Don Gil: Frisches Geld statt neuem Eigentümer

Don Gil: Frisches Geld statt neuem Eigentümer
Die Wiener Modekette bleibt vorerst im Besitz der Mariella-Burani-Gruppe. Mittelfristig wird ein Käufer gesucht.

Ein Verkauf der Wiener Modekette Don Gil ist vom Tisch. Vorerst zumindest. Bei einer Generalversammlung in Wien hat der italienische Eigentümerkonzern Mariella Burani - dieser ist über die Fashion Network Spa an Don Gil beteiligt - eine Kapitalspritze "in Millionenhöhe" beschlossen, bestätigt Don-Gil-Sprecher Thomas Hahn: "Fließt das Geld wie geplant bis Ende Juli, ist der Liquiditätsengpass vorerst überwunden." Bis Ende Juli wird eine Einigung mit den Gläubigerbanken angestrebt.

Don Gil hat das Geld bitter nötig. Hahn: "Wir sind zeitlich unter Druck, weil die Herbst- und Wintermode bereits vor der Tür steht." Ohne Geld gibt es aber keine Ware und nachdem Mariella Burani im Vorjahr insolvent und vom Staat aufgefangen wurde, schrillen bei vielen Lieferanten von Don Gil die Alarmglocken.

Der Plan der Mailänder ist jetzt, die Braut noch einmal herauszuputzen und in zwei, drei Jahren zu einem guten Preis auf den Markt zu bringen. Denn derzeit will niemand viel Geld für die Modekette auf den Tisch legen. Ein Käufer hätte hohe Verbindlichkeiten (2009 weist die Bilanz rund 28,5 Millionen Euro aus, Zahlen aus 2010 sind nicht bekannt) übernehmen müssen. Dem Vernehmen nach sollen die Kaufgebote für die Textilkette mit 30 Standorten bei gerade einmal zehn Millionen Euro gelegen sein.

Interessenten

In den vergangenen eineinhalb Jahren hat die Wiener Modekette bereits Federn gelassen. So wurden fünf unprofitable Standorte - in Linz, Dornbirn, am Wiener Kohlmarkt und zwei in Graz - geschlossen. Rund 40 Mitarbeiter haben ihren Job verloren. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht sieht Hahn das Unternehmen heute besser aufgestellt als noch vor ein paar Jahren und hofft, dass es mittelfristig von einem Käufer weitergeführt wird.

Als Interessent hat sich der Wiener Einzelhandels- und Immobilien-Unternehmer Jamal Al-Wazzan deklariert. Er hat 2008 die Modekette Schöps übernommen, die es mittlerweile nicht mehr gibt. Don Gil hätte er weitergeführt, sagt er.

Don Gil beschäftigt aktuell 370 Mitarbeiter an 30 Standorten. Ein weiterer Filial- und Mitarbeiterabbau soll vorerst nicht geplant sein, versichert Hahn. Neben Österreich ist die Modekette zwei Mal in Prag vertreten und betreibt in der Schweiz 18 Shops unter dem Namen Bernie's. Gegründet wurde das Unternehmen 1971 vom Österreicher Peter Szlatinay, seit 2004 gehört es zur Mailänder Mariella-Burani-Gruppe.

Kommentare