die neue Sorten sollen nicht nur gegen Trockenheit, sondern auch gegen Hitze resistent sein, erläutert Anton Brandstetter, Geschäftsführer Saatgut Austria, die Anforderungen. Man könne durch Züchtung zwar die Vegetationszeit verkürzen, doch das bedeute auch ein geringeres Ertragspotenzial.

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