Eigentum ist kaum noch leistbar
Wegen der deutlich gestiegenen Immobilienpreise können sich immer weniger Österreicher eine Eigentumswohnung oder ein eigenes Haus leisten. Das ist ein Ergebnis der aktuellen Wohnstudie der Erste Bank.
2018 haben noch 49 Prozent der Befragten angegeben sich den Erwerb von Wohnungseigentum in den nächsten Jahren vorstellen zu können. 2021 waren es nur mehr 39 Prozent. Wobei die Fragestellung nicht gelautet hat, ob man es konkret vorhat, sondern lediglich, ob man es sich vorstellen kann.
Bei den aktuellen Preisen ist Eigentumserwerb in den Ballungszentren für Durchschnittsverdiener nur dann eine echte Option, wenn man ein beträchtliches Vermögen geerbt hat. Die monatlichen Belastungen für eine Mietwohnung sind niedriger als für Eigentum. Dafür ist man bei Eigentum nach Rückzahlung der Kredite auch Wohnungsbesitzer.
Internationale Investoren sorgen dafür, dass die Nachfrage nach Wohnungseigentum in Österreich weiter gegeben ist. Solang die Zinsen von Staatsanleihen niedrig sind, sind Investitionen in Immobilen weiter sehr interessant. Da sind drei Prozent Rendite möglich.
An den hohen Preisen wird sich nach Einschätzung von Thomas Schaufler, Vorstand der Erste Bank , so bald nichts ändern. „Derzeit ist nicht davon auszugehen, dass sich die Dynamik am Immobilienmarkt wesentlich abschwächen wird. Ich sehe keine Überhitzung.“
Die steigende Inflation könnte die Notenbanken dazu motivieren, die Zinsen anzuheben. Damit würden Staatsanleihen für Investoren interessanter. Doch das würde auch dazu führen, dass die Staaten den internationalen Investoren für ihre in der Corona-Krise deutlich gestiegenen Schulden höhere Zinsen zahlen müssten. Für Staaten wie Italien wäre das ein beträchtliches Problem.
Schaufler sieht lediglich bei Luxusimmobilien einen Rückgang der Nachfrage. Es ist nicht mehr so leicht wie früher möglich aus Staaten mit autoritären Regierungen finanzielle Mittel nach Österreich zu transferieren.
Bei der Statistik über die Aufteilung von Miete und Eigentum dominiert vor allem wegen der osteuropäischen Staaten das Eigentum. Dort wurden Wohnungen im Eigentum des Staates nach dem Zusammenbruch des Kommunismus zu sehr niedrigen Preisen abverkauft. Daher wohnen 96 Prozent der Rumänen in den eigenen vier Wänden. In Ungarn sind es immerhin noch 92 Prozent.
Wien ist anders
In Wien hingegen wohnen drei Viertel der Bevölkerung entweder im Gemeindebau oder bei den Gemeinnützigen Bauträgern oder bei privaten Vermietern. In den Ballungszentren gibt es wegen der hohen Grundstückspreise generell mehr Mietwohnungen als in den ländlichen Regionen.
In Deutschland ist der Eigentumsanteil beim Wohnen mit lediglich 51 Prozent sogar noch niedriger als in Österreich. Auch beim nördlichen Nachbarn gilt der Grundsatz: Eigentum muss man sich erst einmal leisten können. Wobei in deutschen Städten auch die Mieten höher sind als in Österreich.
Das aktuelle Cover des deutschen Nachrichtenmagazins Der Spiegel zeigt ein Einfamilienhaus. Dazu der Text: „Unbezahlbar. Warum sich Normalverdiener kaum noch ein Eigenheim leisten können.“
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