Die "guten Banker" sammeln Startkapital

Voll Enthusiasmus: IT-Chefin Sabine Stortenbeek und die Vorstände Christine Tschütscher und Robert Moser (v.l.)
Eine Million Euro haben die Initiatoren der Bank für Gemeinwohl an Kapital beisammen. 2016 wollen sie starten.

Anders, völlig anders als die bestehenden Banken wollen sie sein: Nicht die Gewinnorientierung und der Verkauf von Finanzprodukten stehen im Vordergrund, sondern die Finanzierung von "Projekten, die dem Gemeinwohl dienen". Hehre Ziele. Lässt sich das wirklich umsetzen?

Robert Moser und Christine Tschütscher hegen keinen Zweifel daran. "Wir haben jetzt schon Finanzierungsanfragen", sagen die beiden, die die Genossenschaft leiten – die künftige Mutter der Bank für Gemeinwohl. Und der Zulauf von Interessenten, die Geld für die Gründung bereitstellen wollen, sei beachtlich.

"Innerhalb von nur wenigen Monaten haben wir eine Million Euro von 1000 Leuten aufgetrieben", erzählen sie. Jetzt wollen sie die Intensivphase des Kapitalsammelns beginnen. Sobald sie sechs Millionen Euro beisammen haben, wollen sie den Antrag auf Konzession bei der Finanzmarktaufsicht einbringen.

15 Millionen Euro braucht die "Bank für Gemeinwohl" für den Start, der im Frühjahr 2016 geplant ist. Das wäre acht Jahre, nachdem der damalige Attac-Chef Christian Felber die Idee zu dieser Bank hatte. Felber ist jetzt einer von acht Aufsichtsräten der Genossenschaft. Mitmachen kann jeder, der zumindest 200 Euro einzahlt. 100.000 Euro pro Person sind das obere Limit. "Wir wollen nicht von Großinvestoren abhängig sein", begründet Moser die Grenze.

Mitsprache

"Anders" sollen auch die Entscheidungen in der Bank ablaufen. Die Genossenschafter – 30.000 bis 40.000 sollen es werden – sollen selbst vorschlagen, was finanziert wird. Die Banker prüfen die Projekte dann. "Und zwar auf Bonität des Kreditnehmers und auf Gemeinnützigkeit des Projekts", erklärt Tschütscher und ergänzt: "Schnelle Kredite wird es bei uns nicht geben, schon allein wegen dieser doppelten Prüfung."

Priorität werden Biolandwirtschaft, erneuerbare Energie und gemeinschaftliche Wohnprojekte sein. "Da gibt es genügend Bedarf", weiß Moser.Damit die Kredite nicht teurer als bei anderen Banken werden, bittet die Bank ihre Sparkunden, dass sie auf Zinsen verzichten. "Erfahrungen anderer Alternativbanken zeigen, dass rund ein Drittel der Kunden dazu bereit ist", erklärt Moser.

Fünf Millionen Euro an Finanzierungen wollen die Gemeinwohl-Banker im ersten Jahr vergeben, 50 Millionen Euro lautet ihr Fünf-Jahres-Ziel.

Obergrenze für Chefgagen

Und noch etwas unterscheidet die "guten Banker" von Traditionshäusern: Sie legen den Kunden gegenüber alles offen – ihre Gehälter ebenso wie alle Risiken und Konditionen. 4500 Euro brutto verdient der Bank-Vorstand. Der Gehaltsunterschied zwischen den Chefs und den unteren Ebenen darf nicht größer als 1 : 5 sein.

Für Moser, der nach 25 Jahren als Sparkassen-Chef, dem Bankerleben eigentlich Ade sagen wollte, ist der neue Chefposten voraussichtlich nicht von langer Dauer. Er ist dabei, seinen Traum zu verwirklichen und Psychotherapeut zu werden.

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