Der Wettlauf der Grünstrom-Firmen

Strom aus Kleinwasserkraft ist relativ günstig. Damit können Ökostrom-Versorger jetzt punkten.
Seit Anfang dieser Woche buhlt die dritte Ökostromfirma in Österreich um Kunden.

Der – bisher kaum vorhandene – Wettbewerb auf Österreichs Strommarkt ist neuerdings in Händen von Mini-Stromfirmen, die allesamt ausschließlich Ökostrom verkaufen. Anfang September startete die Kärntner AAE Naturstrom mit einer Preis-Aktion das Wetteifern um Kunden, Mitte September folgte die Oekostrom AG mit der heuer bereits zweiten Kundenoffensive.

Da konnten Großversorger nicht lange zusehen.

- Seit Montag ist die EnergieAllianz (Wien Energie, EVN und Bewag) mit ihrer kleinen Tochter Naturkraft auf Kundenfang. Sie unterbietet beide Ökostrom-Kleinversorger. Um 6,1 Cent (netto ohne Steuern, Abgaben und Netzgebühren) können Kunden nun Strom aus Kleinwasserkraft, Wind, Biomasse oder Sonne via Internet bei Naturkraft ordern.

- 6,21 Cent netto kostet der Ökostrom bei der Oekostrom AG. Das Angebot läuft über die Lebensmittelkette Hofer.

- Zu 6,95 Cent bietet AAE Naturstrom ihre Energie in den Tchibo-Eduscho-Geschäften an.

Alle drei Offerte sind billiger als die herkömmlichen Versorger. Bei Wien Energie etwa zahlt man 7,3 Cent je Kilowattstunde. Die Naturkraft hat ihren Strom bisher zu 7,9 Cent netto angeboten und damit einige Tausend Kunden angesprochen. Einer davon ist die Lebensmittelkette Hofer, die ihre Filialen mit Naturkraft versorgt.

Billiger Ökostrom

Dass Grünstrom, der grundsätzlich viel teurer ist als herkömmlicher Strom billig verkauft werden kann, hat zwei Gründe: Erstens ist der Großteil dieses Stroms aus Kleinwasserkraftwerken, die günstiger erzeugen als Wind oder Sonne. Und zweitens kaufen die Grünstrom-Versorger Windenergie von Anlagen, die bereits aus der Förderung hinaus gefallen sind. Diese Anlagen müssen sich am Markt beweisen. Wenn sie an Ökoenergie-Versorger verkaufen, bekommen sie meist ein bisschen mehr als den Marktpreis.

Der Wettlauf der Grünstrom-Firmen
Walter Boltz, Chef der E-Control, freut sich über den neuen Wettbewerb. „Ich hoffe, dass die Wechselraten der Stromkunden heuer um einiges steigen“, sagt er. In den vergangenen Jahren haben nur 1,2 Prozent der vier Millionen Stromkunden den Versorger gewechselt. Warum jetzt Kleinanbieter den Wettbewerb begonnen haben, ist für Boltz klar: „Sie haben den Vorteil, dass sie keine Verluste in Osteuropa oder im Gasgeschäft haben, das sie mit hohen Strompreisen kompensieren müssen.“

Physikalisch betrachtet kann kein Stromkunde behaupten, er bekomme nur Ökostrom aus seiner Steckdose. Kraftwerke speisen die erzeugte Energie ins Stromnetz ein, der Strom sucht sich den kürzesten Weg zum Kunden. Damit kommt in Ostösterreich wahrscheinlich fast nur Wasserkraftstrom zu den Kunden, in den Grenzgebieten zu Deutschland wahrscheinlich auch Atomstrom.

Wirtschaftlich aber kann man sagen: Wenn ich Ökostrom bezahle, bekommen nur Öko-Kraftwerke das Geld. So können Verbraucher die Art der Stromerzeugung mitbestimmen.

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