Ein Öl-Mann wird zum Solar-Fan

Wolfgang Ruttenstorfer führte bis Ende März 2011 die OMV. Jetzt hat er sich an einer steirischen Solarfirma beteiligt ngenID: 0
Wolfgang Ruttenstorfer, Teilhaber eines Sonnenstrom-Start-ups, über seine Fotovoltaik-Pläne.

Erdöl und Gas waren einst seine Welt. Wolfgang Ruttenstorfer (63) steuerte bis Ende März 2011 die Geschicke des heimischen Öl- und Gaskonzerns OMV. Als privater Geschäftsmann aber hat er ein Faible für die Fotovoltaik. Im Juli beteiligte er sich am steirischen Solar-Start-up-Unternehmen Neovoltaic. 1,7 Millionen Euro haben Ruttenstorfer und befreundete Investoren in das kleine Unternehmen in Hartberg eingebracht. Der ehemalige OMV-Boss hält zehn Prozent.

„Ein Öl-Mann bin ich noch immer“, sagt er im Gespräch mit dem KURIER. „Ich bin aber auch ein Geschäftsmann. Und da muss man sehen, dass das Wachstum bei den erneuerbaren Energien liegt“, erklärt Ruttenstorfer seine Motivation für den Einstieg bei Neovoltaic.

Gespeicherte Sonne

Das Unternehmen bietet privaten Haushalten die Installierung der kompletten Solaranlage plus Speicherbatterie an. „Das ist die Zukunft“, ist Ruttenstorfer überzeugt. Der dezentral in den Haushalten erzeugte Sonnenstrom müsse nicht ins Stromnetz eingespeist werden, wo er zeitweise zu Leitungsüberlastungen führe, sondern soll zu Hause gespeichert werden. Die Lithium-Ionen-Batterien, die Neovoltaic vom chinesischen Batteriehersteller Lishen kauft, speichern bis zu zehn Kilowatt. „Sonnenstrom, der mittags erzeugt wird, kann so problemlos gespeichert und am Abend verbraucht werden“, erklärt der frühere OMV-Chef.

Eine fünf Kilowatt starke Solaranlage plus Speicher verkauft Neovoltaic um rund 20.000 Euro. „Bei einem Bruttostrompreis von 20 Cent je Kilowattstunde rechnet sich das in 25 Jahren“, erklärt Ruttenstorfer. Das große Geschäft erwartet er sich aber nicht in Österreich, sondern in Deutschland. Dort ist Strom teurer, die Anlage mit Speicher rechne sich daher viel rascher. Von den bisher verkauften 100 Fotovoltaik-Anlagen seien gut 80 Prozent in Deutschland installiert worden.

Dass erneuerbare Energie gefördert werde, hält Ruttenstorfer grundsätzlich für richtig. Man brauche eine Anschubinvestition. „Ich bin aber gegen Dauerförderungen“, betont er. Und: Fotovoltaik sollte nur in Kombination mit Speicherbatterie gefördert werden.

10.000 neue Fotovoltaik-Anlagen haben Einfamilienhaus-Besitzer heuer mit Förderung des Klima- und Energiefonds installiert. 300 Euro je Kilowatt Leistung bekommen sie, maximal fünf Kilowatt werden gefördert.

„Das ist unser erfolgreichstes Jahr und das, obwohl die Förderung deutlich reduziert wurde“, sagt Klimafonds-Geschäftsführerin Theresia Vogel. Die Menschen seien willig, sich auf neue Technologien einzulassen, große Subventionen seien gar nicht nötig. Speicher für Solarenergie fördert der Klimafonds derzeit noch nicht. „Wir diskutieren das aber schon“, sagt Vogel. In zwei, drei Jahren könnte das dann durchaus möglich werden. Schwerpunkte setzt der Klimafonds derzeit in der Erforschung neuer umweltfreundlicher Energiesysteme sowie auf größere Fotovoltaikanlagen in Gemeinden.

Ein Öl-Mann wird zum Solar-Fan

Große Ziele

Insgesamt wurden in Österreich heuer 250 Megawatt an neuen Solaranlagen installiert – so viel wie nie zuvor. Knapp ein Prozent des Stromverbrauchs kommt aus Solarenergie. Spitzenreiter ist Niederösterreich, wo 40 Prozent des heimischen Sonnenstroms erzeugt werden.

Hans Kronberger, Präsident des Photovoltaic-Verbandes, glaubt, dass das Ziel, 2020 acht Prozent aus Sonnenstrom zu erzeugen, in Reichweite ist. Der Großteil der neuen Solaranlagen wurde heuer nicht mit Klimafonds-Förderung errichtet, sondern über die Ökostromförderung, die hohe Einspeisetarife sichert.

Jedes Jahr werden die Ökostrom-Einspeisetarife ins Netz um ein Prozent gekürzt. Die dadurch freiwerdende Summe wird für die Förderung neuer Ökostrom-Anlagen verwendet.

Doch für kleine Fotovoltaik-Anlagen auf Gebäuden wird der Einspeisetarife von 18,12 Cent pro Kilowattstunde ab 2014 auf 12,5 Cent/kWh gekürzt. Das ergibt ein Minus von rund 31 Prozent. Für Fotovoltaik-Anlagen auf freien Flächen sind die Einschnitte noch großer. Der Einspeisetarif sinkt von 16,59 Cent/kWh auf 10 Cent/kWh. Das ist ein Minus von fast 40 Prozent.

Der Verein der Fotovoltaikbetreiber sieht darin eine „massive Bedrohung“ der Solarstrom-Erzeugung in Österreich. Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner verteidigt die Kürzungen mit Hinweis auf die deutlich gesunkenen Investitionskosten für Solarstromanlagen. Außerdem könnten in Zukunft mit der selben Fördersumme mehr Anlagen unterstützt werden.

Ökostromzuschlag

Die Einspeisetarife für Ökostrom liegen weit über dem Großhandelspreis an den Strombörsen von rund 4 Cent/kWh. Die Differenz zwischen den Einspeisetarifen und dem Großhandelspreis zahlen die Haushalte über den Ökostromzuschlag.

Wobei Strom aus Biomasse die Haushalte teurer kommt als Solarstrom. Der Einspeisetarif für kleine Anlagen beträgt 2014 rund 19,70 Cent/kWh.Deutlich niedriger sind die Einspeisetarife für Strom aus Windenergie (9,36 Cent/kWh) und kleinen Wasserkraftwerken (10,44 Cent/kWh).

Wirtschaftsminister Mitterlehner verteidigt die fixen Einspeisetarife für Ökostrom ins Netz: „Eine sehr effektive und effiziente Förderung.“ Die Regulierungsbehörde E-Control und die EU–Kommission sind hingen für deren Abschaffung und mehr Markt bei der Vergabe der Fördermittel.

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