Ein kleinerer Euro

Ein kleinerer Euro
Ist der EU die Euro-Zone zu groß geraten? Ein Blick auf den Nachbarn Schweiz.

Jedem gebührt die Währungskrise, die er verdient. Das möchte man denken, wenn man die große Euro-Zone mit der kleinen Schweiz vergleicht.

Im Währungsgebiet der 17 Euro-Länder konnte die Schulden- und Bankenproblematik auch nach 19 Gipfeln der Staats- und Regierungschefs nicht gelöst werden. Die segensreiche Wirkung der letzten Gipfelbeschlüsse ist schon längst wieder verpufft. Im Gegensatz dazu hat die Schweiz extrem von ihrem Image als sicherer Hafen profitiert. So sehr, dass nun hohe Milliardenbeträge eingesetzt werden müssen, um die Gemeinschaftswährung der 26 schweizerischen Kantone und Liechtenstein nicht noch massiver aufwerten zu lassen. Das würde das Ende für viele Betriebe der schweizerischen Exportindustrie oder im Tourismus bedeuten.

Gemeinschaftswährung ist eben nicht gleich Gemeinschaftswährung: Ab 1865 machte die Schweiz ihre eigenen Erfahrungen in der sogenannten "lateinischen Münzunion", ein Währungsverbund mit Frankreich, Belgien, Italien und ab 1868 auch mit Griechenland. Gehalten hat der längst vergessene Verbund bis Ende 1926.

Auch vor dem Start des Euro 1999 gab es viele kritische Stimmen, die wussten, dass eine Währungsunion nur unter halbwegs vergleichbaren Ländern Sinn macht. Die Warnungen wurden mit gegenteiligen politischen Beschlüssen vom Tisch gewischt. Einer der Mahner war Thomas Jordan, heute Chef der Schweizerischen Nationalbank. In seiner Dissertation über den bevorstehenden Euro schrieb Jordan 1993 von einem krisenanfälligen Konstrukt, an dem sich eigentlich nur wenige, wirtschaftlich starke Länder beteiligen könnten.

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