Diess tritt als VW-Chef ab: Porsche-Manager Blume wird Nachfolger

Diess setzt auf das Elektroauto
Der Österreicher Herbert Diess tritt nach vielen Konflikten mit dem Aufsichtsrat. Ende August frühzeitig zurück. Nachfolger wird Porsche-Chef Oliver Blume.

Herbert Diess tritt als Vorstandschef von Volkswagen ab. Der 63-Jährige habe sich mit dem Aufsichtsrat darauf verständigt, zum 1. September auszuscheiden, teilte das Unternehmen am Freitagabend überraschend mit. Nachfolger soll Porsche-Chef Oliver Blume werden. Die Entscheidung sei „einvernehmlich“ gefallen, hieß es in Wolfsburg. Diess war seit 2018 Konzernchef, zuvor verantwortlich für die Kernmarke VW.

Blume hatte bereits länger als möglicher Nachfolger gegolten. „Er wird den Vorstandsvorsitz übernehmen und daneben seine Funktion als Vorstandsvorsitzender der Porsche AG fortführen“, erklärte der Konzern. Die Kontrolleure beschlossen zudem, dass VW-Finanzchef Arno Antlitz den bisherigen Porsche-Lenker Blume „im operativen Tagesgeschäft“ unterstützt.

Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch dankte Diess. Dieser habe „die Transformation des Unternehmens maßgeblich vorangetrieben“. Diess schob den Umbau von Volkswagen in der E-Mobilität tatsächlich maßgeblich voran, was nicht allen beim größten Autohersteller Europas gefiel. Vor allem im mächtigen Betriebsrat. Denn Diess kündigte im Zuge der klaren Ausrichtung hin zur E-Mobilität neue Sparprogramme mit dem Abbau von 30.000 Jobs an.

Dennoch wurde der Vertrag des gebürtigen Österreichers mit Sanktus der Eigentümerfamilien Porsche und Piech Ende des Vorjahres vorzeitig bis 2025 verlängert. Allerdings musste Diess Macht abgeben. VW-Markenchef Ralf Brandstätter rückte zu Jahresanfang in den Konzernvorstand auf und übernahm das neue Ressort „Volkswagen Pkw“ und damit von Diess das Kerngeschäft. Zudem hätte er auch noch ab August das wichtige China-Geschäft von Diess übernehmen sollen.

Zuletzt gab es erneut etliche Probleme, vor allem bei der stockenden und sich nochmals verteuernden Entwicklung eigener Software- und IT-Systeme bei der Tochter Cariad. „Das hat wohl zu viele Probleme und Kosten verursacht“, sagt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer zum KURIER. Laut Handelsblatt war nun die Geduld der Eigentümerfamilien zu Ende und sie senkten den Daumen über Diess.

Gleiches Schicksal

Diess war bei seinem Vorgänger Matthias Müller ähnlich vorgegangen. Diess war Müller als Aufpasser zugewiesen worden, in dieser Rolle hatte er keine Gelegenheit ausgelassen, sich zu profilieren – bis Müller schließlich 2018 entnervt alles hinschmiss.

Trotz hoher Nachfrage konnte die Gruppe im Startquartal weltweit nur 1,9 Mio. Fahrzeuge ausliefern, gut ein Fünftel weniger als vor einem Jahr. In China gab es ein Absatzminus von 23,9 Prozent. Die Verknappung der Gesamtzahl an Autos und Umleitung noch vorhandener Elektronik in Oberklasse- und E-Modelle hält die Gewinne bisher oben.

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