Elsner schwänzt weiter Prozess

Eine Überraschung war das nicht. "Festgestellt wird, dass Herr Elsner nicht erschienen ist", diktiert Bawag-Richter Christian Böhm Montag um 9 Uhr ins Protokoll. Nur Ehefrau Ruth Elsner ist in den Großen Schwurgerichtssaal im Wiener Landesgericht gekommen und gibt Interviews, in denen sie sagt, dass ihr kranker Mann "wegen dieser Farce hier" nicht sein Leben aufs Spiel setze. Er befinde sich in einer deutschen Rehab-Klinik (unbestätigten Meldungen nach in Berchtesgaden) und sei zu krank für den Prozess: "Er ist 77, das ist alles kein Lercherl." Auch wenn im Gerichtssaal ein Arzt anwesend sei, was solle der im Ernstfall tun, "will er meinen Mann dann wiederbeleben?"

Ausgeheilt

Eben dieser Arzt, der Gerichtssachveständige Günter Leopold Steurer, hält den Ex-Bawag-Chef hingegen für durchaus verhandlungsfähig. Er habe bei dem (als Beobachter im Saal anwesenden) Kardiologen Manfred Deutsch, der Elsner in einem Privatgutachten von einer Teilnahme am Prozess abgeraten hat, noch Informationen eingeholt. Elsners Lungenerkrankung sei ausgeheilt, bei der Herzerkrankung sei es in den letzten fünf Jahren zu einer geringgradigen Verschlechterung gekommen, sein Zustand sei stabil.

Demnach müsste sich Elsner dem Verfahren stellen und der Ladung des Richters Folge leisten. Die Staatsanwaltschaft hat zwar in der Neuauflage des Bawag-Prozesses gegen den Spekulanten Wolfgang Flöttl und andere auf die Verfolgung des bereits zur Höchststrafe verurteilten Elsner verzichtet, durch eine Privatanklage der Bawag wurde er jedoch doch noch miteinbezogen.

Amtshilfe

Böhm kündigte an: "Wir verschieben heute auf morgen." Er bekam von Ruth Elsner vertraulich – um ihren Mann vor der Öffentlichkeit zu schützen, wie sie sagt – die Adresse, an der sich Helmut Elsner aufhält. Die wird dem Richter aber kaum nützen, weil die Justiz in Deutschland keine Handhabe zur zwangsweisen Vorführung hat. Hinter den Kulissen wird spekuliert, ob man die Polizei im Nachbarland informell um Amtshilfe bittet. Jedenfalls schickt Böhm die heimische Exekutive zu Elsners Wiener Wohnung, um sicher zu gehen, dass er nicht doch da ist.

Der Ex-Bawag-Chef hat nun wieder zwei Verteidiger. Einer davon, Andreas Stranzinger, gab bekannt, Elsner habe zugesichert, beim geplanten nächsten Verhandlungsblock Anfang September zu erscheinen. Und zwar auch entgegen des Rates der Ärzte, allerdings nur, wenn sein Zustand stabil bleibe. Derzeit denke Elsner nicht daran, sich auf die Anklagebank zu setzen, weil er seinen "im ASVG verankerten gesetzlichen Anspruch auf Rehabilitation" wahrnehme.

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