In einigen Jahren wird Grain nicht mehr bitten, sondern gebeten werden. 30 Kilometer südlich der schottischen Hauptstadt Glasgow wird ein Projekt umgesetzt, das in Schottland zu den zehn interessantesten Neubauprojekten für Destillerien gewählt wurde. Denn eine CO2-negative Anlage zur Whiskyproduktion gibt es bislang noch nicht.
Grüner Wasserstoff
Der Brennstoff für die Destillation ist grüner Wasserstoff. Beim Gärungsprozess zur Herstellung der Maische entsteht Biogas. "Dafür bekommen wir CO2-Gutschriften und haben daher – bis die Flasche beim Handel im Regal steht – eine negative CO2-Bilanz", freut sich Grain.
Die Vorbereitungen für den Neubau der Destillerie mit dem Namen Ardgowan seien abgeschlossen. Die notwendigen Grundstücke vorhanden. "Wir werden in wenigen Tagen den Generalunternehmer beauftragen.
"Die Investitionssumme für die ersten zehn Jahre beträgt 35 Millionen Pfund (umgerechnet ca. 40 Millionen Euro). So lange dauert es, bis nach der jahrelangen Lagerung im Eichenfass große Mengen Whisky verkauft werden können. Auch wenn Banken mit im Boot seien, ist sich der erfolgreiche IT-Fachmann und Geschäftsführer des Whisky-Fachgeschäfts Potstill in der Laudongasse 18 in Wien Josefstadt der Situation bewusst. Er hat alles auf die neue Destillerie gesetzt.
"Das ist mein persönliches All-in." Die Produktionskapazität von anfangs 2,5 Millionen Flaschen pro Jahr macht durchaus Sinn. Wer auch im Lebensmittelhandel mit seiner Marke vertreten sein will, muss größere Mengen liefern können. Ein Ausbau der Produktion bis auf fünf Millionen Flaschen ist möglich.
Stabiles Wachstum
Grain ist nicht der Einzige, der kräftig ins schottische Whiskygeschäft investiert. Es gibt Projekte von großen Konzernen mit einer Kapazität von bis zu 50 Millionen Flaschen pro Jahr. Der Whiskymarkt ist seit Jahrzehnten nicht stabil und wächst kontinuierlich. Auch weil die Nachfrage in Asien in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen hat.
Nun hoffen die schottischen Whiskyproduzenten auf eine weitere massive Steigerung des Interesses. Das Vereinte Königreich verhandelt mit Indien ein Handelsabkommen. Derzeit beträgt der indische Import-Zoll für schottischen Whisky bis zu 150 Prozent. Das soll sich ändern. Indien ist mit einem Jahresverbrauch von 360 Millionen Liter Whisky ein wichtiger Markt.
Grains neue Destillerie Ardgowan ist als Premium-Marke angelegt. Mit dabei sind die ehemaligen Masterdestiller der renommierten Whiskymarken Macallan und Highland Park. Der Ankauf und das Design der Fässer geschah mit Hilfe des "Master of Wood" von Macallan. In die Fässer wird viel Geld investiert. Die Whiskyspezialisten sind sich einig, dass die Auswahl des Fasses für den Geschmack wichtiger ist als der Brennerei-Charakter. Grain schätzt den Fassanteil auf 60 Prozent.
Derzeit dominieren in Schottland billige Eichenfässer, die vorher mit Bourbon gefüllt waren. Sie dürfen in den USA zum Schutz der Holzindustrie kein zweites Mal befüllt werden. Die speziell für Ardgowan angefertigten spanischen Sherry-Fässer sind 30 Mal so teuer.
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