Deutsche Bank: Inder kommt mit vollem Rucksack

Deutsche Bank: Inder kommt mit vollem Rucksack
Die Deutsche Bank hat endlich ihr Führungsproblem gelöst - mit Ackermann als Kontinuität und Risiko.

Zwei Jahre lang rang die Bank, konkret ihr glückloser Aufsichtsratschef Clemens Börsig mit Vorstandschef Josef Ackermann, um dessen Nachfolge. Nun ist sie entschieden: Zwei Kollegen aus seinem Vorstand, der noch in London tätige Inder Anshu Jain, 48, und der Chef des Deutschlandgeschäfts Jürgen Fitschen, 62, werden ab Mai 2012 Deutschlands wichtigstes Geldunternehmen führen. Nach zehn Jahren an dessen operativer Spitze wird Ackermann Nachfolger des vorzeitig ausscheidenden Börsig. Damit behält er seinen Einfluss auf Bank und Branche.

Über die Lösung ist nicht nur ein Großteil der Mitarbeiter in der Frankfurter Zentrale erleichtert, sondern auch die Politik in Berlin. Ackermann war zwar mit seinem Druck auf 25 Prozent Bruttorendite zeitweise Leitfigur der linken Presse und Parteien für "erzkapitalistische Banker". In der Finanzkrise übernahm er aber eine unentbehrliche Verbindungsrolle zwischen der oft hilflosen Politik und den unberechenbaren Finanzmärkten.
Zuletzt handelte er den Bankenteil am Griechenlandpaket mit aus. Heute wird seine Rolle öffentlich weniger kritisch beurteilt, die Milliarden an Steuerzahlungen seiner Bank wurden ohnehin nie gewürdigt.

Ansehen

Der 63-jährige Schweizer hat die Deutsche Bank mit 100.000 Mitarbeitern in 50 Ländern und 1,8 Billionen Euro Bilanzsumme zum einzigen weltweit tätigen deutschen Geldinstitut gemacht. Wie groß dieses Ansehen ist, zeigt seine Funktion als Präsident des Internationalen Bankenverbandes IIF. Diesen Einfluss wird er auch bankintern weiter ausüben, vor allem auf seine beiden Nachfolger.

Anshu Jain erwirtschaftete bisher als knallharter Chef des Investment Bankings in London konstant drei Viertel des Bankgewinns, ist aber auch für die großen Risiken dabei verantwortlich. In der Finanzkrise hatte Ackermann diese beschnitten und damit die Deutsche Bank besser aufgestellt als fast jede andere der Welt. Jain, 48, ist Angehöriger der gleichnamigen kleinen indischen Religionsgruppe, die wie die Calvinisten in Europa die persönliche Erfüllung durch materiellen Erfolg predigt. Den hat der Familienvater im Übermaß, auch wenn er in den 16 Jahren bei der Bank kaum Deutsch gelernt hat: Sein Einkommen ist mit 12 Millionen Euro im Jahr klar höher als das Ackermanns.

Das deutsche Element an der Bankspitze repräsentiert Fitschen, der konziliant und beliebt ist, sein Vertrag läuft bis 2015. Der Jains geht bis 2017, er gilt damit als wahrer Erbe Ackermanns: Ein Inder als Chef der größten nationalen Bank ist international einmalig und ein weiteres Zeichen für Deutschlands weltoffene Wirtschaft. Solange Ackermann sich nicht weiter zu sehr einmischt.

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