Digitalisierung: Für Klein- und Mittelbetriebe wird es ernst

Digitalisierung: Für Klein- und  Mittelbetriebe wird es ernst
Will Österreichs Industrie wettbewerbsfähig bleiben, muss sie ihre digitale Kompetenz ausbauen.

Österreichs Industrie hat weltweit eine gute Reputation. Diese steht aber auf dem Spiel, wenn heimische Unternehmen das Thema Digitalisierung verschlafen. Bei den Leitbetrieben ist die Botschaft angekommen, nun muss die breite Massen, die Klein- und Mittelbetriebe, auf den Zug aufspringen, sagt Kurt Hofstädter, Vorstandsvorsitzender der Plattform Industrie 4.0 Österreich.

„Wir haben über Generationen viel Know-how aufgebaut. Mit Digitalisierung und künstlicher Intelligenz können wir unsere Position ausbauen“, meint Hofstädter. Es gehe um Wettbewerb, und darum, Komplexität zu beherrschen. Früher habe es zum Beispiel nur einige wenige verschiedene BMW-Modelle gegeben, heute gebe es x-fach mehr Varianten. Digitalisierung sei ein Mittel, um diese Komplexität bewältigen zu können.

Digitaler Reifegrad

Wenn ein Unternehmen nicht weiß, wo es digital steht, kann es das Reifegradmodell der Plattform Industrie 4.0 Österreich in Anspruch nehmen. „Damit prüfen wir die digitale Fitness von Unternehmen“, sagt Hofstädter. In der Folge werden Maßnahmen abgeleitet, die die Unternehmen weiterbringen können.

„Wichtig für die digitale Transformation ist Zusammenarbeit“, mahnt Hofstädter. Zusammenarbeit mit Forschungsstellen, zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern sowie mit Geschäftspartnern. „Wichtig ist es auch, junge Menschen, besonders Frauen, für die Technik zu begeistern“, so Hofstädter.

Damit die Arbeitnehmer beim Thema Digitalisierung nicht auf der Strecke bleiben, müssen sie eingebunden werden, sagt Renate Anderl, Präsidentin der Bundesarbeiterkammer. „Wir wollen, dass die Arbeitnehmer von den neuen Technologien profitieren und nicht umgekehrt“, fordert die AK-Chefin. Außerdem müssten sie einen fairen Anteil an den Gewinnen erhalten.

Gewinn für Mitarbeiter

Nur durch Aus- und Weiterbildung werde es gelingen, die Beschäftigten digital fit zu machen. Und nur dann könne die digitale Gesellschaft ein Gewinn für alle sein, ist Anderl überzeugt. Die AK investierte selbst 150 Millionen Euro in „digitale“ Bildung.

Dass die Plattform Industrie 4.0 Österreich 2014 zustande gekommen ist, war keine Selbstverständlichkeit, erinnert sich Brigitte Ederer, Präsidentin des Fachverbands der Elektro- und Elektronikindustrie. Am Anfang habe es viele Animositäten zwischen Bundesländern und Ministerien gegeben. „Zum Schluss ist es aber gelungen“, sagt Ederer.

Ihr geht es darum, bestehendes Wissen abzusichern. „Es gibt gerade einen Generationenwechsel, und die, die in Pension gehen, nehmen das Wissen mit.“ Viel Know-how sei nicht dokumentiert, daher müsse es gesammelt und mittels künstlicher Intelligenz erlernbar gemacht werden. „Dadurch könnte enormes Wissen über technische Prozesse weitergegeben werden.“

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