Der Rubel kommt wieder ins Rollen
Die Russen kommen wieder – zumindest lassen das die Statistiken des Mehrwertsteuerrückvergüterers Global Blue vermuten. "Im Oktober und November sind die Shopping-Ausgaben der Russen in Österreich gestiegen", sagt Jiri Macas, Geschäftsführer von Global Blue in Österreich und Tschechien. "Wir sehen in vielen Ländern, dass Russen wieder verreisen und mehr ausgeben." In österreichischen Geschäften haben sie demnach im Oktober um acht Prozent mehr ausgegeben als im Vergleichsmonat 2015, im November betrug das Plus sogar 22 Prozent.
Grund für die wieder erwachende Reiselust ist der Rubelkurs, sagt Gerald Böhm vom Moskauer Büro der Österreich Werbung. "Für Russen ist der Euro derzeit so günstig wie zuletzt im Sommer 2015." Dazu kommt demnach, dass bestimmte Berufsgruppen die Empfehlung der Regierung, nicht in die EU zu reisen, nicht mehr so ernst nehmen.
Wieder mehr russische Gäste
Das zeigt auch die Tourismusbilanz: Im Oktober 2016 sind um 12,4 Prozent mehr Russen in Österreich angekommen als im Vergleichsmonat 2015. Die Nächtigungszahlen weisen ein Plus von zehn Prozent aus. "Es ist das erste Plus seit drei Jahren", ist Böhm optimistisch, dass es bergauf geht. Luft nach oben gibt es genug. Die Zahl der russischen Touristen ist in den vergangenen Jahren um mehr als ein Drittel eingebrochen.
Das haben Händler zu spüren bekommen. Im Ranking der wichtigsten Shoppingnationen aus EU-Drittstaaten werden die Russen nur von Chinesen geschlagen. "Letztere reservieren 60 Prozent des Reisebudgets fürs Shopping", weiß Jiri Macas. Das gehöre zum Geschäftskonzept vieler Reiseveranstalter, die vor allem an den Provisionen verdienen, die sie von den Händlern für die gebrachten Umsätze bekommen, sagen Branchenkenner.
Ganz oben auf der Einkaufsliste stehen westliche Luxusmarken von Gucci bis Rolex, die in China um rund ein Drittel teurer sind. Dieses Jahr haben chinesische Touristen in Österreich aber weniger ausgegeben. Das Minus beträgt laut Global Blue 13 Prozent. Vor allem Uhren wurden weniger gekauft.
Das Reiseverhalten der Chinesen ändert sich mit der neuen Generation von Jugendlichen. Sie reisen nicht mehr in der Gruppe, lassen sich nicht mehr von Reiseführern von Geschäft zu Geschäft karren, so wie es ihre Eltern noch gemacht haben. Wer diese neue Klientel erreichen will, muss auf WeChat – eine Art chinesisches Facebook – sein, meint Macas. Anders formuliert: Er braucht Spezialisten, die die Sprache und die Gewohnheiten kennen. Viele Händler in den Nobelboutiquen haben längst reagiert.
Dass das Geschäft mit chinesischen Touristen weggebrochen ist, relativiert der Wiener Juwelier und Uhrenhändler Hermann Gmeiner-Wagner. 2015 sei ein Ausnahmejahr gewesen, weil der Wert des Schweizer Franken stark gestiegen ist. "Das haben chinesische Gruppen rasch erkannt. Sie haben Shoppingstopps binnen zwei Wochen von der Schweiz ins Euro-Land verlegt, davon haben wir natürlich profitiert. Jetzt kehren wir zurück zur Normalität", so Gmeiner-Wagner, dem auch der Rolex Shop am Wiener Graben gehört. Auch er bestätigt, dass wieder mehr Russen in Österreich Schmuck und Uhren kaufen. "Seit Mitte des Jahres geht es wieder bergauf, aber unter dem Strich entwickelt sich das Geschäft mit Touristen heuer etwas schwächer. Wir machen zum Glück zwei Drittel des Umsatzes mit Österreichern."
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