Zara, H&M und Co: Welche Familien mit den großen Modeketten verdienen

Zara, H&M und Co: Welche Familien mit den großen Modeketten verdienen
Milliardengeschäft Mode. Die Logos der großen Textilhandelsketten findet man in so gut wie jeder Einkaufsstraße. Viele Marken gehören letztlich zusammen und in das Reich von Millionärsfamilien.

Dem Gründer der Handelskette Zara wird folgendes Zitat zugeschrieben: "Man muss in seinem Leben nur dreimal in der Zeitung auftauchen: wenn man geboren wird, wenn man heiratet und wenn man stirbt." Ganz gelingt das Armancio Ortega nicht. Er ist mit dem Aufbau seines Modeimperiums in die Riege der reichsten Männer der Welt aufgestiegen, hält sich aber so gut es geht vom Scheinwerferlicht fern. So wie viele seiner Branchenkollegen, die Mode am ganzen Kontinent und darüber hinaus verkaufen. 

Zuletzt waren die Geschäfte coronabedingt eingebrochen. Doch nun kommt wieder Bewegung in den Textilhandel. "Im Juni sind die Kunden in die Innenstädte und in die Geschäfte zurückgekehrt", sagt der Sprecher des gewichtigen deutschen Modehandels. Auch in Österreich. "Es läuft deutlich besser als im Vorjahr", bestätigt Handelsobmann Rainer Trefelik.

Wenn auch mit regionalen Unterschieden. In Tourismusstädten wie Wien fehlen nach wie vor kaufkräftige, internationale Gäste und Kongressbesucher. Das spürt nicht nur die Gastronomie, sondern auch der Handel. Dagegen zieht die Nachfrage nach Freizeitmode wieder an. Und damit das Geschäft der großen Textilhandelsketten, die zum Teil noch immer in Händen ihrer Gründerfamilien sind.

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Vero Moda

Die dänische Handelsfamilie Povlsen ist den wenigsten Österreichern ein Begriff, ihre Textilhandelsketten jedoch schon. Vor allem Jack&Jones, Only, Bestseller und Vero Moda. 1975 hat das Ehepaar Povlsen ihre erste Boutique unter dem Namen Pigalle eröffnet, mittlerweile gehören rund 2.600 Geschäfte in etwa drei Dutzend Ländern zum Familiengeschäft. In der Chefetage sitzt der älteste Sohn der Gründer, Anders Holch Povlsen. Der Umsatz des Modeimperiums wurde zuletzt mit rund 3,5 Milliarden Euro beziffert.

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Primark

 Der Textil-Diskonter Primark mit Sitz in Dublin ist ein Tochterunternehmen des britischen Lebensmittelkonzerns Associated British Foods (ABF). Gründer von ABF ist der gebürtige Kanadier Garfield Weston, der den irischen Auswanderer Arthur Ryan 1969 damit beauftragte, eine Diskontkette hochzuziehen. Heute hat diese knapp 400 Standorte, machte 2020 einen Umsatz von umgerechnet 6,4 Milliarden Euro. Damit ist Primark quasi der Goldesel der ABF. Ryan war bis zum Jahr 2009 Vorstandsvorsitzender. Die Firmenanteile gehören heute mehrheitlich den Nachkommen von Garfield Weston.

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Esprit

In den 1970er Jahren gründeten Douglas Tompkins und seine damalige Frau Susie Russel in Kalifornien Esprit. Zuvor hatten die beiden bereits die Outdoor-Modemarke The North Face hochgezogen und ihre Anteile an der Firma versilbert. Die Ehe der beiden hielt nicht. Nach der Scheidung verkauft Tompkins 1989 seine Esprit-Anteile für kolportierte 250 Millionen Dollar an Susie Russel und zog nach Chile, wo er sich einen Namen als Umweltaktivist machte. Auch Susie Russel, politikinteressierten durch ihre Unterstützung der Clintons im Wahlkampf bekannt, trennte sich später von ihren Esprit-Anteilen. Heute ist der Hauptsitz von Esprit in Ratingen (Nordrhein-Westfalen), der Konzern notiert an der Hongkonger Börse.

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Mango

Die spanische Handelskette Mango (mit Sitz in Barcelona) wurde 1984 vom gebürtigen Türken Isak Andic gegründet, der 1969 mit seiner Familie von Istanbul nach Spanien ausgewandert ist. Er hat die zweitgrößte Modekette Spaniens aufgebaut und damit sich selbst in die Riege der reichsten Männer Spaniens katapultiert. Der Umsatz lag 2020 bei 1,84 Milliarden Euro.  Der als Kunstsammler bekannte Isak Andic ist noch heute Chef der Firma, sein Sohn Jonathan ist seit 2005 im Unternehmen.

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Zara

Hinter Zara steht der spanische Unternehmer Armancio Ortega (*1936), der seine Inditex-Gruppe zum größten Textilhändler der Welt aufgebaut hat. Zum Imperium gehören neben Zara die Marken Pull&Bear, Massimo Dutti, Bershka, Zara Home und Uterqüe. Im letzten Geschäftsjahr meldete der börsenotierte Konzern (knapp 7.000 Standorten in 96 Märkten) einen Jahresumsatz von 20 Milliarden Euro. Ortega, der den Grundstein des Unternehmens mit seiner Ex-Frau gelegt hat, ist noch immer Mehrheitseigentümer, hat die operative Führung aber bereits übergeben.

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H&M

Zum schwedischen Konkurrenten Hennes&Mauritz  gehören auch die Marken COS, Weekday, Monki, ARKET, AFound, & Other Stories. Gründer Erling Persson eröffnete 1947 sein erstes Damenbekleidungsgeschäft namens Hennes (schwedisch „für sie“), 1968 hat er das Jagdbekleidungsgeschäft Mauritz Wildforss übernommen. H&M ist börsenotiert, mehr als ein Drittel der Anteile hält noch immer die Gründerfamilie. Karl-Johan Persson, Enkel des Gründers, hat sich im Vorjahr mit 44 Jahren in den Aufsichtsrat zurückgezogen. Im letzten Geschäftsjahr (bis November 2020) lag der Umsatz bei umgerechnet 18,4 Milliarden Euro.

 

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C&A

Mitbewerber C&A ist in sechster Generation in Familienhand. Die weit verzweigte deutsch-niederländische Familie Brenninkmeijer hat neben der Textilhandelskette auch ein Immobilienimperium mit besten Innenstadtlagen und ein weit verzweigtes Netzwerk an Firmenbeteiligungen aufgebaut. Der Modehandel soll nur noch ein kolportiertes Drittel zum Familieneinkommen beitragen. Jedes Jahr treffen sich alle im Unternehmen aktiven Brenninkmeijers zur traditionellen Familienkonferenz. Vom Society-Parkett halten sie sich  fern.

 

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Kik

Am europäischen Diskontmarkt ist Kik (steht für „Kunde ist König“) mit 3.500 Standorte in 11 Ländern und einen Jahresumsatz von rund 2 Milliarden Euro eine große Nummer. Hinter dem 1994 gegründeten deutschen Textildiskonter steht die Tengelmann-Gruppe, zu der auch die Baumarktkette Obi oder der Non-Food-Diskonter Tedi gehört. Die sonst öffentlichkeitsscheue Handelsfamilie Haub war zuletzt ungewollt in den Schlagzeilen. Im April 2018 verschwand Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub, einer der reichsten Deutschen, bei einer Skitour in den Schweizer Alpen. Erst dieses Jahr wurde er für tot erklärt. Währenddessen wurde in der Familie (zu der einst auch die Supermarktketten Zielpunkt und Plus gehörten) um das Erbe und die Firmenanteile gestritten.

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Benetton

Hinter Benetton steht die gleichnamige Unternehmerfamilie aus Oberitalien (Treviso). 1965 haben die vier Benetton-Geschwister ihre erste Textilfabrik eröffnet und sind zwischenzeitlich zur Nummer 1 am europäischen Modemarkt aufgestiegen. Die Familie hält über ihre Holding Edizione zahlreiche Beteiligungen, unter anderem an Flughäfen, landwirtschaftlichen Betrieben, Autobahnen und Autobahnraststätten (Autogrill), Unternehmen wie Pirelli sowie ein Immobilienimperium inklusive Hotels.

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