Die Wirtschaftskraft der katholischen Kirche

Die Kirche lebt nicht nur vom Spirituellen, sie betreibt auch Forstwirtschaft, Brauereien, Spitäler und Schulen – und wird dabei vom Staat finanziell kräftig unterstützt.
123.000 Beschäftigte in Österreich hängen direkt oder indirekt von der Kirche ab.

Eigentlich ist die Leistung der römisch-katholischen Kirche in Österreich nicht in Zahlen zu fassen.“ Markus Rubasch, Vorsitzender der Männerorden Österreichs und Ökonom im Stift Schlägl, stellt bei der Vorstellung der Studie „Die katholische Kirche und ihre ökonomischen Effekte“ gleich klar, dass diese Erhebung nur einen Teil des Wirkens beschreibt. „Wir stärken Hoffnung und Zuversicht“, beschreibt er den „wahren Wert“ der Kirche.

Alexander Schnabl vom Institut für Höhere Studien (IHS) und Franz Prettenthaler vom Joanneum Research in Graz haben im Auftrag der Kirche dennoch den Versuch unternommen, die Wirtschaftskraft der Kirche in Österreich in Zahlen zu gießen. Angefangen von den 890 Kindergärten, 288 Schulen und 30 Ordensspitälern über die Unterbringung von Flüchtlingen bis zu den Forstwirtschaften von Klöstern und der Belebung des Handels durch Taufen und Firmungen haben die beiden Forscher die Auswirkung der kirchlichen Sehenswürdigkeiten auf den Tourismus durchleuchtet.

Die Ergebnisse sind durchaus erstaunlich: 123.000 Vollzeitarbeitsplätze, das sind 3,95 Prozent aller Beschäftigten in Österreich, hängen direkt oder indirekt mit der Kirche zusammen – die meisten davon im Gesundheits- und Pflegebereich. Die Kirche selbst beschäftigt 14.000 Menschen.

Alle kirchlichen Einrichtungen zusammen – Spitäler, Schulen, Caritas, Forstbetriebe u.a.) – kommen auf eine Wirtschaftsleistung von 6,6 Milliarden Euro. Damit tragen sie 2,36 Prozent zur gesamtösterreichischen wirtschaftlichen Leistung bei.

Steuervorteile

Besonders überraschend ist für die Studienautoren, dass die häufig kritisierten Steuervorteile der katholischen Kirche gar nicht so groß sind, wie landläufig behauptet. Da ist zum einen die Grundsteuer, von der Kirchengebäude und Pfarrhäuser ausgenommen sind. Nur 7,5 Millionen Euro und nicht wie manchmal behauptet 50 Millionen Euro entgingen dem Staat dadurch, ermittelten die Ökonomen. Und durch die steuerliche Absetzbarkeit der Kirchenbeiträge würden 100 Millionen Euro an Steuern weniger bezahlt.

Weniger Rückflüsse

Die Steuervorteile sind nicht das einzige, was der Staat der Kirche gewährt. Dazu kommen noch Subventionen etwa für die Renovierung der denkmalgeschützten Klöster und die Ausgaben für Religionslehrer, die in Summe 643 Millionen Euro ausmachen. Für die Gehälter der Lehrer in den katholischen Privatschulen, für Gesundheits- und Sozialeinrichtungen gibt der Staat 2,84 Milliarden Euro aus. In Summe fließen jährlich also 3,48 Milliarden Euro von der öffentlichen Hand in die Kassen der kirchlichen Institutionen. Dem stehen aber Steuern und Sozialabgaben der Kirche von 3,35 Milliarden Euro gegenüber. „Das sind durchaus schöne Rückflüsse“, sagt Schnabl. Damit fließen „nur“ 130 Millionen Euro mehr vom Staat in die Kirche als er von dort zurückbekommt.

Allerdings: Der wirtschaftliche und gesellschaftlich bewertbare Nutzen der Kirche belaufe sich auf mehr, nämlich 8,5 Milliarden, sagen die Forscher. Das inkludiere auch ehrenamtliche Arbeit und Entwicklungshilfe.

Die Wirtschaftskraft der Kirche

Wertschöpfung Jeder 42. in Österreich erwirtschaftete Euro steht in Zusammenhang mit der katholischen Kirche, ermittelten die Autoren der Studie. Insgesamt 6,6 Milliarden Euro an Wertschöpfung – das sind alle erzeugten Waren und Dienstleistungen – hängen mit der Kirche zusammen: Das umfasst unter anderen Leistungen der Ordensspitäler, Schulen, Kindergärten, der Caritas, der Missionen und klösterlichen Wirtschaftsbetriebe.

Privilegien Der Staat gewährt der Kirche zum einen Steuervorteile: Kirchengebäude und Pfarrämter sind von der Grundsteuer ausgenommen und die Kirchenbeiträge können von der Steuer abgesetzt werden. Zum anderen subventioniert der Staat die Kirche: Förderungen für die Renovierung denkmalgeschützter Gebäude, Zahlung von Lehrern an katholischen Schulen, Unterstützung von Ordensspitälern. 3,48 Milliarden Euro zahlt der Staat in Summe dafür.

Kommentare