Entwicklungshilfe: Telekom soll sich verdoppeln

Entwicklungshilfe: Telekom soll sich verdoppeln
Der mexikanische Milliardär Carlos Slim will die TA zu einem Leading Player in Europa machen.

Carlos Slim, reichster Mann der Welt und Gründer des Giganten America Movil, will über die Telekom Austria (TA) genau informiert sein. Er bastelte höchstpersönlich eine Excel-Datei, in die jeden Freitag die aktuellen Unternehmensdaten aus Wien eingetragen werden müssen.

Die neuen Mehrheitseigentümer aus Mexiko wollen die Telekom zum Brückenkopf für die Expansion in Europa ausbauen. "Die Telekom kann ihr Volumen in den nächsten fünf bis sieben Jahren verdoppeln", schätzt ÖIAG-Chef und TA-Aufsichtsratsvorsitzender Rudolf Kemler. Die Staatsholding hält 28,4 Prozent an der Telekom und will bei den künftigen Kapitalerhöhungen mitziehen, um ihren Anteil nicht zu verwässern.

Die Hauptversammlung wird am 14. August ein genehmigtes Kapital von einer Milliarde Euro beschließen, das projektweise abgerufen wird. Vize-Aufsichtsratschef und Investor Ronny Pecik, der den Einstieg der Mexikaner ermöglichte, schildert die neuen Eigentümer als "Partner auf Augenhöhe. Die lassen nichts anbrennen".

Mithilfe von America Movil (Amex) könne die Telekom im Konsolidierungs-Wettbewerb in Europa zum "Leading Player" aufsteigen, argumentiert Kemler. Heißt, die Telekom kann im schon beginnenden Übernahme-Karussell unter Europas Anbietern aktiv mitspielen. Anstatt von einem Konkurrenten gefressen zu werden.

Sowohl Kemler als auch Pecik attestieren der Telekom jetzt eine gute Ausgangsposition. Der Radius soll von derzeit 40 auf 170 Millionen potenzielle Kunden ausgeweitet werden.

Entwicklungshilfe: Telekom soll sich verdoppeln
APA18052628 - 24042014 - WIEN - ÖSTERREICH: ÖIAG-Chef Rudolf Kemler (R.) und Telekom Austria Vize-Aufsichtsratsvorsitzender Ronny Pecik während einer Pressekonferenz anl. der Unterzeichnung des Telekom-Austria-Syndikatsvertrags am Donnerstag, 24. April 2014, in Wien. APA-FOTO: ROBERT JAEGER
Wachsen soll die Telekom über Zukäufe. Chancen rechnet man sich bei der kosovarischen PTK, in Albanien, der Slowakei, in Rumänien und in Griechenland aus. Wobei die Telekom auf die sogenannte Konvergenz-Strategie setzt – Mobil- und Festnetz-Dienstleistungen aus einer Hand.

Geht die Rechnung auf, könnte die Telekom-Aktie trotz des geringen Streubesitzes an der Wiener Börse zum "Highflyer" werden, macht Pecik den restlichen Aktionären Hoffnungen.

Wirtschaftsfaktor

Wohl um den Kritikern des Deals mit Mexiko den Wind aus den Segeln zu nehmen, gab die ÖIAG beim Industrie-nahen Wirtschaftsforschungsinstitut Economica eine Expertise über die volkswirtschaftliche Bedeutung der TA in Auftrag. Autorin Anna Kleissner errechnete die gesamte Brutto-Wertschöpfung der Unternehmensgruppe mit 2,9 Milliarden Euro. Das sind beachtliche 1,03 Prozent des BIP, der gesamten Wirtschaftsleistung Österreichs.

Der volkswirtschaftliche Schaden durch eine Absiedlung des Telekom-Headquarters wäre laut Kleissner beträchtlich. Der gesamtwirtschaftliche Beitrag der Steuerungszentrale der Telekom belief sich im Vorjahr auf knapp 700 Millionen Euro, 99,7 Prozent davon kommen Wien zugute.

Direkt und indirekt sichert die Telekom mehr als 21.000 Arbeitsplätze in Österreich. Mit jedem neuen Job bei der TA können 1,3 weitere Arbeitsplätze im Inland geschaffen oder abgesichert werden. Dem Headquarter direkt rechnet die Wirtschaftsforscherin rund 490 Arbeitsplätze zu.

Von 2009 bis 2013 investierte die Telekom insgesamt 4,8 Milliarden Euro, davon knapp 3,5 Milliarden in Österreich.

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