Der Tod eines Topmanagers

The logo of Swiss insurance group Zurich is seen behind a red traffic light on a building in Bern August 15, 2013. Zurich Insurance Group cautioned that it would be challenged to meet certain performance targets after posting a 27 percent fall in second-quarter net profit due to natural disaster payouts. REUTERS/Ruben Sprich (SWITZERLAND - Tags: BUSINESS LOGO)
Die Zurich Insurance Group will seine Unternehmenskultur nach dem Rücktritt von Josef Ackermann überprüfen.

Nach dem Selbstmord seines Finanzvorstands verspricht der größte Schweizer Versicherungskonzern Zurich Insurance Group Aufklärung.

Der Tod eines Topmanagers
epa03838831 (FILES) A file photo dated 13 November 2012 of Pierre Wauthier, chief financial officer of Zurich Insurance Group AG, in Zurich, Switzerland. Wauthier was found dead in his flat August 26, 2013. The cause of death has not been revealed so far. EPA/GAETAN BALLY
Der 53-jährige Pierre Wauthier hatte sich in seinem Haus erhängt, weil er offenbar die Kritik an ihm von seinem Aufsichtsratspräsidenten Josef Ackermann nicht mehr ertragen konnte. Der ehemalige Chef der Deutschen Bank, Ackermann, legte, wie berichtet, am Donnerstag deshalb seine Funktion bei Zurich zurück.

In einer eilig einberufenen Pressekonferenz Freitagvormittag hieß es: „Wir sind von einem Abschiedsbrief Wauthiers informiert worden und hatten Kenntnis von dessen Inhalt.“ Ohne Details zu nennen geht es weiter: „Im Abschiedsbrief ist jedenfalls von Josef Ackermann die Rede und seinem Verhältnis zu Pierre Wauthier.“

Der Tod eines Topmanagers
Damit bestätigt die Zurich, was Ackermann in einem Kommuniqué zu seinem Rücktritt als Aufsichtsratspräsident andeutete. Ackermann schrieb: „Ich habe Grund zur Annahme, dass die Familie meint, ich solle meinen Teil der Verantwortung hierfür tragen, ungeachtet dessen, wie unbegründet dies objektiv betrachtet auch sein mag.“

Schweizer Reporter wollten mit der Witwe des 53-jährigen Pierre Wauthier sprechen, doch ihr Haus, ein ehemaliges Gasthaus in Walchwil, wird von Securitys bewacht, die die Frau allerdings nach ihren eigenen Aussagen und den Aussagen ihrer Tochter nicht bestellt hat. Sie dürfe nichts sagen, erklärte sie Reportern. Ein Sprecher von Zurich: „Uns geht es einzig und alleine darum, die Angehörigen zu schützen.“ Und: „Wenn es ein Missverständnis gibt, muss das sofort aufgelöst werden“, so Sprecher Björn Emde zu Blick.

Der Tagesanzeiger schreibt: „Ackermann ist nicht dafür bekannt, dass er gern zuschaut und die anderen machen lässt.“ Ein Insider wird zitiert: „Er fand, die Zurich sei ein etwas verstaubter Beamtenladen, den man auf Vordermann bringen sollte.“

Im vergangenen Geschäftsjahr erzielte die Zurich einen Gewinn von 4,1 Milliarden Dollar bei einem Umsatz von 35,6 Milliarden.

Die Geschäftsführung will nun prüfen, ob der Verstorbene übermäßigem Druck („undue pressure“) ausgesetzt gewesen sei. Die Erfordernisse von Unternehmenskultur würden bei der Zurich sehr ernst genommen.

Erst vor einem Monat hatte sich Swisscom Chef Carsten Schloter das Leben genommen. Auch er hatte mit seinem Aufsichtsratschef Hansueli Loosli Meinungsverschiedenheiten. Loosli ist nicht zurückgetreten.

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