E-Fuels, Bio-Sprit, oder E-Antrieb? EU-Streit über Verbrennungsmotor

Aus einem Auspuffrohr eines Autos tritt Rauch aus.
Während Brüssel neue Abgasnormen ansteuert, wird die Debatte, wie die zu erzielen sind, heftiger. Berlin und Wien wollen Verbrenner retten.

Eigentlich klingt das Ganze nach einem harmlosen Kompromiss. Für Pkw bleibt alles soweit gleich, für Lkw wird es etwas strenger, außerdem sollen Autos auch bei Reifenabrieb, Bremsstaub und ein paar bisher kaum beachteten Abgasen nicht mehr ohne Kontrolle davonkommen. So sieht, in aller Kürze, die neue Euro-7-Abgasnorm aus, auf die sich der Rat der EU-Wirtschaftsminister am Montag in Brüssel geeinigt hat. Kann man sich jetzt mit dem EU-Parlament zeitgerecht einigen, soll das Ganze schon 2025 in Kraft treten.

Kernfrage Verbrennungsmotor

Im Hintergrund aber geht das Tauziehen um jene Kernfrage weiter, die die Zukunft für Europas Autofahrer, vor allem aber Europas Autoindustrie bestimmt. Sollen Verbrennungsmotoren, die zur Gänze oder teilweise nicht fossile Treibstoffe verbrauchen, den abgasfreien E-Autos gleichgestellt werden? Und damit der Streit noch komplizierter wird: Welche Treibstoffe sollen das sein – nur die aus Wasserstoff hergestellten E-Fuels, oder auch biologische Kraftstoffe, etwa aus pflanzlichen Ölen?

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Lkw in Brennpunkt

Deutschland, Zentralmacht der europäischen Autoindustrie, hatte kurz vor dem Ministergipfel versucht, die nicht fossilen Brennstoffe in der Euro-7-Norm unterzubringen. Dabei geht es vor allem um Lkw. Schließlich meinen viele Experten, dass gerade die wirklich dicken Brummer für die Langstrecken-Schwertransporte mit einem reinen E-Antrieb auch in Zukunft ihre Probleme haben könnten: Zu lange die Ladezeiten, zu schwer die Batterien, um steile Bergstrecken flott zu meistern.

Batterie nicht optimal

Auch Österreichs Wirtschaftsminister Martin Kocher meint, dass bei diesen Lkw „die Batterie vielleicht nicht die optimale Lösung ist“. Er jedenfalls könne dem deutschen Vorschlag „einiges abgewinnen“.

Doch der von Österreich unterstützte Vorstoß Deutschlands ist gescheitert. Vorerst bleiben die E-Fuels in der Euro-7-Norm unerwähnt. Ungeklärt auch, ob biologische Kraftstoffe als CO2-neutral gewertet werden. Das liegt auch daran, dass sich die zuständigen Ministerien in Berlin auf keine gemeinsame Linie einigen konnten. Dem von den Grünen geführten Wirtschaftsministerium sind biologische – also oft aus Nutzpflanzen – hergestellte Treibstoffe ohnehin nicht geheuer.

Minister treffen sich während des EU-Wettbewerbsfähigkeitsrats in Brüssel.

Gegen Bio-Sprit

Diese dürften auf keinen Fall den E-Fuels gleichgesetzt werden, machte der zuständige Staatssekretär Sven Giegold vor der Presse deutlich. Außerdem, ärgerte sich der grüne Politiker, seien die Euro-7-Normen von Anfang an „nicht sehr ambitioniert“ gewesen, und jetzt, nach den Verhandlungen, seien sie das „noch weniger“. Giegolds Wirtschaftsministerium hatte auf viel strengere Abgas-Vorschriften gedrängt. Das von der FDP geführte Verkehrsministerium dagegen wollte davon gar nichts wissen. Dort macht man sich lediglich für den Verbrennungsmotor und für die E-Fuels stark.

Technologie-neutral

Eine Linie, die der von Österreichs Bundeskanzler Karl Nehammer sehr nahe kommt. Hatte der doch E-Fuels als „die Zukunft“ bezeichnet und unter dem Motto „technologie-neutral“ darauf gedrängt, den Verbrennungsmotor weiter im Rennen in die grüne Zukunft zu belassen. Ähnlich wie in Berlin ist auch in Wien das von den Grünen geführte Umweltministerium gar nicht glücklich mit dieser Linie.

Dass der deutsche Vorstoß bei Euro-7 jetzt einmal gescheitert ist, dürfte den Streit verlängern. Auch im EU-Parlament, mit dem die Verhandlungen erst losgehen, gibt es ebenso überzeugte Vertreter der E-Fuels wie Gegner. Und das Spiel um die Zukunft der Mobilität wird in der EU mit ihren ehrgeizigen Klimazielen („Green Deal“) auf vielen Plätzen ausgetragen. Für den Grünen Sven Giegold aber steht das Ergebnis jetzt schon fest: „Das Ende des Verbrenners kommt sowieso.“

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