Der heiß umkämpfte Ticket-Markt
Im Vorfeld des Song Contests 2015 in Wien sorgen Finalkarten für Aufregung: Die ersten Karten werden längst im Internet gehandelt, obwohl sie offiziell erst ab November verkauft werden. Es ist noch nicht einmal entschieden, wen der Veranstalter ORF als Vertriebspartner wählt. Der weist darauf hin, dass es sich "um keine offiziellen Tickets handelt und es diesbezüglich keine Kooperationen mit dem ORF gibt."
Michael Felinger, Eigentümer von ticketswien.at, verkauft dennoch schon Karten in den Preiskategorien 499 oder 799 Euro. Felinger: "Bei Großveranstaltungen ist es ganz normal, dass Karten schon vor dem offiziellen Verkaufsstart gehandelt werden." Er garantiere seinen Kunden, dass sie rechtzeitig vor dem Event zum vereinbarten Preis Karten bekommen. Diese besorgt er – wenn er beim offiziellen Ticketverkauf nicht zum Zug kommt – am sogenannten Zweitmarkt, also von Privaten oder Firmen. Dass es sich dabei um Originale und keine Fälschungen handelt, würde er prüfen und garantieren.
Schneller Ausverkauf
Den Vorwurf, dass Ticketbüros wie seines Karten zu Wucherpreisen verkauften und in einem Graumarkt agierten, lässt er sich nicht gefallen. "Dass es Kartenbüros wie uns gibt, liegt daran, dass Konzertkarten oft binnen Sekunden ausverkauft sind. Wir organisieren dem Kunden dann noch Tickets. Zu welchem Preis wir sie kaufen und anbieten, ist eine Frage von Angebot und Nachfrage." Felinger geht davon aus, dass die Karten für den Song Contest schnell ausverkauft sein werden. Als dieser 2011 in Düsseldorf über die Bühne ging, dauerte der offizielle Verkauf schließlich nur wenige Stunden, die Server waren völlig überlastet.
In Österreich verkauft niemand so viele Karten wie Oeticket – rund fünf Millionen Stück im Jahr. Auch an der Ausschreibung der Song-Contest-Karten hat Oeticket – Teil der international agierenden Eventim-Gruppe – teilgenommen. Dass viele der rund 100.000 Karten dann wohl weitergehandelt werden, findet Firmenchef Andreas Egger "unseriös". Der Wiederverkäufermarkt sei in Österreich aber relativ klein.
Strenge Amerikaner
In den USA habe man versucht, diesen in den Griff zu bekommen – in dem die Karten personalisiert wurden. Egger: "Das ist technisch leicht machbar, etwa indem man die Kreditkarte scannt. Praktisch zieht das aber einen Rattenschwanz an Problemen nach sich, etwa, wenn die Karte weitergegeben wird." Die Lösung in den USA habe so ausgesehen, dass man nun die Weitergabe der Karte auf einer entsprechenden Webseite angeben muss. Ob das den Schwarzhandel eingedämmt hat, steht freilich auf einem anderen Blatt. Schließlich wird nicht kontrolliert, zu welchem Preis die Karte den Besitzer wechselt.
In Österreich werden geschätzte 40 Millionen Karten im Jahr verkauft – vom Fußballmatch über das Neujahrskonzert bis hin zu Auftritten von internationalen Bands. Ein Großteil davon wird von den Veranstaltern selbst verkauft, rund 20 Prozent über Ticketshops, schätzt Egger.
Wie viel eine Karte kostet, setzen die Manager der Künstler fest. "Die Preise für Konzertkarten sind zuletzt relativ moderat um drei bis fünf Prozent jährlich gestiegen", schätzt Egger. Bei internationalen Top-Künstlern gab es allerdings Ausreißer nach oben, die der Kunde auch nicht immer akzeptiert habe. Egger: "Das hat man beim Madonna-Konzert gesehen, bei dem die Rasenplätze erstmals mehr als 100 Euro gekostet haben."
Oeticket hat im Juni 2013 in Österreich honorige Konkurrenz bekommen – ticketmaster. Es handelt sich dabei um die weltweite Nummer eins in der Kartenvermarktung, die wiederum Teil der Live Nation Entertainment Gruppe ist. Diese produziert jährlich unter anderem 22.000 Shows für 2300 Künstler. Der dritte große Anbieter in Österreich ist Wien.ticket.
Fälschungen
Probleme mit gefälschten Tickets gibt es laut den Konsumentenschützern vor allem vor Großevents. Derzeit gibt es beim Europäischen Verbraucherzentrum "keine spezielle Häufung bei Anfragen und Problemen".
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