Diskonter heizen den Bäckern ein

Diskonter heizen den Bäckern ein
Auch Hofer will nun in seinen Filialen Weckerln backen. Lidl investiert in eigene Anbauten für Backshops.

Das Geschäft mit der warmen Semmel ist heiß umkämpft: Lebensmittelhändler statten ihre Filialen mit Backstationen aus, in denen vorgebackene oder tiefgefrorene Teiglinge von Großbäckern (auf-)gebacken werden. Auch Dank dieser Backshops setzen Lebensmittelketten mit Brot und Gebäck bereits mehr um als traditionelle Bäckereien. Auch der Diskonter Hofer wird rund um den Jahreswechsel mit eigenen Backautomaten starten. Derzeit laufen Gespräche mit Bäckern, die die tiefgekühlten Teiglinge an die ersten vier Testfilialen liefern sollen. In der Branche wird davon ausgegangen, dass nicht nur von österreichischen Bäckern Angebote eingeholt wurden. Die Konzernmutter Aldi-Süd hat ihre deutschen Filialen bereits mit Backautomaten ausgestattet, die - ähnlich einem Cola-Automaten - auf Knopfdruck die gewünschte Ware "ausspucken". In Österreich soll der Backvorgang nicht hinter verschlossenen Türen stattfinden und damit auch nicht so anonym wie in Deutschland sein. Dort machte übrigens der Bäckerverband wegen irreführender Werbung gegen Aldi mobil. In den Automaten würden fertige Backwaren nur aufgewärmt und etwas gebräunt und nicht gebacken werden, wetterten Branchenvertreter.

Beim Hofer-Konkurrenten Lidl ist bereits "in jeder Filiale ein eigener Brotbackofen vorhanden, in dem mehrmals täglich gebacken wird", heißt es aus dem Unternehmen. Das Sortiment wird ausgebaut. "Dadurch kann es in einzelnen Fällen dazu kommen, dass mangels räumlicher Ressourcen Anbauten erforderlich sind, derzeit haben wir zwölf Backanbauten", unterstreicht ein Lidl-Mitarbeiter.

Auch der Diskonter Penny hat bereits seit acht Jahren Backöfen in seinen Filialen und verkauft laut eigenen Angaben jährlich 30 Millionen aufgebackene Semmeln. "Mit den in der Filiale aufgebackenen Waren machen wir zwei bis drei Mal so viel Umsatz wie mit abgepackter Ware", sagt Patrick Anetshofer, Einkaufsleiter bei Billa.

Französisches Baguette

Wie auch seine Konkurrenten betont er gerne die österreichische Herkunft der Ware. Nur wenig komme aus dem Ausland - etwa das Original französische Baguette oder die Apfeltasche aus der Feinkost. Beides wird von französischen Werken bezogen. Eine durchschnittlich große Filiale wird mittlerweile von bis zu zehn unterschiedlichen Bäckern beliefert. "Fünf bis sechs mischen im großen Stil mit, dazu kommen kleine Betriebe, mit denen sich die Händler ein regionales Mascherl umbinden", sagt Michael Bruckner, Sprecher der Markenbäcker. Der Großbäcker Anker hat übrigens gerade das Geschäft mit rund hundert Wiener Billa-Filialen abgegeben. Aufgrund der hohen Logistikkosten wollte er die Läden nicht mehr täglich anfahren, ist zu hören. Ob die Backshops der Handelsketten zu einem Bäckersterben führen, ist umstritten. Wer diese beliefert, sei gut unterwegs, wer nicht, müsse eine Nische suchen, heißt es. "Wir haben eine Strukturveränderung, aber der Produktionswert steigt", will Branchenobmann Reinhard Kainz "die Branche nicht krankjammern".

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