Neben Geld, Macht und Einfluss haben die Big Five auch unsere Daten. Sie wurden zu Gelddruckmaschinen, weil Hunderte Millionen Menschen Tag für Tag ihre Daten und Informationen gratis und freiwillig ins Netz stellen. Andere Unternehmen sind auf teure Rohstoffe angewiesen. Internetkonzerne verwandeln (Gratis-)Daten in bare Münze.
Kurzum: Die Big Five sind mit dem Wissen um unsere Vorlieben und Meinungen, Hoffnungen und Ängste, extrem weit in unser Alltagsleben vorgedrungen. Vermutlich kennt uns Amazon besser als jeder unserer besten Freunde.
Auch bei Google dürfte das nicht viel anders sein. Die führende Suchmaschine hat aber „zwei Gesichter“, weiß Sachbuchautor („Die Google-Falle“) und AT&S-Konzernsprecher, Gerald Reischl: „Daten und Privatsphäre, das wird alles ausspioniert. Aber Google steckt auch viel Geld in Zukunftsthemen wie Robotik, Medizin, Ernährung, E-Mobility.“ Nachsatz: „Im Alltag kommt man den Big Five nicht mehr aus.“
Android oder iOS?
Oder greifen Sie noch zu einem Lexikon? Wahrscheinlich kaum, man googelt heute. Und beim Smartphone: Gehören Sie zur Apple-Fraktion oder sind Sie in der Google-Welt daheim? Android oder iOS, also irgendwo Siri oder Alexa? Die Frage ist auch: Geben Sie ihre Finanz- und Gesundheitsdaten ebenso freiwillig preis wie ihr Aussehen, ihre Gewohnheiten und politischen Ansichten?
Man vergisst recht leicht: Facebook, Amazon & Co sind keine mildtätigen Unternehmen, sondern Profitmaximierer und mitunter Steuerminimierer. Sie beherrschen das Datengeschäft und damit uns. Sie sind in ihren Märkten so etwas wie die neuen Supermonopole und kein Konkurrent von außerhalb kann ihnen so schnell gefährlich werden. Den Kampf liefern sie sich in erster Linie untereinander.
Apple gegen Amazon lautet etwa der Kampf um die Vorherrschaft bei Musik, Filmen oder Bezahldiensten. Apple Pay gegen Amazon Pay. Und Google Pay natürlich auch. Braucht in Zukunft noch jemand Banken?
Apple ist an der Börse heute mehr als 2.000 Milliarden US-Dollar wert und hat in den vergangenen fünf Jahren 100 Unternehmen aufgekauft. Also alles, was rundherum kreucht und fleucht.
Der einstige Online-Buchhändler Amazon ist heute das größte Kaufhaus, Gründer Jeff Bezos der reichste Mensch der Welt. Was sie lesen, hören, schauen und – last minute – zu Ostern verschenken wollen, Amazon ahnt es, bevor sie es wissen.
Facebook gegen Google
Facebook gegen Google und auch Amazon heißt das Match um den globalen Werbekuchen, mit dem im Internet das große Geld zu verdienen ist.
Die ganze Welt versucht mit viel Aufwand unter die jeweils ersten Treffer bei einer Google-Suche zu kommen, um die eigenen Produkte und Inhalte im Netz sichtbar zu machen. Gilt die Suche aber einem bestimmten Produkt, wird öfter via Amazon gesucht. Der stationäre Handel hat die Online-Entwicklung vielfach verschlafen.
Aber auch Facebooks Datenbank ist für die personalisierte Werbung Gold wert. 2,6 Milliarden Menschen nutzen die Dienste von Facebook jeden Tag (inklusive Whatsapp, Instagram und Messenger). Facebook alleine erreicht 1,8 Milliarden tägliche Nutzer.
Andere Digital-Plattformen, News- oder Messenger-Dienste wollen natürlich auch ein Stück vom jeweiligen Kuchen, können aber meist nur am Randstück knabbern.
Umsonst gibt es all das freilich nicht: Facebook kaufte Whatsapp 2014 für fast20 Milliarden Dollar. Die teuerste Übernahme von Microsoft war Skype, für das 2011 8,5 Milliarden Dollar bezahlt wurden. Google und Apple stehen sich bei Betriebssystemen für Smartphones (Android, iOS) als direkte Konkurrenten gegenüber oder etwa auch bei Internetbrowsern. Googles Chrome ist mit rund 65 Prozent Marktanteil weit voraus, Apples Safari kommt mit 12 Prozent Marktanteil noch immer auf Platz 2.
Serienstart
Diese Liste ließe sich noch lange fortsetzen. Der KURIER widmet sich ab Montag in einer sechsteiligen Serie den Big Five sowie Tesla, als Beispiel für einen erfolgreichen Tech-Konzern außerhalb des engeren Internet-Umfeldes. Aber selbst der Elektro-Auto-Pionier wäre ohne die allgegenwärtige Vernetzung der Fahr- und Fahrgastdaten nicht dort, wo er heute steht. Zwar hat Tesla erst einmal Gewinn geschrieben in seiner 17-jährigen Unternehmensgeschichte. Dennoch ist Tesla an der Börse vier Mal so viel wert wie Volkswagen.
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