Der Tod eines Topmanagers
Nach dem Selbstmord seines Finanzvorstands verspricht der größte Schweizer Versicherungskonzern Zurich Insurance Group Aufklärung.
In einer eilig einberufenen Pressekonferenz Freitagvormittag hieß es: „Wir sind von einem Abschiedsbrief Wauthiers informiert worden und hatten Kenntnis von dessen Inhalt.“ Ohne Details zu nennen geht es weiter: „Im Abschiedsbrief ist jedenfalls von Josef Ackermann die Rede und seinem Verhältnis zu Pierre Wauthier.“
Schweizer Reporter wollten mit der Witwe des 53-jährigen Pierre Wauthier sprechen, doch ihr Haus, ein ehemaliges Gasthaus in Walchwil, wird von Securitys bewacht, die die Frau allerdings nach ihren eigenen Aussagen und den Aussagen ihrer Tochter nicht bestellt hat. Sie dürfe nichts sagen, erklärte sie Reportern. Ein Sprecher von Zurich: „Uns geht es einzig und alleine darum, die Angehörigen zu schützen.“ Und: „Wenn es ein Missverständnis gibt, muss das sofort aufgelöst werden“, so Sprecher Björn Emde zu Blick.
Der Tagesanzeiger schreibt: „Ackermann ist nicht dafür bekannt, dass er gern zuschaut und die anderen machen lässt.“ Ein Insider wird zitiert: „Er fand, die Zurich sei ein etwas verstaubter Beamtenladen, den man auf Vordermann bringen sollte.“
Im vergangenen Geschäftsjahr erzielte die Zurich einen Gewinn von 4,1 Milliarden Dollar bei einem Umsatz von 35,6 Milliarden.
Die Geschäftsführung will nun prüfen, ob der Verstorbene übermäßigem Druck („undue pressure“) ausgesetzt gewesen sei. Die Erfordernisse von Unternehmenskultur würden bei der Zurich sehr ernst genommen.
Erst vor einem Monat hatte sich Swisscom Chef Carsten Schloter das Leben genommen. Auch er hatte mit seinem Aufsichtsratschef Hansueli Loosli Meinungsverschiedenheiten. Loosli ist nicht zurückgetreten.
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