Verdacht bestätigt: Gefälschte Prüfberichte bei Boeing

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Boeing bestätigt: Mitarbeiter haben ausgelassene Kontrollen als durchgeführt eingetragen.

Die US-Luftfahrtbehörde FAA hat eine neue Untersuchung gegen Boeing eingeleitet. Es gehe um den Verdacht, dass bei bestimmten Flugzeugen des Typs 787 Dreamliner erforderliche Inspektionen nicht gemacht wurden, teilte die Behörde am Montag mit.

Dienstagfrüh bestätigte nun der Konzern: Boeing-Mitarbeiter haben Prüfberichte zum Langstrecken-Jet 787 "Dreamliner" gefälscht und dem Flugzeugbauer eine weitere Untersuchung der US-Luftfahrtbehörde FAA eingebracht.

Ausgelassene Kontrollen

Kontrollen der Verbindung zwischen Rumpf und Tragflächen seien zum Teil ausgelassen und dennoch als durchgeführt eingetragen worden, teilte Boeing mit. Der Konzern betonte, es handle sich nicht um ein dringliches Sicherheitsproblem für die aktuelle Flotte, es müssten keine Flugzeuge am Boden bleiben.

Die neue Untersuchung wurde am Montag von der US-Luftfahrtbehörde FAA bekannt gegeben. Es werde geprüft, ob die nötigen Inspektionen durchgeführt worden seien - und die Behörde gehe auch den Fälschungsvorwürfen nach. 

Der Konzern überprüfe alle 787 "Dreamliner" auf den Produktionslinien und müsse auch einen entsprechenden Plan für Maschinen ausarbeiten, die in Betrieb seien.

Boeing betonte, man habe die FAA umgehend über den Verstoß informiert. Ein Boeing-Mitarbeiter habe einen Verstoß gegen die Prüfungsvorgaben beobachtet und das Management informiert, schrieb 787-Programmchef Scott Stocker in einer E-Mail an die Belegschaft.

Inspektionen müssen nachgeholt werden

Danach habe Boeing festgestellt, dass "mehrere Personen" im Werk im US-Bundesstaat South Carolina die vorgeschriebenen Tests nicht durchgeführt, aber in den Unterlagen als abgeschlossen vermerkt hätten. Die Inspektionen müssten nun außerplanmäßig nachgeholt werden.

Die Qualitätsaufsicht bei Boeing steht seit einem dramatischen Zwischenfall Anfang Jänner verstärkt im Mittelpunkt. Bei einer so gut wie neuen Boeing 737-9 Max der US-Fluggesellschaft Alaska Airlines brach kurz nach dem Start im Steigflug ein Rumpf-Fragment an der Sitzreihe 26 heraus. 

Es kam niemand zu Schaden; die beiden Sitze in der Nähe des Lochs im Rumpf waren durch einen glücklichen Zufall leer geblieben und das Flugzeug befand sich noch in relativ geringer Höhe.

Danach forderte die FAA Boeing auf, einen Plan zur Verbesserung der Qualitätskontrollen vorzulegen. Außerdem blockierte die Behörde bis auf weiteres den von Boeing angestrebten Ausbau der 737-Max-Produktion.

Boeing weist andere Vorwürfe zurück

Um das 787-Programm wiederum ging es zuletzt bei einer Anhörung im US-Senat. Laut einem als Whistleblower auftretenden Boeing-Mitarbeiter wurden bei vielen Flugzeugen des Typs zu hohe Spaltmaße zwischen den Rumpfteilen zugelassen, was die Lebenszeit der Maschinen verkürzen könne. Boeing weist diese Vorwürfe mit Nachdruck zurück.

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