Durchsuchungen bei VW in Wolfsburg
Im Abgas-Skandal hat es am Donnerstag eine Razzia bei Volkswagen gegeben. Am Vormittag seien in Wolfsburg und an anderen Orten Durchsuchungen durchgeführt worden, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Braunschweig.
Neben drei Staatsanwälten seien rund 50 Einsatzkräfte des Landeskriminalamtes im Einsatz gewesen. Bei den unangekündigt durchsuchten Gebäuden handle es sich sowohl um Geschäftsgebäude des Volkswagen-Konzerns als auch um Privatgebäude sowie Wohnungen von VW-Mitarbeitern. Details würden aus ermittlungstaktischen Gründen derzeit nicht mitgeteilt.
Ziel der Durchsuchungen sei es, Unterlagen und Datenträger sicherzustellen, die mit Blick auf „in Betracht kommende Straftatbestände“ Auskunft über die genaue Vorgehensweise der an der Manipulation der Abgaswerte von Dieselfahrzeugen beteiligten Firmenmitarbeiter und deren Identität geben könnten, teilte die Staatsanwaltschaft weiter mit.
„Wir werden die Staatsanwaltschaft bei der Ermittlung des Sachverhaltes und der verantwortlichen Personen nach besten Kräften unterstützen“, sagte ein VW-Konzernsprecher der Deutschen Presse-Agentur. Im VW-Stammwerk in Wolfsburg sei den Ermittlern eine umfassende Dokumentensammlung übergeben worden. Volkswagen werde die Staatsanwaltschaft bei der Ermittlung des Sachverhaltes und der verantwortlichen Personen nach besten Kräften unterstützen. Die Ermittlungen dienten schließlich „einer unverzüglichen und vollständigen Aufklärung, an der Volkswagen hohes Interesse hat.“ VW selbst hatte am 23. September Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Braunschweig erstattet.
Was auf die betroffenen Autobesitzer zukommt
Manipulation auch in Europa
Im Abgasskandal bei Volkswagen kommen jeden Tag neue Details ans Licht: VW räumte ein, die Steuerung zahlreicher Fahrzeuge mit dem Dieselmotor EA 189 könne nicht nur den amerikanischen Abgastest erkennen, sondern auch den europäischen Prüfzyklus NEFZ. Dies berichteten NDR, WDR und "Süddeutsche Zeitung". Bisher war gesichert, dass der Autobauer US-Tests manipuliert hat.
Der US-Chef von VW, Michael Horn, erklärte, er habe bereits im Frühling 2014 von möglichen Verstößen gegen Emissionsregeln in den USA erfahren.
Während beim 2-l-TDI ein Softwareupdate reichen sollte, dürften beim 1,6-l-Diesel umfassendere Eingriffe nötig werden. Michael Horn nennt zwei Möglichkeiten: Entweder man baut einen Stickoxid-Katalysator ein oder einen zusätzlichen Tank für das Additiv AdBlue.
Ein Unternehmenssprecher in Wolfsburg sagte zu den Berichten, ob und wie weit die Software tatsächlich unerlaubt eingreife, sei derzeit noch Gegenstand von internen und externen Prüfungen. "Auch ist rechtlich noch unklar, ob es sich überhaupt um eine verbotene Abschalteinrichtung im Sinne der europäischen Normen handelt." VW werde bei der technischen Lösung des Problems "keine Zeit" verlieren.
Bisher hatte VW mitgeteilt, bei der Mehrheit der betroffenen elf Millionen Fahrzeuge weltweit sei die Software zwar installiert, aber nicht eingeschaltet gewesen.
Die vom Volkswagen-Konzern wegen der Dieselabgas-Manipulationen angekündigten technischen Nachrüstungen bei den betroffenen Fahrzeugen dürfen aus Sicht des ÖAMTC den Autofahrern keine Nachteile bringen, "insbesondere bei Leistung und Verbrauch". Deshalb will der heimische Autofahrerklub "zufällig ausgewählte Fahrzeuge vorher und nachher auf Herz und Nieren überprüfen", hieß es am Donnerstag.
"Wenn die Aussagen von VW zutreffen, dass die Nachbesserung auf Verbrauch und Leistung keinen Einfluss haben wird, sollte bei den Tests vor der Nachbesserung danach dasselbe Ergebnis herauskommen", erklärte Bernhard Wiesinger, Leiter der ÖAMTC-Interessenvertretung, in einer Aussendung.
Die Vergleichsmessungen werde der Autofahrerklub auf jeden Fall vornehmen, auch wenn andere Länder ähnliche Überprüfungen durchführen. Schließlich habe der neue VW-Konzernchef Matthias Müller selbst erläutert, dass der betroffene Motor EA 189 je nach Land in Kombination mit verschiedenen Getrieben und diversen länderspezifischen Auslegungen verbaut sei. "Es macht daher Sinn, österreichische VW-Fahrzeuge separat zu testen", so Wiesinger. Man werde 2016 testen und das Ergebnis publizieren. Laut Volkswagen sind in Österreich rund 363.000 Autos betroffen.
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