Die Renner im Shoppingsender
Die Hose mit "bombentollem Sitz", die Fransenjacke, "die automatisch den Promi-Faktor verleiht" oder die Capri-Hose um 79 Euro, "für die Sie in St. Tropez mindestens 299 zahlen würden": Die Moderatorinnen beim Shoppingsender HSE24 sind um kein Verkaufsargument verlegen. Offensichtlich mit Erfolg.
Denn im unteren Teil des Bildschirms werden die noch verfügbaren Stück herunter gezählt – scheinbar im Sekundentakt. Wer das Teil mit der "unheimlichen Coolness" haben will, muss sich beeilen, wird suggeriert. Nein, es gehe nicht darum, Druck aufzubauen, sondern darum, den Kunden zu sagen, wie viel Stück noch da sind. "Sonst bekommen wir Beschwerden, wenn jemand anruft und die Ware nicht mehr verfügbar ist", sagt HSE24-Geschäftsführer Richard Reitzner. In der Branche gäbe es aber auch "Scharlatane", die sich bei Privatsendern billige Werbezeiten spätnachts oder frühmorgens reservieren lassen. "Deren Shows sind oft nicht live und dennoch wird runtergezählt", ärgert sich Reitzner, dass die Shopping-Kanäle wegen "unseriösen Messerschleifern" in Verruf kommen könnten.
HSE24 gehört neben QVC und 1,2,3-TV Homeshopping zu den großen der Branche. Durchschnittlich 38.000 Kunden rufen täglich bei HSE24 an, 33.000 Pakete werden täglich verschickt. Deren Inhalt: Allen voran Mode (33 Prozent), Schmuck und Kosmetik (23 bzw. 21 Prozent). Allerdings kommen 40 Prozent der Mode-Artikel zurück – eine ähnliche Quote wie bei Versandhändlern. Hoch ist aber auch der Prozentsatz der Stammkunden. 70 Prozent der Besteller sind laut Reitzner "Wiederholungstäter".
HSE24 macht hierzulande mit 865.000 versendeten Paketen 2011 neun Prozent seines Umsatzes. Österreichische HSE24-Kunden geben im Durchschnitt 800 Euro im Jahr aus - 60 Prozent mehr als Deutsche. Die Bestellungen für Österreich werden im Callcenter in Salzburg angenommen, das 130 Mitarbeiter beschäftigt. Der typische Kunde ist weiblich und gehöre der Generation 50 Plus an. Reitzner: "Diese Gruppe hat eine besonders gute Bonität, deswegen ist sie für uns so wertvoll." Nur ein Prozent der Rechnungen würden nicht bezahlt werden.
Smartphones
2011 hat der Münchener Shopping-Sender 470 Millionen Euro umgesetzt, sieben Prozent mehr als 2010. Das Internet und Bestellungen über Smartphones tragen bereits zwanzig Prozent zum Umsatz und einen großen Teil zum Wachstum bei. Reitzner: "In wenigen Jahren wollen wir bei 30 Prozent stehen." Das Onlinegeschäft wächst seit Jahren zweistellig. Und auch hier ist die Kundschaft überwiegend weiblich.
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