Deutsche Bahn baut ihren Vorstand um

Deutsche Bahn baut ihren Vorstand um
Jünger und weiblicher. Vor dem neu besetzten Gremium liegen schwierige Aufgaben. Aufsichtsratschef tritt zurück.

Einen Tag nach der angekündigten "Generalsanierung" des Streckennetzes hat die Deutsche Bahn ihr Führungsteam für die künftigen Aufgaben neu aufgestellt. Der bisherige Personenverkehrsvorstand Berthold Huber wird ab dem 1. Juli auf das Infrastrukturressort wechseln, teilte die Bahn am Donnerstag mit. Für seinen frei werdenden Posten rücken gleich zwei neue Vorstände nach: Hubers bisheriger Bereich Personenverkehr wird aufgeteilt in ein Regional- und ein Fernverkehrsressort.

Um das Regionale kümmert sich künftig die bisherige Finanzchefin der Deutsche-Bahn-Tochter DB Fernverkehr, Evelyn Palla. Sie ist damit die dritte Frau im insgesamt dann achtköpfigen Führungsgremium. Der bisherige DB-Fernverkehrschef, Michael Peterson, soll sich im Vorstand dann um den Fernverkehr kümmern.

"Jünger und weiblicher"

Der Aufsichtsrat hat der Neuaufstellung auf seiner Sitzung am Donnerstag zugestimmt. "Das Team DB steht - jünger und weiblicher als je zuvor", teilte Bahnchef Richard Lutz am Nachmittag mit. "Ich freue mich sehr, dass der Vorstand sofort an die Arbeit gehen kann." Der Umbau war nach dem vorzeitigen Weggang des früheren Infrastrukturvorstands Ronald Pofalla nötig geworden, der inzwischen für einen Immobilienkonzern tätig ist.

Auf alle drei Vorstände kommen in den nächsten Jahren schwierige Aufgaben zu. Die Deutsche Bahn ist so unzuverlässig unterwegs wie seit Jahren nicht mehr. Ein wesentlicher Grund dafür sind überlastete und sanierungsbedürftige Korridore. Am Dienstag erläuterte Konzernchef Lutz gemeinsam mit dem deutschen Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) das künftige Baukonzept für solche Strecken.

Offene Fragen

Von 2024 an sollen die wichtigsten Korridore generalsaniert werden, jedes Jahr zwei bis drei dieser Abschnitte. Dabei sollen gleich sämtliche anstehende Bauarbeiten und potenzielle Erweiterungen in einem Rutsch erledigt werden, sodass nicht über Jahre hinweg immer wieder entlang derselben Strecken gebaut werden muss. Noch sind viele Fragen offen, die der neue Infrastrukturvorstand Huber bald beantworten muss.

Für Huber als Nachfolger Pofallas hat sich unter anderem die deutsche Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) ausgesprochen. Sie sieht in ihm einen ausgemachten Bahnkenner und einen Garanten für einen integrierten Gesamtkonzern. Huber dürfte auch zuständig sein für das geplante gemeinwohlorientierte Unternehmen, zu dem die bisherigen Infrastrukturtöchter der Bahn ab 2024 zusammengefasst werden sollen.

Kritiker wie die im Verband Mofair organisierten Bahnwettbewerber hingegen hatten sich angesichts der geplanten neuen Gesellschaft dafür stark gemacht, das Vorstandsressort Infrastruktur nicht neu zu besetzen.

Aufsichtsratschef geht

Der Aufsichtsratschef bei der Deutschen Bahn, Michael Odenwald, hört mit 22. Juli auf. "Nach zehnjähriger Arbeit im Aufsichtsrat ist es Zeit für einen Wechsel", teilte Odenwald am Donnerstag mit. Zuvor hatte er das Kontrollgremium auf der Sitzung informiert.

"Die Deutsche Bahn ist - ungeachtet aller aktuellen Herausforderungen - ein tolles Unternehmen, für das ich mich immer sehr gerne engagiert habe. Ich wünsche dem Vorstand, allen Führungskräften und insbesondere den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern alles erdenklich Gute", sagte Odenwald weiter.

"Bedauern Entscheidung"

Der ehemalige Staatssekretär ist seit 2018 Chefkontrolleur beim Bahnkonzern. Der Jurist war seit 1992 im Verkehrsministerium tätig - von 1998 an als Referatsleiter, ab 2010 als Leiter der Zentralabteilung, seit 2012 dann als beamteter Staatssekretär. In dieser Funktion rückte er 2012 in den Bahn-Aufsichtsrat.

"Wir bedauern die Entscheidung von Herrn Odenwald sehr", teilte Bahnchef Richard Lutz mit. "Er hat sich in all den Jahren um die Deutsche Bahn verdient gemacht. Dafür gebührt ihm ausdrücklicher Dank und große Anerkennung."

Kommentare