Deutschland: Rekordeinbruch bei Industrieproduktion im März

Deutschland: Rekordeinbruch bei Industrieproduktion im März
Der Rückgang beträgt Im Vergleich zum Februar 9,2 Prozent, im Vergleich zum März 2019 um 11,6 Prozent.

Die Industrieproduktion in Deutschland ist im März wegen der Coronapandemie eingebrochen. Die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe sackte zum Februar um 9,2 Prozent ab, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte. Dies sei der stärkste Rückgang seit Beginn der Zeitreihe im Jänner 1991. Im Vergleich zum März 2019 war der Einbruch mit 11,6 Prozent sogar noch stärker.

Volkswirte hatten im Schnitt auf Monatssicht mit einem Minus von 7,4 Prozent gerechnet, gemessen am Vorjahresmonat war ein Rückgang um 8,9 Prozent erwartet worden. Im Februar 2020 war es revidierten Zahlen des deutschen Bundesamts zufolge im produzierenden Gewerbe noch leicht um 0,3 Prozent aufwärts gegangen.

Erholung im Mai erwartet

Im März zog vor allem die Autoindustrie mit einem Rückgang um fast ein Drittel im Vergleich zum Vormonat den Gesamtwert nach unten. Auch in der Druck- und Bekleidungsindustrie sowie bei pharmazeutischen Erzeugnissen und Investitionsgütern ließ die Produktion um zweistellige Prozentzahlen nach. Nur im Baugewerbe gab es ein leichtes Plus, so die Statistiker.

"Im April dürfte die Produktion noch einmal deutlich fallen, bevor dann im Mai wohl die Erholung einsetzen wird", analysierte Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen. Auch die Ökonomen der VP Bank sind überzeugt: "Die Lockerungsmaßnahmen und das Anfahren der Produktion in den großen deutschen Automobilfabriken verheißt (...) Besserung. Die Industrieproduktion wird im Mai einen Satz nach oben machen."

Horrorshow

"Vorhang auf für die Horrorshow", sagte DekaBank-Ökonom Andreas Scheuerle. "Produktionsstopps auf der einen Seite und eine kollabierte Nachfrage im In- und Ausland auf der anderen Seite erschütterten die deutsche Industrie in noch nie dagewesenem Umfang. Und das war erst der Beginn." Das sieht auch das deutsche Wirtschaftsministerium so, das eine noch schlimmere Entwicklung erwartet: "Es ist von einem nochmals deutlich stärkeren Produktionseinbruch im April auszugehen."

Die exportabhängige Industrie allein stellte im März um 11,6 Prozent weniger her, wobei die Autobranche sogar um fast ein Drittel einbrach. Die Aufträge fallen in Rekordgeschwindigkeit weg: Sie sanken im März um 15,6 Prozent zum Vormonat. Die Industriebetriebe erwarten daher einen noch nie dagewesenen Einbruch ihrer Produktion. Das entsprechende Ifo-Barometer für die kommenden drei Monate stürzte im April um 30 Zähler auf minus 51,4 Punkte. Das ist der tiefste Punkt seit der Wiedervereinigung. "Das Tal der Produktion wird immer tiefer", sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe dazu.

Wegen des guten Jahresauftakts fiel die gesamte Produktion im ersten Quartal allerdings nur um 1,2 Prozent. "Jetzt heißt es, nach vorne zu schauen", sagte LBBW-Ökonom Jens-Oliver Niklasch. "In den letzten Wochen hat ja insbesondere die Automobilindustrie die Produktion wieder angefahren." Es komme jetzt darauf an, den Wirtschaftskreislauf möglichst zügig und umfassend zu reanimieren. "Die Entscheidungen in den Bundesländern zeigen, dass die Zeichen eindeutig auf Lockerung stehen, die Infektionszahlen scheinen das zuzulassen", sagte Niklasch.

Konjunktureinbruch

Da auch die Dienstleister unter den coronabedingten Geschäftsschließungen leiden, sagt die EU-Kommission Europas größter Volkswirtschaft den stärksten Konjunktureinbruch der Nachkriegszeit voraus: Das Bruttoinlandsprodukt soll in diesem Jahr um 6,5 Prozent einbrechen.

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