Brau Union: Ein Prost auf alkoholfreies Bier

Brau Union: Ein Prost auf alkoholfreies Bier
Brau Union. Vorstandschef Magne Setnes über den Craft-Bier-Trend und warum die Russen Gösser trinken

Der Norweger Magne Setnes ist seit Anfang des Jahres Vorstandsvorsitzender der Brau Union. Im KURIER-Interview spricht er über die Wachstumschancen von alkoholfreiem Bier und warum er die Preise heuer nicht anheben wird.

KURIER: Sie sind seit Anfang 2018 Chef der Brau Union und damit von 14 Biermarken, unter anderem Gösser und Zipfer. Werden es in zehn Jahren mehr oder weniger Marken sein?

Magne Setnes: Ich denke, es werden mehr sein.

Sie planen Übernahmen?

Nein, ich denke mehr an organisches Wachstum, also die Entwicklung von neuen Marken wie es zuletzt im Cider-Bereich hatten. Craft Bier ist gerade sehr angesagt ...

... und macht nicht einmal ein Prozent des Biermarktes aus ...

Stimmt. Aber Craft Bier hat das Image von Bier verbessert und dazu geführt, dass sich mehr Leute für Bier interessieren. Heute gibt es österreichweit 272 Braustätten, die Zahl steigt. Ich denke, es wird künftig mehr saisonale Biere geben. Die Welt ist schnelllebiger geworden, auch die Bierwelt.

In welchen Bereichen sehen Sie noch Wachstumschancen?

Der Radler-Absatz hat sich zuletzt stabilisiert, ist bei uns leicht rückläufig. Was wächst, ist der Umsatz mit alkoholfreiem Bier und Spezialitäten. Das Heineken 0,0 Prozent wurde übrigens in Österreich, in Wieselburg, entwickelt, erstmals gebraut und abgefüllt. Wir produzieren es heute noch immer in Wieselburg, unter anderem für den polnischen Markt.

In welchen Ländern wird am meisten alkoholfreies bzw. alkoholreduziertes Bier bzw. Radler getrunken?

In Europa ist die Slowakei führend, gefolgt von Spanien und Österreich. Dagegen ist alkoholfreies Bier in Großbritannien oder Irland so gut wie gar kein Thema. Weltweit macht Heineken zwölf Prozent seines Umsatzes mit alkoholfreiem und reduziertem Bier, in Österreich sind es 14 Prozent. Das liegt vor allem am Erfolg vom Gösser Naturradler.

Ist Gösser Ihre stärkste Marke in Österreich?

Ja, gefolgt von Puntigamer und Zipfer. Gösser ist auch eine starke Exportmarke, in Deutschland und Russland. In Russland verkaufen wir 600.000 Hektoliter im Jahr.

Der Import-Stopp Russlands für Waren aus der EU hat Sie nicht getroffen?

Nein, weil wir nicht mehr Bier von Österreich nach Russland fahren, sondern dort eine Brauerei in Lizenz Gösser braut.

Und schmeckt das Ergebnis gleich?

Der Laie merkt keinen Unterschied. Aber natürlich sind die Maschinen nicht ganz ident und auch bei den Rohstoffen kann es zu ganz leichten Unterschieden im Geschmack kommen.

In Deutschland schrauben gerade mehrere Brauereien die Bierpreise nach oben. Wird auch bei uns Bier teurer?

Nein, wir haben das zumindest nicht geplant. Wir haben ja schon im November vorigen Jahres wegen der gestiegenen Personal-, Energie- und Rohstoffkosten die Preise um durchschnittlich 2,5 Prozent angehoben.

In Deutschland beziffert die Branche den Aktionsanteil im Lebensmitteleinzelhandel mit 60 Prozent. Ist er bei uns auch so hoch?

Wir sind nicht weit darunter und das wird sich auch nicht ändern. Der Kunde ist es gewöhnt, dass er in Aktion auf Vorrat kauft.

In der Gastronomie wurde zuletzt weniger Bier getrunken, die Umsätze haben sich in den Handel verlagert. Ein Trend, der anhält?

Aus unserer Sicht ist der Gastronomie-Anteil stabil. Wir machen aber mehr als die Hälfte des Geschäfts über den Lebensmitteleinzelhandel.

Produzieren Sie auch Eigenmarken für den Handel?

Nein, das ist kein Thema für uns.

Bier ist ein Jahrhunderte altes Produkt – und damit irgendwie auch verstaubt, oder?

Wir haben unter anderem bei der Digitalisierung Aufholbedarf, also bei den Werbekanälen. Das erfordert ein Umdenken. Wir haben zum Beispiel jahrelang Filme im Querformat gedreht, einfach weil das immer so war. Bis uns klar wurde, dass Hochformat gescheiter wäre, weil man Youtube-Videos heute vor allem am Handy anschaut – also im Hochformat.

Werden die Werbeeinschränkungen für Bierbrauer strenger?

Das ist von Land zu Land unterschiedlich, in Frankreich darf Bier zum Beispiel gar nicht beworben werden. Die Werbebotschaften ändern sich aber auch. Die Leute wollen heute wissen, woher das Produkt kommt, das war vor zehn Jahren noch nicht so.

Welches Bier trinken Sie am liebsten? oder anders gefragt: Zipfer oder Gösser?

Ich liebe alle meine Kinder (lacht) .

Das heißt, sie trinken täglich 14 Bier, um keine Marke stiefmütterlich zu behandeln …

Ich muss nicht jedes Kind jeden Tag sehen!

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