Das Postgeschäft bröckelt, aber nicht in Österreich

Zusammenfassung
- Österreichische Post verzeichnete 2024 einen Umsatzanstieg von 13,9% und EBIT-Zuwachs von 9%.
- Das Paket- und Filialgeschäft sowie Bankgeschäft wuchsen um rund 20%, und erstmals wurden über 500 Millionen Pakete zugestellt.
In Deutschland streicht die Post 8.000 Stellen, weil das Briefgeschäft stark abgenommen hat. Die dänische Post will schon bald überhaupt keine Briefe mehr zustellen. In Österreich ist das auf absehbare Zeit nicht zu befürchten. Nicht nur weil das Postmarktgesetz die Post verpflichtet in ganz Österreich Briefe zuzustellen. Auch weil das Briefgeschäft hierzulande zwar ebenfalls mengenmäßig schrumpft, aber immer noch stark ist.
Im vergangenen Jahr trugen Briefe und Werbepost 1,2 Mrd. Euro oder 40 Prozent zum Gesamtumsatz der Post von 3,12 Mrd. Euro bei. Der Umsatz der Post legte um fast 14 Prozent zu und übersprang erstmals die Drei-Milliarden-Euro-Marke. Das Betriebsergebnis (EBIT) wuchs um 9 Prozent auf 207,3 Mio. Euro, das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen stieg um 8 Prozent auf 422,7 Mio. Euro.

Briefgeschäft geht weiter zurück
Das Briefgeschäft werde auch in Österreich weiter zurückgehen, prognostizierte Oblin. Seit dem Höhepunkt im Jahr 2008 habe man mengenmäßig die Hälfte auf rund 500 Mio. Briefe pro Jahr verloren. Im heurigen Wahljahr trug vor allem die Briefwahl dazu bei, dass der mengenmäßige Rückgang nicht stärker ausfiel und das Briefvolumen lediglich um 33 Millionen Stück auf 508 Millionen Briefe schrumpfte.
Regulatorische Änderungen und der Fokus auf langsamere Briefe, die in der Zustellung gebündelt werden, würden weiterhin eine leistbare wirtschatliche Versorgung ermöglichen, sagte Oblin. Bei den Brieftarifen zähle Österreich europaweit zu den günstigsten Märkten. Daran werde auch die für Mai geplante Anhebung des Tarifs für den Standardbrief von 95 Cent auf einen Euro nichts ändern.
Er gehe davon aus, dass die Zustellfrequenz weiter abnehmen werde. Oblin sprach von 4 Tagen bis zu einer Woche. Der Postchef wünscht sich dazu auch weitere regulatorische Anpassungen. Angesichts der Tatsache, dass in Österreich pro Person und Jahr lediglich 12 Euro für Briefport ausgegeben werde, müsse man langfristig auch überlegen, ob eine Tarifregulierung noch notwendig sei.

Post-Chef Walter Oblin
Postmarkt im Umbruch
Das Postgeschäft befinde sich im Umbruch, sagte Post-Chef Walter Oblin am Freitag bei der Präsentation der Jahresbilanz des Unternehmens. Es bleibe kein Stein auf dem anderen. Dem rückläufigen Briefvolumen stehe ein stark wachsendes E-Commerce-Geschäft gegenüber, das die Paketmengen antreibe.
Stark gewachsen ist die Anzahl der beförderten Pakete. Dazu tragen auch chinesische Online-Händler wie Temu und Shein bei, die zunehmend auf den europäischen und türkischen Markt drängen. In Österreich wurden im vergangenen Jahr 224 Mio. Pakete zugestellt. Mit einem Marktanteil von 56 Prozent ist die Post damit ganz klar Marktführer. Das Wachstum in Österreich könne die Rückgänge im Briefgeschäft aber nicht alleine ausgleichen, sagte Oblin.
Mit dem Geschäft in der Türkei und Osteuropa erreiche man mittlerweile aber einen Markt von 150 Mio. Menschen. Insgesamt wurden mehr als 500 Mio. Pakete zugestellt. Das Paketgeschäft trug 1,7 Mrd. Euro oder 54 Prozent zum Gesamtumsatz der Post bei. Die weitere Expansion ist bereits angedacht. Erste Schritte dazu wurden bereits in Georgien und Usbekistan unternommen.
Investitionen in die Selbstabholung
Investiert hat die Post im vergangenen Jahr stark in die Selbstabholung. Das Netz an Stationen ist von 497 im Jahr 2023 auf knapp 1.280 gewachsen. 32 Mio. Pakete und Briefe seien bereits über die Selbstbedienungstationen abgewickelt worden.
Auch der Elektrofuhrpark wurde stark ausgeweitet. Die Hälfte der Flotte wurde bereits elektrisiert. 2030 soll der letzte Verbrenner ausgemustert werden.
Bank 99 vor Break Even
Erfolge sieht man auch bei der Bank 99. Sie zählt mittlerweile knapp 300.000 Kunden, ein Plus von sechs Prozent im Jahresvergleich. Der Umsatz in dem Bereich wuchs ebenfalls um fast 20 Prozent auf 202 Mio. Euro. Zweistellig ewachsen sind Zinserträge, Kreditvolumen und die Bilanzsumme. Für heuer peilt man den Break Even an.
Der Personalstand der Post blieb im abgelaufenen Jahr mit rund 20.000 Mitarbeitern in Österreich stabil. Das soll auch heuer so bleiben. Anders als bei der Deutschen Post sind keine Stellenstreichungen geplant. Im Gegenteil: 600 Mitarbeiter, in allen Bereichen, werden gesucht.
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