Birkenstock zahlte Frauen einen Euro weniger

Birkenstock: Jene Firma, die Frauen, Öko-Bewusste und Fußfrei-Liebhaber gerne tragen, ist mit Klagen wegen Geschlechterdiskriminierung konfrontiert.
Laut einem Medienbericht ist der Schuhhersteller mit mehr als 100 Klagen wegen Lohnungleichheit konfrontiert.

Etwa ein Euro weniger pro Stunde, und das bei einem Vorzeigeunternehmen: Wie das deutsche Nachrichtenmagazin Spiegel berichtet, soll beim Schuhhersteller Birkenstock über Jahre ein Missverhältnis in der Bezahlung geherrscht haben –Tochterunternehmen sollen Frauen systematisch weniger als Männern bezahlt haben. Birkenstock ist vor allem bekannt für seine Sandalen, die als beinahe schon stereotypes Schuhwerk von Personen mit ökologischem Bewusstsein gelten.

Mitarbeiterinnen, die in den Produktionsbetrieben der Schuhfirma tätig waren, haben demnach bis zum Jahr 2013 etwa einen Euro weniger Stundenlohn erhalten als ihre männlichen Kollegen. Das haben nun auch die Gerichte beschäftigt: Eine Mitarbeiterin einer Tochterfirma, die auf einer Betriebsversammlung von der Ungleichbehandlung erfahren hatte, klagte deshalb – der konkrete Vorwurf: Im Jahr 2009 erhielten Frauen einen Stundenlohn von 8,54 Euro, während es bei Männern 9,76 Euro waren; 2010 bis 2012 waren es 8,72 Euro für Frauen, für Männer hingegen 9,86. Auch bei Sonderzahlungen sollen Frauen benachteiligt worden sein.

Strafzahlung

Das Koblenzer Arbeitsgericht gab der Mitarbeiterin Recht, die Birkenstock-Tochter wurde zur Nachzahlung der Lohndifferenz von rund 7500 Euro verurteilt; auch eine Entschädigung von 3500 Euro wurde der Frau zugestanden. Das Landesarbeitsgericht in Mainz erhöhte die finanzielle Entschädigung sogar noch auf 6000 Euro.

Dieses Urteil hat nun zu einer regelrechten Klagswelle geführt. 103 Verfahren sind wegen Lohndiskriminierung beim Arbeitsgericht in Koblenz anhängig - die Klägerinnen sind alle Mitarbeiterinnen von Birkenstock oder Töchtern des Schuherstellers. Der Streitwert der Verfahren liege jeweils im fünfstelligen Bereich, so der Spiegel - dem Konzern drohen somit Zahlungen in Millionenhöhe.

Historische Unterschiede

Das Unternehmen selbst argumentierte gegenüber dem Nachrichtenmagazin, dass die „Lohnstrukturen historisch gewachsen“ seien, da männliche Beschäftigte über lange Zeit „körperlich anstrengendere Arbeiten ausgeführt und dafür im Gegenzug auch höhere Löhne“ erhalten hätten. Da dies überholt sei, habe man 2013 die Gehälter angeglichen. Allen Mitarbeiterinnen seien Ausgleichszahlungen dafür angeboten worden; mehr als die Hälfte der Frauen hätten die Entschädigung angenommen.

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