Der letzte Biss in den russischen BigMac

Der letzte Biss in den russischen BigMac
Vor rund 30 Jahren eröffnete das erste McDonald's-Restaurant in Moskau. Nun geht der letzte Burger über die Theke - dabei geht es um mehr, als nur Fast Food.

Es ist der 31. Jänner 1990. Am Puschkin-Platz in Moskau haben sich tausende Menschen versammelt, um bei der Eröffnung der ersten McDonald's Filiale in Russland dabei zu sein. Coca-Cola und Hamburger symbolisierten den Einzug des kapitalistischen Westens. Über 31.000 Kunden sollen an diesem Tag auf den Geschmack gekommen sein. Über 800 Filialen wurden seither in Russland eröffnet.



 

Schluss für 850 Filialen

Erst hätte sich McDonald's unentschlossen gezeigt, den russischen Markt zu verlassen, aber jetzt ist die Fast-Food-Kette mit anderen Unternehmen in einer Reihe. Zu den Sanktionen kommt also auch das “Hamburger-Embargo„ hinzu, schreibt die italienische Tageszeitung La Stampa

 

Das führte dazu, dass sich viele vor dem Fast-Food-Schluss von einem Ende Russlands zum anderen im Schnee in eine lange Schlange stellten. Das “letzte Abendmahl„, so überfüllt wie es war, bestätigt, wie sehr die Russen treue Kunden der 850 Verkaufsstellen waren, die das Unternehmen nun schließen wird. Aus Solidarität will der Konzern, der drittgrößte Arbeitgeber des Landes, die Gehälter der rund 62.000 örtlichen Mitarbeiter weiterhin bezahlen.

Aufgrund der Werte des Unternehmens könne man jedoch "das unnötige menschliche Leid, das sich in der Ukraine zuträgt, nicht ignorieren", erklärte McDonald's-Chef Chris Kempczinski in einer vom Unternehmen veröffentlichten E-Mail an die Mitarbeiter. Auch alle Angestellten in der Ukraine würden voll weiter bezahlt, betonte er.

McDonald's machte zunächst keine Angaben dazu, unter welchen Umständen die zeitweise Schließung der Restaurants in Russland wieder aufgehoben werden könnte. In seinem Schreiben betonte Kempczinski, McDonald's "verurteilt Angriff und Gewalt und betet für Frieden".

Ein Rückblick

Mcdonald's lieferte in den 90er Jahren die geschmackliche Untermalung zur Achterbahnfahrt, die Russland durch die Veränderungen erlebt. McDonald’s war eines der ersten ausländischen Unternehmen, die während der Perestroika nach Russland kamen.

In großen Schritten fanden Privatisierungen statt und freie Wahlen wurden abgehalten. Auf der anderen Seite setzten sinkende Erdölpreises und der Niedergang der sowjetischen Schwerindustrie das russische Bruttoinlandprodukt bis 1996 immens unter Druck.

Politisches Symbol

Korruption und Kriminalität waren die Folge, die Menschen in Russland fühlten sich unsicher und die hohe Inflation und Krisen hat viele Ersparnisse verschlungen. Der McDonald's-Besuch wurde für den Durchschnittsbürger vom politischen Symbol zur Gelegenheit den wirtschaftlichen Problemen für einen kurzen Moment zu entfliehen.

In den 2000er Jahren führte Putin das Land aus der Wirtschaftskrise, die Rohstoffpreise stiegen und westliche Investoren kamen ins Land. Daneben war stets eine kriegssichere Rhetorik und der Angriff auf Georgien und die Eroberung der Krim gaben dem Aufschwung einen Bruch. Schlussendlich führten die Machtspiele zu einer Abkühlung der Beziehungen mit dem Westen und durch die Strafmassnahmen der Amerikaner und ihrer Verbündeten wirkte die russische Wirtschaft wie gelähmt.

Profitieren in der Stagnation

McDonald’s hätte aber von der wirtschaftlichen Stagnation im Land aber profitiert, berichtet die nzz. Je mehr die Einkommen sanken, desto besser lief das Geschäft. Schlichtweg profitierte das Unternehmen davon, dass sich viele Menschen kein anderes Restaurant mehr leisten konnten. Jedes fünfte Essen, das nicht zu Hause konsumiert wurde, fand in Russland bis vor wenigen Tagen noch bei McDonald’s statt.

Kommentare