Turbulente Zeiten für Disney: Wie der Megakonzern sein Geld macht

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Das Unternehmen geht wirtschaftlich stabil in turbulente Zeiten. Im Streaming-Geschäft zeigen sich nach Anlaufschwierigkeiten Erfolge.

Zusammenfassung

  • Jimmy Kimmel kehrte nach Suspendierung mit Rekordquote zu ABC zurück
  • Disney sieht sich angesichts der Debatte um Meinungsfreiheit, Boykottaufrufen und Kritik an der Konzernführung mit Herausforderungen konfrontiert, bleibt finanziell jedoch stabil.
  • Streaming-Geschäft und Vergnügungsparks entwickeln sich positiv, 2026 steht ein Führungswechsel an.

Es war eine Rückkehr mit Würde, die durchaus berührende Momente hatte. Am Dienstag ging der US-Talkmaster Jimmy Kimmel mit seiner Late Night Show nach sechs Tagen Zwangspause auf dem zum Disney-Konzern gehörenden Sender ABC wieder auf Sendung. 6,2 Millionen Menschen sahen zu, mehr als viermal so viele wie sonst. 

Für den 1923 gegründeten US-Platzhirschen im Unterhaltungsgeschäft war die Aufregung um den Talkmaster ein Balanceakt

Das auf Neutralität und Familienfreundlichkeit bedachte Unternehmen sah sich sowohl vor als auch nach der Suspendierung der Late Night Show mit Boykottaufrufen  konfrontiert. Weil Kimmel sich nach dem Mord am rechten Demagogen Charly Kirk über die Reaktion der MAGA-Republikaner lustig machte, trudelten erboste Mails und Drohungen bei dem Disney-Sender ein. 

Nachdem auch Brendan Carr, der Chef der US-Kommunikationsbehörde FCC, mit Konsequenzen drohte, zog man die Reißleine. Die Absetzung der Sendung befeuerte eine Debatte über Meinungs- und Pressefreiheit, die durch US-Präsident Donald Trump zunehmend in Gefahr gerät. In Online-Netzwerken wurde zur Kündigung von Disney-Abos aufgerufen. Hunderte Filmschaffende protestierten gegen die Suspendierung. 

Konzernchef Bob Iger, dem vor fünf Jahren Ambitionen auf eine Präsidentschaftskandidatur bei den Demokraten nachgesagt wurden, sah sich auch mit Kritik des Disney-Urgesteins Michael Eisner konfrontiert. Eisner, der den Konzern von 1984 bis 2005 leitete, vermisste in der Debatte „Führungsstärke“. Mit der Wiederaufnahme der Show sollte den Kritikern Wind aus den Segeln genommen werden.

Turbulente Zeiten für Disney: Wie der Megakonzern sein Geld macht

Disney-Chef Bob Iger.

Finanziell verkraftbar

Finanziell dürfte sich der Schaden in Grenzen halten. Zwar verloren die Disney-Aktien nach der Suspendierung Kimmels rund drei Milliarden Dollar an Wert. Nach der Rückkehr des Talkmasters erholten sie sich  wieder. Die Schrammen, hofft man, werden bald verschwunden sein.

Für den Konzern läuft es derzeit eigentlich ganz gut. Wie andere Unternehmen aus dem Bereich hat auch Disney mit einem Strukturwandel zu kämpfen. Das traditionelle Mediengeschäft bröckelt, neue Geschäftsfelder, wie das Streaming, müssen  erschlossen werden. 

Der vor drei Jahren nach einem zweijährigen Intermezzo an die Konzernspitze zurückgekehrte langjährige Vorstandsvorsitzende Iger brachte Disney dabei wieder auf Kurs. Neben einem Sparprogramm, dem 7.000 Stellen zum Opfer fielen, nahm sich der heute 74-Jährige dem chronisch defizitären Streaming-Geschäft an. 

Erfolge im Streaming

Zwar liegt Disney, das spät zur Party kam, deutlich hinter den Konkurrenten Netflix und Amazon Prime Video zurück. Seit Mitte vergangenen Jahres verdient der Konzern mit seinen Streamingdiensten Disney+ und Hulu  aber Geld, im zweiten Quartal waren es immerhin mehr als 300 Millionen US-Dollar

Zu den schwarzen Zahlen beigetragen haben auch werbegestützte Abo-Varianten und Kombiangebote. Zuletzt kam auch der auf Sport fokussierte Dienst ESPN+ dazu. Mit dem Zugpferd Live-Sport habe das Streaming heuer erstmals auch das Kabelfernsehgeschäft überholt, sagt die Börsenexpertin und Vizepräsidentin der Österreich-Amerikanischen Gesellschaft, Monika Rosen

Während das klassische Disney auf Familien und Kinder abziele, trage das auf Männer fokussierte Sportgeschäft dazu bei,  andere Zielgruppen anzusprechen. Zuletzt wurde auch die Übernahme von Medienangeboten der  US-Football-Liga NFL angekündigt. Eine Entscheidung der Regulierungsbehörden zu dem milliardenschweren Geschäft steht noch aus. Die Kontroverse um die Kimmel-Show könnte sie durchaus beeinflussen, heißt es.

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Die Vergnügungsparks bescheren Disney die meisten Gewinne.

Cashcow Disneyland

Cashcow des Konzerns  sind die Vergnügungsparks. Das Geschäft sei zwar umsatzmäßig kleiner als der Entertainment-Bereich und wachse langsamer, mache aber deutlich mehr Gewinn, sagt Rosen. In den kommenden Jahren sollen jedenfalls Milliarden investiert werden. Erstmals seit 15 Jahren wird auch ein neues Disneyland gebaut. Platz finden soll es auf Yas Island im arabischen Abu Dhabi. Vergnüngungsparks seien allerdings sehr konjunkturanfällig, sagt Rosen.

Vor Führungswechsel

2026 steht bei dem Konzern ein Führungswechsel bevor. Ende des Jahres will sich Iger endgültig in den Ruhestand verabschieden.  Als aussichtsreiche Kandidatin für seine Nachfolge gilt Dana Walden, die den TV-und Streaming-Bereich verantwortet. Iger  gehöre in die Liga der „ganz großen CEO-Persönlichkeiten“, sagt Rosen: „Es sind große Schuhe, die zu füllen sind.“

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