Ein Stück gutes Gewissen zu Schnitzel und Erdäpfeln

Konsument sehnt sich nach Überschaubarkeit
Händler setzen verstärkt auf Nachhaltigkeit. Über den Erfolg beim Kunden entscheidet oft der Preis.

Die Zeiten, in denen Lebensmittelhändler ausschließlich ihre Bestpreise rausposaunt haben, sind vorbei. Heute reden sie auffallend viel über glückliche Hühner, den Erhalt bunter Wiesen, ihren vorbildlichen ökologischen Fußabdruck – kurz: die Nachhaltigkeit. "Sie haben erkannt, dass sie die Kunden heute anders ansprechen müssen als in den 1970er-Jahren, als es um die Versorgung gegangen ist", sagt auch David Bosshart vom deutschen Duttweiler Institut. "Hoch stapeln und billig verkaufen" habe als alleiniges Motto ausgedient. Die Herkunft vieler Lebensmittel sei heute so komplex, dass sie offenbar selbst Experten der Nahrungsmittelkonzerne nicht immer überblicken können, verweist er auf den Pferdefleischskandal.

Der Konsument sehne sich nach Überschaubarkeit und Regionalität – zumindest letztere bekommt er in Form diverser Handelsmarken serviert. Rewe startet beispielsweise mit ihrer Regionalitätsmarke "Da komm’ ich her" für Obst und Gemüse, bei dem das Herkunftsbundesland ausgelobt wird. Regionalität läuft Bio als Verkaufsargument den Rang ab, frohlocken Experten. "Klein ist wieder cool", findet Bosshart.

Preis sticht

Ein Stück gutes Gewissen zu Schnitzel und Erdäpfeln
Die industrielle Nahrungsmittelindustrie "stößt an ihre Grenzen", sagt selbst Rewe-Chef Frank Hensel(Bild)anlässlich des Rewe-Stakeholderforums. "Wir haben große Herausforderungen an die Ethik." Von industrialisierten Ställen zurück in Richtung Bauernhofidylle zu kommen ist aber nicht einfach. Hensel: "Nachhaltigkeit setzt die Preismechanismen nicht außer Kraft." Bekommen die Tiere größere Ställe, kostet das Geld und treibt den Preis der Fleischpackung in die Höhe. Konsumenten greifen dann schnell zum billigeren Produkt der Konkurrenz. Rewe hat daher den Versuch, bei Hühnern kein Preiseinstiegssegment mehr anzubieten, nach eineinhalb Jahren wieder fallen gelassen, gesteht Hensel ein.

Der Rewe-Chef will sich in politische Fragen "mehr einbringen und Themen besetzen". Er wiederholt seine Kritik an TTIP: "Wir können unsere hohen Qualitätsstandards nicht auf dem Altar des Freihandelsabkommens mit den USA opfern."

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