Mehr Bewegung im Gas- und Strommarkt

Walter Boltz: "Es beginnt sich ein normaler Wettbewerb zu entwickeln"
Neue Tarife heizen Wechsel an. Preissenkungen oft nur "homöopathisch" ausgefallen, schränkt E-Control-Chef Boltz ein.

Wer zum günstigsten Strom- und Gaslieferanten wechselt, kann bis zu knapp 500 Euro im Jahr sparen. Davon haben im ersten Halbjahr mehr als 200.000 Strom- und Gaskunden Gebrauch gemacht, so viele wie nie zuvor. "Es beginnt sich ein normaler Wettbewerb zu entwickeln", meint Walter Boltz, Vorstand der E-Control. Immerhin haben die Österreicher mittlerweile die Wahl zwischen 50 Strom- und 25 Gastarifen – zumindest in einigen Regionen.

Ein Indiz für mehr Wettbewerb sind auch Preissenkungen von 20 Lieferanten dieses Jahr. Allerdings sind diese oft "homöopathisch" ausgefallen, schränkt Boltz ein. "Es gibt erste Zeichen einer Verbesserung, aber die durchschnittlichen Preise für Haushalte sind noch immer sehr hoch und die Margen der Versorger beträchtlich." Im Europa-Vergleich ist die Kilowattstunde in Dänemark, Deutschland und Zypern am teuersten. Am günstigsten ist Strom in Bulgarien.

Die Marktkonzentration in Österreich ist noch hoch. Die drei größten Stromanbieter decken in ihren jeweils angestammten Regionen 57 Prozent des Gesamtmarktes ab, die Top-3-Gasanbieter halten sogar bei 65 Prozent. "In einem funktionierenden Markt sollten es maximal 40 Prozent sein", verweist Boltz auf Studien. Er rechnet damit, dass Österreichs Gasanbieter bald mehr Konkurrenz aus Deutschland bekommen, weil diese hierzulande höhere Margen erzielen können als in Deutschland.

Gas aus Russland

Wegen der Russland-Krise fürchtet Boltz noch keinen Versorgungsengpass in Österreich. "Es gibt genug Gas in Europa, und die Speicher sind voll." Auf politischer Ebene sei er "aber nicht wahnsinnig optimistisch". Das kürzlich unter EU-Schirmherrschaft zwischen Kiew und Moskau ausgehandelte "Winterpaket" zur Sicherung der Gasversorgung bis zum Frühjahr sei wie alle Vereinbarungen letztlich "nur ein Stück Papier".

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