USA

Die potenziellen Nachfolger von Fed-Chef Bernanke

Obama könnte erstmals eine Frau an die Spitze der US-Notenbank berufen. Die heißesten Kandidaten.

Die Ära von US-Notenbankchef Ben Bernanke neigt sich wohl dem Ende zu. So kann man die Worte von Präsident Barack Obama deuten, der die lange Verweildauer des Fed-Chefs an der Spitze der Zentralbank herausstreicht. Bernanke lenkt die einflussreichste Zentralbank der Welt bereits seit 2006. Seine zweite Amtszeit endet am 31. Jänner 2014.

Bernankes Absage für das international beachtete Notenbankentreffen in Jackson Hole Ende August wurde ihm bereits als Zeichen von Amtsmüdigkeit ausgelegt. Sollte Bernanke nicht mehr antreten, stehen gleich mehrere potenzielle Nachfolger bereit. US-Präsident Barack Obama könnte erstmals in der hundertjährigen Geschichte der Notenbank eine Frau oder einen Afroamerikaner an die Spitze der Fed berufen. Ein Überblick:

Janet Yellen

Die potenziellen Nachfolger von Fed-Chef Bernanke
Janet Yellen wirkt unscheinbar und ist selten aus dem Schatten von US-Notenbankchef Bernanke herausgetreten. Das wird sich ...
Auf dem G7-Treffen der Finanzminister und Notenbankchefs in England vertrat sie den Fed-Chef bereits auf internationaler Ebene. Die auf dem "Familienfoto" des Gipfels dezent am Rand platzierte Frau mit dem schlohweißen Haar gilt als heiße Anwärterin auf den Spitzenposten in der Washingtoner Fed-Zentrale.

Yellen ist eine ausgewiesene Arbeitsmarktexpertin. Diese Kompetenz bedeutet ein echtes Pfund in der jetzigen Lage, in der die mit einem Auftrag zur Förderung der Vollbeschäftigung ausgestattete Notenbank nur langsam Fortschritte erzielt. Yellen gilt zudem als Anhängerin eines aggressiven Kurses zum Ankurbeln der Konjunktur, die Anfang des Jahres nur schleppend in Gang kam. Anders als stärker an Preiswertstabilität orientierte Geldpolitiker - sogenannte Falken - gehört die Ökonomin zum Lager der Tauben, das eher auf Konjunkturanreize setzt. Mit der Nominierung Yellens würde Obama somit ein Zeichen geben, dass die Notenbank noch stärker als bisher auf eine Politik des billigen Geldes setzt. Kritiker geben aber zu bedenken, dass dies an den Märkten Befürchtungen auslösen könnte, dass die Fed mit ihrer Geldschwemme höherer Inflation Vorschub leistet.

Bereits jetzt wird in dem über die Zinspolitik entscheidenden Offenmarkt-Ausschuss kontrovers über den geeigneten Zeitpunkt diskutiert: Wann sollen die monatlichen Wertpapierkäufe der Fed im Volumen von 85 Milliarden Dollar zurückgefahren oder ganz gestoppt werden? Yellen genießt als frühere Professorin an der Elite-Universität Berkeley hohes Ansehen und hat früher auch als Wirtschaftsberaterin des demokratischen Präsidenten Bill Clinton gearbeitet. Dass auch Obama Demokrat ist, dürfte Yellens Chancen auf die Nachfolge Bernankes zumindest nicht abträglich sein.

Roger Ferguson

Wie Yellen war auch derAfroamerikaner bereits Fed-Vizeund zwar von 1999 bis 2006. Über den entsprechenden Stallgeruch für den Spitzenposten in der geldpolitischen Schaltzentrale der USA verfügt er also. Als Harvard-Absolvent ist Ferguson auch fachlich über alle Zweifel erhaben, auch wenn er stärker als Bankenkenner denn als hochkarätiger Geldpolitik-Experte gilt. Derzeit ist er Chef des US-Fonds TIAA-CREF. Sollte sich Obama für Ferguson entscheiden, würde der Präsident damit Geschichte schreiben: Der Brillenträger mit dem schütteren Haar wäre der erste Afroamerikaner, der die Geldpolitik der wichtigsten Notenbank der Welt lenkt.

Lawrence Summers

Die potenziellen Nachfolger von Fed-Chef Bernanke
Senior White House economic adviser Lawrence Summers speaks during an interview with Reuters in Washington, June 24, 2010. Ahead of the G20 summit in Toronto, Summers said the pacing of fiscal sustainability would vary from country to country but the general pattern should be to get economies moving and create jobs. REUTERS/Molly Riley (UNITED STATES - Tags: BUSINESS POLITICS)
Außenseiterchancen werden auch dem Spitzen-Ökonomen Lawrence ("Larry") Summers eingeräumt. Er hat bereits als Wirtschaftsberater Obamas gearbeitet und warunter Clinton Finanzminister. Summers legte an der Eliteuniversität Harvard eine Blitzkarriere hin, erhielt bereits als 28-Jähriger eine Voll-Professur und wurde später Universitätspräsident. Mit seineraufbrausenden Artmachte sich der brillante Wissenschafter jedoch auch Feinde auf dem Campus und warf 2006 entnervt das Handtuch. Sein schwieriges Naturell könnte sich erneut als Stolperstein erweisen. Eine ruppige Führung schätzen die auf Kollegialität bedachten Notenbanker überhaupt nicht, wie Insider wissen lassen.

Donald Kohn

Die potenziellen Nachfolger von Fed-Chef Bernanke
Federal Reserve Chairman Ben Bernanke (R) speaks with Federal Reserve Vice Chairman Donald Kohn at the Jackson Hole Economic Symposium in Grand Teton National Park August 27, 2010. Bernanke said on Friday the economic recovery has softened more than expected and the Fed is ready to take further steps if needed to spur the stumbling economy. REUTERS/Price Chambers (UNITED STATES - Tags: BUSINESS POLITICS)
Als Nachfolger Bernankes käme auch der Fed-Veteran Donald Kohn in Frage, der nach40 Jahren in der US-Notenbank2010 in Ruhestand ging. Sollte ihn Obama zur Rückkehr bewegen, wäre er mit diesem Kandidaten auf der sicheren Seite: Fachlich genießt der 70-jährige Ökonom noch immerhöchstes Ansehen.

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