Digitale Wegweiser zum Urlaubsgast

Wohin geht die Reise? Programme zeigen in Echtzeit, wenn ein Kölner in Tirol bucht
Werber durchleuchten Reisende, diese übernehmen wiederum den Job der Werber – mit ihren Selfies.

Petra Stolba, Chefin der Österreich Werbung, zeigt auf den Riesenbildschirm. Darauf flimmert eine Weltkarte, Stolba zoomt auf Europa. Grüne Lichter blinken in vielen Teilen Hollands, Deutschlands oder Großbritanniens. Mitunter poppen Pfeile auf, die Richtung Tirol, Wien oder Salzburg zeigen.

Die Karte zeigt in Echtzeit, wo sich gerade jemand im Internet über Österreich-Urlaube informiert und wo gerade ein Hotel gebucht wird. Möglich machen das die Daten des Tourismusdienstleisters easybooking, über den rund 3000 Hotels in Österreich ihre Buchungen laufen lassen. Das entspricht etwa zehn Prozent der Hotels, weshalb die Aussagekraft der Daten noch überschaubar ist.

Echtzeit-Daten

Es ist aber zumindest ein Anfang. Für die Werber sind Echtzeitdaten Gold wert, weil sie sofort reagieren können. "Sehen wir, dass noch relativ wenig deutsche Gäste gebucht haben, wissen wir, dass wir die Werbeaktivitäten dort verstärken müssen", erklärt Stolba. Zudem zeigt die Technik sofort, welche Kampagnen angeklickt werden und welche nicht. Das spart Geld – was nicht sofort funktioniert, wird in Zeiten knapper Budgets sofort wieder eingestellt.

Einer der wohl bekanntesten Werbebanner Europas blieb heuer übrigens schwarz – jener von Londons Piccadilly Circles. Die Werbefläche wird technisch aufgerüstet. Sie wird sich unter anderem die Geschwindigkeit der vorbeifahrenden Autos registrieren und die Frequenz, in der die Werbeeinschaltungen durchlaufen, anpassen. Technisch aber schon viel mehr möglich, sagt Andreas Wochenalt, Teamleiter Innovationen & Kampagnen in der Österreich Werbung. Etwa dass Werbebanner Automarken wie Audi erkennen und Werbung auswerfen, die laut Marktforschung für Audifahrer passt.

"Für uns ist wichtig, dass die Werbung zum richtigen Zeitpunkt kommt", betont Stolba. Fallen in London die ersten Schneeflocken, will sie Winterspots von Österreichs Bergen auf den digitalen Werbeflächen sehen. Schließlich ist das genau der Zeitpunkt, zu dem der nächste Winterurlaub ein Thema wird.

Technisch ist so gut wie alles möglich. "Das ist weniger eine Frage des Preises als der Definition", sagt ein Experte. Schon jetzt gebe es Kaffeehäuser, die ihre Werbung an nahegelegenen Bushaltestellen buchen, wenn das Wetter besonders schlecht ist – also dann, wenn sich die Leute aufwärmen wollen.

Selfie-Manie

Die glaubhaftesten Werbefotos machen nicht unbedingt die Werber. Sie kommen von den Urlaubern selbst – getarnt als Selfies. Fotos vom Essen, Videos von der Helmkamera bei der Abfahrt oder vom Apres Ski. Stets gut inszeniert – schließlich sollen die anderen via Social Media neidisch gemacht werden. Kein Wunder also, dass zum Beispiel Skigebiete Millionen ins Wlan am Sessellift pulvern, um der Bilderflut nicht im Weg zu stehen.

Geht es nach den Vorstellungen von Petra Stolba, sollten Urlaubsregionen ihre Gästedaten bündeln. Damit ergeben sich neue Vermarktungsmöglichkeiten. Etwa, dass Navis Autofahrer auf Sehenswürdigkeiten in ihrer Nähe aufmerksam machen.

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