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„Keinerlei Absichten“, winkt Neffe Freddy Schmid, Geschäftsführer des „Steffl“, ab. Die Mariahilfer Straße 38-40 gehörte schon lange je zur Hälfte Benko und den Schmids. Immer wieder wurde von beiden Seiten überlegt, die 9000 Quadratmeter Nutzfläche große Immobilie in bester Mariahilfer-Straßen-Lage zur Gänze zu übernehmen. Jetzt klappte es. Was mit der Immobilie passiert, ist noch offen. Neu bauen, sanieren, Kaufhaus mit oder ohne Hotel, Büros, weiter verkaufen – alles sei möglich, sagt Freddy Schmid im Gespräch mit dem KURIER.
Die Familie Schmid ermöglichte Benko vor 20 Jahren überhaupt erst den Einstieg ins Kaufhaus-Geschäft. Schmids waren damals an der Gerngross AG beteiligt, zu der auch das Kaufhaus „Tyrol“ gehörte. Benko übernahm und sanierte das Innsbrucker Traditionskaufhaus. Die für 2024 geplante Eröffnung des „Lamarr“ sieht Schmid gelassen. Wien vertrage durchaus zwei Premium-Kaufhäuser. „Die Kundschaft in der Innenstadt besteht zu zwei Drittel aus Touristen, jeder kommt einmal beim Steffl vorbei“.
Als Luxuskaufhaus will er den Steffl nicht bezeichnen, sondern als „Premium-Kaufhaus mit Luxus-Spitzen“. Obwohl die Zeiten für Kaufhaus-Betreiber schwer sind (siehe beispielsweise Benkos Galeria-Kaufhof-Kette), ist der „Steffl“ solide aufgestellt. Nach Pandemie-Verlusten gab es im Vorjahr eine „Schwarze Null“, für heuer rechnet Schmid mit einem Gewinn.
Die Strategie nach der Übernahme 2007, in das Premium-Segment zu gehen, ging auf. Schmid: „In der Krise funktionieren zwei Bereiche: Luxus und günstig, am meisten betroffen ist der mittlere Preisbereich“. Derzeit wird ein neuer Manager gesucht, nach Möglichkeit ein Österreicher.
„Das klassische, typisch deutsche Kaufhaus, das alles hat, ist schon längst tot“, konstatiert Schmid. Den Kunden müsse eine Erlebniswelt geboten werden, „ein Kaufhaus muss man ständig neu erfinden“. Wie die begrünte Dachterrassen-Bar im 7. Stock mit Panorama-Blick über Wien, „Mythos-Mozart“ im Untergeschoß oder der „Market Place“ im ersten Stock.
Online-Start
Die Familie bewirtschaftet den 18.000 Quadratmeter großen Shopping-Tempel selbst, mit 350 Mitarbeitern. „Steffl“ ist bis auf kleine Ausnahmen kein Shop-in-Shop Konzept mit Fremdmietern.
Noch im Sommer soll der „Steffl“ online gehen. Weniger, um das große Geld zu machen, sondern als Marketing-Instrument. „Preisschleuderei wird’s nicht geben“, stellt Schmid klar.
Die ganze Familie ist im Einsatz. Gründer Hans Schmid, 83, ist täglich im Büro. Freddy begann in der Werbeagentur GGK des Onkels als Trainee. Bruder Hannes ist für die IT der Gruppe zuständig, die Tochter ist im Kaufhaus-Management tätig.
In Velden kehrt die Familie quasi zurück zu ihren Kärntner Wurzeln. Das Hotel „Park’s“ soll abgerissen und neu gebaut werden – mit 150 Zimmern, nachhaltig, im Ganzjahresbetrieb. Wohnungen wären wesentlich ertragreicher. „Doch das machen wir nicht. Das Hotel ist wichtig für die Region und wir wollen zusätzliche Jobs schaffen“, versichert Schmid.
Unternehmens-Philosophie
Das Credo der Familie lautet nämlich „Gewinn optimieren und nicht maximieren“. Was darunter zu verstehen ist? „Weniger Gewinn, aber Nachhaltigkeit und zufriedene Mitarbeiter. Die Fokussierung auf den Shareholder Value ist nicht immer das Beste für ein Unternehmen“.
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