DHL Paket: "Ab heute wird es deutlich günstiger"
Der Kampf ums Packerl ist voll ausgebrochen. Heute, Dienstag, startet die Deutsche-Post-Tochter DHL Paket ihre eigene, österreichweite Hauszustellung; mit Preisen, die bis zu 20 Prozent unter jenen der heimischen Post liegen. Der KURIER fragte bei DHL-Paket-Europa-Bereichsleiter Boris Mayer und Österreich-Chef Günter Birnstingl nach, welche Ziele sie verfolgen und ob sich Briefträger jetzt fürchten müssen.
KURIER: Warum starten Sie gerade jetzt in Österreich?
Boris Mayer: eCommerce wächst derzeit zweistellig, das treibt das Geschäft. Wir haben gemerkt, dass sehr viele Österreicher in Deutschland bestellen. In Österreich gab es bisher nur einen dominanten Player im Paketmarkt, da war es naheliegend, die Zustellung von Deutschland aus gleich selbst zu machen.
Was kann DHL Paket besser als die Post?
Das kann die Post auch ...
Mayer: Wir wollen mindestens genauso gut sein wie die österreichische Post, in manchen Dingen aber besser und innovativer. Marktführer haben es mit Innovationen ja nicht immer ganz so eilig wie neue Mitbewerber, die in den Markt drängen. Nutznießer werden die Konsumenten sein. Ab heute wird es für sie deutlich günstiger als mit der Post.
Um wie viel wird es billiger?
Birnstingl: Für Deutschland um knapp 20 Prozent, innerhalb von Österreich um 3 bis 5 Prozent. Wir haben mit S, M und L auch sehr simple Paket-Größen, und es gibt auch keine sonstigen Zuschläge.
Interessiert Sie das Paket von Privat zu Privat überhaupt?
Mayer: Ja, wir adressieren auch den Verbrauchermarkt. So ist ist etwa der Versand via eBay sehr attraktiv. Viele Österreicher versenden nach Deutschland.
Wo bringe ich als Versandhandels-Kunde die Retour-Sendung hin?
Mayer: Wir bauen deshalb ein dichtes Partner-Netz auf. Letztlich bestimmen aber die Versender, also etwa Amazon oder Zalando, wer der Dienstleister für den Retourenversand ist. Um den Konsumenten mehr Auswahl zu bieten, sind daher meist mehrere Paketzusteller im Spiel.
Wie viele Paketshop-Partner wollen Sie?
Birnstingl: Wir sind vom Start weg gut aufgestellt, operieren von 15 Depots heraus und können ca. 800 Paketshops, sprich Postpartner, anbieten, die wir schon angeworben haben. Schwerpunkt ist derzeit der urbane Raum, aber wir machen auch vor Stixneusiedl nicht Halt. Unsere Zielsetzung ist es, bis Ende nächsten Jahres ungefähr 2000 Postshops zu haben. Sonst hätten wir ja keinen Mehrwert zur Post.
Bieten Sie bessere Konditionen als die Post?
Birnstingl: Wir kennen deren Konditionen nicht, aber wir wollen langfristige Partnerschaften und haben auch ein anderes Angebot. Wichtig sind längere Öffnungszeiten wie etwa bei Tankstellen oder Fitness-Studios.
Welchen Anteil am Paketmarkt will DHL erreichen?
Mayer: Wir wollen ein großer zweiter Player in Österreich werden. Der Paketmarkt von Firmen zu Konsumenten (B2C, Anm.) umfasst 60 bis 70 Millionen Sendungen pro Jahr, davon kommt etwa die Hälfte aus dem Ausland, das meiste aus Deutschland. Hier wollen wir einen signifikanten Anteil.
Wie wirkt sich der Einstieg auf Ihr Verhältnis mit der Post aus?
Mayer: Aus dem partnerschaftlichen wird ein kompetitives Verhältnis. Wir werden aber auch weiterhin kooperieren, etwa im Briefbereich.
Bei der Zustellung forciert die Post ihre eigenen Empfangsboxen. Fordern Sie Zugang zu diesen Boxen?
Sie kündigen Tausende neue Arbeitsplätze für Österreich an. Zu welchen Bedingungen?
Birnstingl: Wir schaffen als DHL Paket mehrere Hundert Arbeitsplätze, die ersten 80 Mitarbeiter haben wir schon rekrutiert. Ferner werden Jobs bei unseren lokalen Zustellpartnern geschaffen.
Die Gewerkschaft fürchtet Lohndumping. Müssen sich die Briefträger fürchten?
Birnstingl: Wir suchen ja nicht den selbstständigen Rentner, der mit seinem Privat-Pkw Pakete zustellt, sondern setzen wie die Post teilweise ja auch auf regionale Gewerbetreibende, die das Know-how haben. Es gilt der Kollektivvertrag des Speditionsgewerbes, an den sich auch unsere Partner halten müssen.
Sieben Länder
Die Deutsche Post-Tochter DHL Paket ist Marktführer in Deutschland. Die Europa-Expansion mit eigenem Paketdienst erfolgte bisher in Belgien, Niederlande, Luxemburg, Polen, Tschechien, Slowakei und Österreich. Es werden 8800 Mitarbeiter an 220 Standorten beschäftigt. Außerhalb Deutschlands sind 3300 Paketshops und 9000 Fahrzeuge für DHL im Einsatz.
Österreich
DHL Paket Österreich beschäftigt derzeit 80 Mitarbeiter, 40 davon in der Zentrale am Wienerberg. Bis 2020 soll der Personalstand auf bis zu 400 ansteigen. Österreich-Geschäftsführer ist Günter Birnstingl, der auf lange Erfahrung im Logistik-Bereich sowie bei der Deutschen Post zurückgreifen kann.
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