Die Teufelbergers und lohnende Seilschaften

Die Seile aus Wels kommen rund um den Globus zum Einsatz - im Bild bei einem Vulkan in Nicaragua
Welser Traditionsbetrieb stellt nicht nur Seile her, sondern verarbeitet auch recycelte PET-Flaschen

Es ist wie bei einem Tanz um den Maibaum. Bis zu 48 Spulen mit unterschiedlich gefärbten Fasern rotieren, um das Ganze Faden um Faden zu einem Seil zu flechten. Vollautomatisch, rund um die Uhr, 7 Tage die Woche, mitten in der Stadt Wels/OÖ. Der so unspektakulär hergestellte Teil wird auf vielen Orten der Welt eine tragende Rolle spielen: Als Kletterseil im Hochgebirge ebenso wie auf Hochseeyachten beim America’s Cup. „Das Seil ist immer ein kritisches Element. Wir tragen schließlich die Verantwortung, dass alles hält“, erläutert Firmenchef Florian Teufelberger beim Betriebsbesuch des KURIER. Beim Segeln wirke eine andere Kraft als beim Klettern, so Teufelberger. Die Faserseile halten als Hightech-Schnürsenkel auch Feuerwehr- und Snowboard-Schuhe sowie die neueste Generation von Laufschuhen zusammen.

 

 

Die Teufelbergers und lohnende Seilschaften

Faser- und Stahlseile

Der Welser Traditionsbetrieb ist nicht nur Weltmarktführer bei Yachttauen, sondern auch einer der größten Stahlseil-Produzenten der Welt. Die Stahlseile kommen bei Seilbahnen, auf Ölplattformen oder auf Hafen- und Schiffskränen zum Verladen von Containern zum Einsatz. Die Anforderungen dort sind vielfältig, so soll sich etwa die Last nicht drehen und das Material muss widrigen Umweltbedingungen wie Salzwasser und Sand standhalten. Für Teufelberger wird es daher das Stahlseil noch lange geben. Ein Ersatz durch das Faserseil mache nur dort Sinn, wo Leichtigkeit gefragt ist. Stahl halte wesentlich höheren Temperaturen stand. Aber: „Der Ersatz des Stahlseiles durch Faserseile schreitet voran.“

Das Unternehmen wurde 1790 in Wien als Seilerei gegründet. Um die Jahrhundertwende erfolgte die Übersiedlung nach Wels und der Bau des ersten Werkes. Heute wird das Familienunternehmen in siebenter Generation von Florian Teufelberger geleitet und „die achte Generation steht schon in den Startlöchern“. Das Unternehmen beschäftigt 1300 Mitarbeiter an zwölf Standorten, davon 500 an den zwei Standorten in Wels.

Die Teufelbergers und lohnende Seilschaften

„Ohne ausländische Standorte gäbe es unser Headquarter nicht mehr“, meint Teufelberger. Gefertigt wird unter anderem in Thailand, Italien und Tschechien. Der Bereich Forschung & Entwicklung ist mit 50 Mitarbeitern in Wels untergebracht.

Im Vorjahr wurde der italienische Mitbewerber Redaelli mit 320 Mitarbeitern übernommen, es war die bisher größte Übernahme und ergänzte das Stahlseilportfolio. „Die Firma wollte ich schon seit 2008 haben, weil sie noch viel längere Stahlseile für Seilbahnen bauen kann als wir. Mit der Übernahme können wird nun den gesamten Alpenraum bedienen“, sagt Teufelberger.

Die Teufelbergers und lohnende Seilschaften

450-Tonnen-Seil

Mit einem Gewicht von 450 Tonnen wurde dort das bisher schwerste Stahldrahtseil der Welt produziert. Zum Einsatz kommt es bei anspruchsvollen Tiefseeanwendungen wie etwa das Verlegen von Rohren. Teufelberger setzte zuletzt 225 Mio. Euro um. Für das abgelaufene Geschäftsjahr ist ein Anstieg auf 245 Mio. Euro geplant. Die Exportquote beträgt 90 Prozent. Kernmarkt ist Europa, das größte Wachstum ist aber außerhalb des Kontinents.

Weniger bekannt ist, dass bei Teufelberger PET-Flaschen ein zweites Leben erhalten. Die Plastikflaschen aus den „Gelben Tonnen“ werden zu Granulat zerrieben und dienen dem Seilerzeuger als wertvoller Rohstoff für seine Umreifungsbänder. Das eher unauffällige Band aus PET oder Polypropylen ist im Alltag unverzichtbar, weil es viel zusammenhält. Es wird um Getränkepaletten ebenso gewickelt wie um Versandpakete, Ziegelsteine, Faserballen oder Zeitungsbündel. Die Umreifungsbänder „made in Austria“ werden in viele Länder Europas exportiert. Teufelberger hält rund zehn Prozent des Marktanteils. Weil es in Österreich nicht genug Recycling-Material gibt, muss der Rohstoff aus Deutschland zugekauft werden. Gefertigt wird im 3-Schicht-Betrieb sieben Tage die Woche, nur zu Weihnachten ist Pause.

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