Der lange Weg zu mehr Tierwohl mit Hilfe des „Masterplan Schwein“

Der lange Weg zu mehr Tierwohl mit Hilfe des „Masterplan Schwein“
Bislang ist die Bereitschaft der Konsumenten, für die artgerechte Haltung von Tieren mehr zu bezahlen, nur begrenzt vorhanden

Auf die Frage, warum bei der Schweinezucht bisher nicht mehr auf Tierwohl geachtet wurde, lässt sich einfach beantworten. Weil die meisten Konsumenten bislang nicht bereit waren, für mehr Tierwohl tiefer in die Tasche zu greifen.

Im Jahr 2023 wurden bei EU-weit sinkenden Gesamtproduktionszahlen in Österreich 227.000 Bio- und Tierwohlschweine geschlachtet. Das entspricht 5,7 Prozent aller geschlachteten Schweine. Das ist zwar noch ein geringer Anteil, aber immerhin um 33 Prozent mehr als 2021.

Die Schweinebauern versuchen gemeinsam mit der Agrarmarkt Austria (AMA) und dem Lebensmittelhandel über Tierwohlprogramme die Nachfrage für Bio- und Tierwohlschweine zu erhöhen. Nach einem Jahrzehnt soll deren Anteil gemäß dem „Masterplan Schwein“ auf 25 Prozent steigen.

Ambitioniertes Ziel

Ein durchaus ambitioniertes Ziel, das nur funktionieren kann, wenn auch die Konsumenten mitziehen. Rewe (Billa und Billa plus) etwa hat eine „Fair zum Tier“-Kampagne gestartet.

Derzeit gibt es vier Qualitätsklassen für die Schweinezucht. Die Mindestanforderungen sind die gesetzlichen Vorgaben über die Besatzdichte. In der EU müssen für jedes Tier ab 85 Kilo mindestens 0,65 m2 zur Verfügung stehen. In Österreich sind es pro Schwein 0,7 m2.

Die Stufe zwei ist das AMA-Gütesiegel mit einem zusätzlichen Platzangebot von derzeit 10 Prozent pro Tier. Es gibt einen Stufenplan zur Ausweitung auf 20 Prozent und Einschränkungen bei der Fütterung. Die zusätzlichen Kosten betragen 10 Prozent.

Beim Gütesiegel „Mehr Tierwohl – Gut“ gibt es um 60 Prozent mehr Platz und eine eingestreute Liegefläche. Die Kosten steigen um 15 Prozent.

„Mehr Tierwohl – Sehr Gut“ garantiert ein doppeltes Platzangebot sowie tief eingestreute Liegeflächen und Zugang zu einem Außenbereich. Dazu kommen gentechnikfreie europäische Futtermittel, Haltung unkupierter Tiere und Kastration nur unter Narkose. Bio-Schweine haben permanenten Zugang ins Freie. Erlaubt sind maximal 14 Bio-Schweine pro Hektar. Das ergibt um 30 Prozent höhere Kosten.

Einkaufspolitik

Öffentliche Küchen sollten eigentlich verstärkt hochwertige landwirtschaftliche Produkte aus Österreich einkaufen. „Bisher spüren wir leider keine gesteigerte Nachfrage“, ist der Obmann der Schweinebörse, Rupert Hagler, mit der Einkaufspolitik unzufrieden. Die Unsicherheit über die künftigen Produktionsbedingungen sei der Hauptgrund für die Frustration der Schweinebauern und die Zurückhaltung bei Investitionen. Beim Streit um das Verbot von Spaltenböden für die Schweinehaltung hofft Hagler auf einen Kompromiss zwischen den Regierungsparteien ÖVP und Grüne. Er rechnet mit einer Übergangsfrist für ein Verbot von 10 bis 16 Jahren.

Ein Versuch der Freilandhaltung von 500 Schweinen auf einem Bauernhof in Niederösterreich wird wohl von den Behörden gestoppt werden. Es gibt eine entsprechende Ankündigung der Bezirkshauptmannschaft St. Pölten. Es ist nicht klar, ob durch die Ausscheidungen der Schweine die Qualität das Grundwasser gefährdet wird.

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