Elite ruft zu Konsumverzicht auf

Der Club of Rome sieht mehr Staat als ein Mittel gegen soziale Ungleichheit
Mehr Umverteilung und mehr Staat als Mittel gegen soziale Ungleichheit und Umweltzerstörung.

Der Club of Rome, ein Zusammenschluss von angesehenen Politikern, Wirtschaftlern und Wissenschaftlern, lässt mit originellen Ideen zur Rettung der Welt aufhorchen: Unter anderem sollen Frauen, die nur ein oder gar kein Kind haben, zum 50. Geburtstag einen Bonus von 80.000 Dollar bekommen. Damit würde das Bevölkerungswachstum gedrosselt werden, was wiederum die Zerstörung des Planeten im Zaum halten würde, meinen die Experten. Gerade auch in den Industrieländern sollte es weniger Kinder geben. Schließlich hinterlassen sie einen viel größeren ökologischen Fußabdruck als Altersgenossen in Entwicklungsländern, heißt es.

Für alle, die nun sofort einwenden, dass damit jedes Pensionssystem kippen würde, weil zu wenig junge Leute ins System einzahlen, haben die Experten gleich eine weitere Maßnahme parat: Das Pensionsantrittsalter soll auf 70 erhöht werden. Dafür sollten alle weniger arbeiten, was auch gleich das Problem der Arbeitslosigkeit lösen würde. "Anstatt dass 90 Prozent der Erwerbstätigen in Vollzeit arbeiten und pro Jahr im Schnitt 30.000 Dollar verdienen, besteht unser Ziel darin, dass 100 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung einen Arbeitsplatz haben", schreiben die Experten. Da die Leute weniger arbeiten, würden sie freilich auch weniger verdienen. Laut den Berechnungen der Experten im Schnitt 27.000 Dollar im Jahr. Das würde nicht nur die Zahl der Arbeitslosen reduzieren, sondern auch die Kluft zwischen Arm und Reich – so die Theorie.

In der Praxis hat sie freilich ihre Schönheitsfehler. Etwa, dass es auf globaler Ebene gar niemanden gibt, der der ganzen Welt solche neuen Spielregeln diktieren könnte. Dass alle Länder der Welt an einen Strang ziehen, bleibt wohl eine Illusion. Zumal die EU quasi täglich zur Schau stellt, wie unterschiedlich schon die Positionen ihrer Mitgliedsstaaten sind.

Pessimistische Elite

Aus Sicht des Bank-Austria-Chefökonoms Stefan Bruckbauer ist der Club of Rome dennoch ein wichtiger Ideengeber, auch wenn er die Weltsicht des elitären Kreises nicht teilt: "Ihr Bild war schon 1972, als sie sich mit dem Grenzen des Wachstums befasst haben, zu pessimistisch." Es habe sich immer wieder gezeigt, dass die Welt schnell lernt, mit Problemen umzugehen. Auf die steigenden Energiepreise reagierte die Wirtschaft mit effizienteren Technologien. Der Zug weg von fossilen Brennstoffen komme mittlerweile sogar schon in China an, meint Bruckbauer.

Der Idee der Studienautoren, CO2-Steuern einzuführen, deren Einnahmen direkt an die Bürger verteilt werden, kann Bruckbauer aber einiges abgewinnen. Nicht nur, weil steuerliche Anreize in der Regel gut funktionieren, sondern auch weil eine solche Steuer einen Lenkungseffekt hätte. "Das ist deutlich besser, als mit einer Wertschöpfungssteuer die Produktiven zu bestrafen", meint Bruckbauer. Die Wachstumskritiker des Club of Rome würden es unter anderem auch fair finden, wenn die Hersteller von ungesunden Produkten verstärkt zur Kasse gebeten werden.

Die Experten sprechen sich zudem für eine Abschottung der Märkte aus, die die Abwanderung von Arbeitsplätzen ins Ausland verhindern soll. Das stößt bei vielen Ökonomen auf Kritik. Das habe immer wieder dazu geführt, dass die Preise steigen – im Gegensatz zur Qualität der Ware, verweist Bruckbauer unter anderem auf die Produktion des Trabis in der DDR.

Elite ruft zu Konsumverzicht auf
Buch
„Ein Prozent Wachstum ist genug“ (288 Seiten) erscheint am 26. 9. im oekom-Verlag. Die Autoren schlagen die schrittweise Anhebung der Erbschaftssteuer auf bis zu 100 Prozent, die Zahlung einer Prämie für Kinderlosigkeit und eine Erhöhung des Pensionsantrittsalters auf 70 Jahre vor. Sie fordern eine Abkehr vom Freihandel, vom unendlichen Konsum und von der markt- radikalen Ideologie.

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