Die letzte Frist für die Zuckerfabrik im Marchfeld

Agrana-Chef Marihart und Ministerin Köstinger nach dem Rübengipfel
In wenigen Wochen soll klar sein, ob in Leopoldsdorf weiter produziert wird

Beim Rübengipfel im Landwirtschaftsministerium wurde diskutiert, welche Möglichkeiten es gibt, die Rübenbauern zu unterstützen. Ob die Zuckerfabrik in Leopoldsdorf (Marchfeld) geschlossen wird, soll in den kommenden Wochen geklärt werden. Die Zeit drängt, weil die Bauern demnächst entscheiden müssen, was sie im kommenden Jahr anbauen. Laut Agrana-Chef Johann Marihart „ist es derzeit noch nicht abschätzbar, ob der Standort Leopoldsdorf bleibt“.

Der Zucker-, Frucht- und Stärkproduzent Agrana benötigt eine Rüben-Anbaufläche von mindestens 38.000 Hektar, um die Auslastung ihrer beiden Zuckerfabriken in Tulln und Leopoldsdorf sicherzustellen. Heuer wurden allerdings nur mehr auf rund 26.200 Hektar Rüben angebaut. Ohne eine deutliche Steigerung der Anbauflächen wird die Fabrik in Leopoldsdorf geschlossen.

Ernteausfälle

Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger nannte als eine Möglichkeit der Hilfe für Rübenbauern die finanzielle Abgeltung von Schäden, die durch massive Ernteausfälle entstanden sind. Man müsse die Rübenbauern bei den „Schadflächen unterstützen“, so die Ministerin. In welcher Form das möglich ist, soll nun geklärt werden. Schließlich gibt es ein EU-Recht, dass die Möglichkeiten der Subventionen in der Landwirtschaft einschränkt.

Köstinger kündigte an, dass man auch in Zukunft eine Notfallzulassung für Neonicotinoide bei der EU beantragen werde. Das Problem ist, dass die Zustimmung der EU für die Notfallzulassung erst Ende des Jahres erfolgt, also erst nachdem sich die Bauern entschieden haben, was sie anpflanzen. Die Rübenbauern können also nur hoffen, dass die EU erneut zustimmt. Wegen des Klimawandels ist der Schädlingsbefall deutlich gestiegen.

Da Neonicotinoide als schädlich für Bienen gelten, wurde auch ein Bienenmonitoring gestartet. Bisher wurden keine negativen Effekte festgestellt.

Die Agrana hat den Rübenbauern schon bisher mehrjährige Verträge angeboten, um das Risiko von Preisschwankungen abzufangen. Nachdem die Zuckerquoten in der EU abgeschafft worden sind, ist der Zuckerpreis im Jahr 2017 deutlich gesunken. Anfang 2020 sind die Zuckerpreise wieder gestiegen. Allerdings ist wegen der Corona-Krise die Gastronomie als Abnehmer ausgefallen. Daher gab es im Sommer einen neuen Tiefstpreis. Man werde auch in Zukunft mehrjährige Verträge anbieten, versprach Marihart.

Zum gewünschten „politischen Schulterschluss“ ist es nicht gekommen. Das Burgenland mit einer Rübenanbaufläche von 1900 Hektar hatte keinen Vertreter zum Rübengipfel geschickt.

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