Deutsche Bahn-Chefin Evelyn Palla: „Christian Kern hat sie enorm gefördert“

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Das Bahnmanagement hat sie bei den ÖBB gelernt. Laut ÖBB-Betriebsratschef Roman Hebenstreit hat sie einen guten Job gemacht.

Bei der Deutschen Bahn (DB) werden heute, Dienstag, die personellen Weichen für die komplexe Sanierung gestellt. DB-Aufsichtsratschef Werner Gatzer wird die Verkleinerung des Vorstands von acht auf sechs Personen und die Bestellung der gebürtigen Südtirolerin Evelyn Palla, 52, zur Vorstandschefin verkünden. Sie ist seit 2019 bei der DB tätig und war zuletzt Chefin der Nahverkehrsparte DB Regio, die sie heuer in die schwarzen Zahlen führte.

Das Bahn-Geschäft hat sie aber in Österreich gelernt, wo sie im Mai 2011 unter ÖBB-Chef Christian Kern die Leitung des Controllings übernahm. „Christian Kern hat sie enorm gefördert, sie war ein Ziehkind von Kern“, sagt ÖBB-Betriebsratschef Roman Hebenstreit zum KURIER. „Er hat ihr die Möglichkeit gegeben, Verantwortung zu übernehmen und mit dieser Aufgabe zu wachsen.“

Ein Trümmerhaufen

„Ich habe sie in die ÖBB geholt und ich bin ein bisschen stolz darauf, zu ihrer Karriere einen Beitrag geleistet zu haben“, sagt der frühere SPÖ-Bundeskanzler und Ex-ÖBB-Chef Christian Kern zum KURIER. Er hat Palla 2011 vom deutschen Energiekonzern E.ON abgeworben und nicht nur zur Leiterin des Controllings im Personenverkehr gemacht, sondern 2015 auch zur kaufmännischen Vorständin in der ÖBB-Personenverkehr AG.

„Ich habe den Eindruck gehabt, dass sie vieles mitbringt, was uns helfen kann“, sagt Kern. „Die ÖBB waren damals in einem so schlechten Zustand wie die Deutsche Bahn heute. Das war ein rauchender Trümmerhaufen. Ziel war, neue Leute mit neuer Denkweise zu holen.“

Hebenstreit streut ihr Rosen

Auch Palla werde nicht allein das Ruder bei der Deutschen Bahn herumreißen können, weil die DB den Branchenstandards hinterherhinke. „Die DB wird nicht von einer einzelnen Person zu retten sein. Aber hat sie den Überblick und kennt die Prioritäten, dann ist das ein Riesengewinn“, sagt Kern, der heute die Lokomotiven-Leasingfirma ELL leitet. Was er an Palla schätzt: „Sie ist eine ruhige und besonnene Person, sie hat immer den Ruf gehabt, solide und engagiert in der Sache zu sein.“

Auch ÖBB-Betriebsratschef Roman Hebenstreit streut ihr Rosen. „Sie hat in den ÖBB einen guten Job gemacht, ist bodenständig und sehr nahe an den Prozessen“, sagt er zum KURIER. „Wir haben immer an ihr geschätzt, dass sie weiß, wovon sie redet.“

Die ÖBB hat Palla Ende 2018 verlassen, weil ihr ein deutlich besser dotiertes Angebot der Deutschen Bahn vorgelegen haben soll.

„Wir räumen auf“

Auf das neue Amt ist sie schon eingestimmt. „Wir räumen auf, aber es wird nichts schnell gehen“, sagte Palla am Montag. „Es ist ein Marathon und kein Sprint.“ Unter anderem sollen Beteiligungen verkauft und die Verwaltung verschlankt werden.

Unklar ist, ob Palla mit Philipp Nagl einen Weggefährten verlieren wird. Nagl war einst ein enger Mitarbeiter Kerns bei den ÖBB und ist heute Chef des Netzgesellschaft DB InfraGo, der Infrastruktur-Tochter der Deutschen Bahn. Er gilt als Fachmann auf seinem Gebiet und ist derzeit für die Generalsanierung von mehr als 40 viel befahrenen deutschen Fernverkehrsstrecken zuständig.

"Verkommene Infrastruktur"

Geht es nach Verkehrsminister Patrick Schnieder (CDU), soll Nagl von Dirk Rompf ersetzt werden. Rompf war sechs Jahre Vorstand der DB Netz AG, die heute DB InfraGo heißt. Der Vorgänger soll also zum Nachfolger werden. Das kommt bei den Belegschaftsvertretern im DB-Aufsichtsrat gar nicht gut an. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) will gegen Palla, aber vor allem gegen Rompf stimmen. EVG-Chef Martin Burkert: „Der Weg nach vorne kann niemals durch die Vergangenheit führen.“ Rompf wird für die „verkommene Infrastruktur“ der DB verantwortlich gemacht.

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