Ein A4-Blatt mehr Platz im Stall: Erfolg oder Sauerei?
Bis 2030 sollen insgesamt eine Million Mastschweine aus biologischer Haltung oder aus freiwilligen Tierwohl-Modulen kommen, so das Ziel der Agrarier. Sie haben sich auf einen Stufenplan zu Steigerung des Tierwohls unter dem AMA-Gütesiegel geeinigt. Und prompt Kritik geerntet. „Beim Basismodell des AMA-Gütesiegels wird zukünftig zehn Prozent mehr Platz den Schweinen zur Verfügung stehen, genau genommen ein A4-Blatt mehr. Stufenweise wird das Angebot auf ein A3-Blatt mehr ausgebaut“, ätzt Olga Voglauer, Agrarsprecherin der Grünen.
„Ich verstehe die Kritik“, räumt selbst AMA-Chef Michael Blass ein. Es gäbe aber gute Gründe, warum der Platz im Stall nicht schlagartig großzügiger ausgeweitet wird. „Würden wir gleich auf 60 Prozent mehr Platz gehen, würde ein Großteil der Bauern aus den Programmen aussteigen.“ Weil sich die Umstellung für sie nicht rechnet. Schlicht, weil die höheren Haltungskosten nicht an den Konsumenten weitergegeben werden können. „Sie sind noch nicht bereit, ein paar Cent mehr zu bezahlen“, sagt Blass. „Die Weiterentwicklung der Schweinemast ist nur gemeinsam mit Handel und Konsumenten möglich, denn die Mehrkosten für die Landwirtschaft werden sich im Preis widerspiegeln“, sagt auch Johann Schlederer, Chef der Schweinbörse.
„Nicht ausreichend“
Laut der Tierschutzorganisation Vier Pfoten sei die Weiterentwicklung des Gütesiegels zwar begrüßenswert, aber nicht ausreichend. „Es handelt sich um eine Branchenvereinbarung. Was wir aber gerade in der Schweinehaltung seit Jahren fordern, sind klare gesetzliche Grundlagen.“ In Österreich werden übrigens geschätzte 40 Prozent aller Schweine unter den AMA-Standards gehalten.
Im Vorjahr wurden in Österreich laut AMA knapp 30.000 Tonnen Schweinefleisch (+1,7 Prozent gegenüber 2019) im Wert von knapp 250 Millionen Euro (+8,8 Prozent) vermarktet.
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