Demnach legten die Kreditzinsen zwischen Juni und Dezember 2022 um 0,83 Prozentpunkte zu. Bei den Einlagen betrug der Anstieg lediglich 0,16 Prozentpunkte (siehe Grafik). Das habe zu einem Anstieg der Zinsspanne um 40 Prozent geführt.
Eine genaue Aufschlüsselung zeigt, dass die Zinsen auf die kurzfristigen Überziehungskredite am stärksten gestiegen seien. "Gerade für Menschen mit niedrigen Einkommen, die ihr Konto in Folge der Teuerung überziehen müssen, stellt das ein großes Problem dar", so Momentum. Den niedrigsten Anstieg bei den Kreditzinsen habe es dagegen bei Wohnkrediten gegeben. Am wenigsten seien dagegen die Zinsen für täglich fällige Einlagen (also etwa Girokonten) gestiegen.
In Summe hätten damit auch die Zinsgewinne der Banken im Haushaltssegment deutlich zugelegt, trotz gleichbleibendem Kredit- und Einlagenvolumen. Im Juni des Vorjahres betrug die Differenz laut Daten der Nationalbank aus den Einnahmen aus Kreditzinsen und Ausgaben für Einlagezinsen – also der Nettozinsgewinn – noch 257 Millionen Euro. Im Dezember 2022 seien es fast 100 Millionen Euro mehr gewesen. Als Konsequenz daraus fordert Momentum eine Übergewinnsteuer für den Bankensektor.
Franz Rudorfer, Geschäftsführer der Bundessparte Bank in der Wirtschaftskammer, ist sich sicher, dass die Zinsspanne zwischen Krediten und Sparprodukten wieder kleiner wird. Er verteidigt gegenüber dem KURIER aber die Vorgehensweise der Branche. "Banken müssen auch ihre Kosten verdienen und sollen das auch dürfen."
Die Aufseher, vor allem die europäische Bankenaufsicht, würden nicht müde werden zu sagen, "ihr müsst profitabler werden". Er verweist auf den Return on Equity (RoE; gibt das Verhältnis von Eigenkapital und Rendite an), der bei Österreichs Instituten im Durchschnitt nur 6,5 Prozent ausmache. „Das ist nicht wahnsinnig profitabel. Wir lagen noch nie über dem EU-Durchschnitt.“
Der Nettozinsertrag stieg zwar im Vorjahr auf 10,6 Mrd. Euro, aber in Relation zur Bilanzsumme liegt er laut Rudorfer mit 0,97 Prozent gerade so hoch wie vor der Pandemie 2019 und weiterhin unter dem Wert des Durchschnitts der vergangenen zehn Jahre und deutlich unter den Werten vor der Finanzkrise. Und der im Inland erzielte Gewinn der heimischen Banken sei im Vorjahr mit 5,1 Milliarden Euro sogar niedriger ausgefallen als 2021. Weiters würden auch die Kosten für Banken – Stichwort KV-Erhöhungen – zulegen.
Vergleiche
Nicht zuletzt seien Kredite nicht mit einem Girokonto vergleichbar. Was hingegen sehr wohl laut dem Spartenobmann verglichen werden sollte, sind die Konditionen. "Der Wettbewerb ist in Österreich sehr hoch." Aktuell ist die Santander mit 2,6 Prozent bei einem Jahr Bindung Bestbieter, im Durchschnitt sind es laut OeNB bereits 2,0 Prozent. Bei täglich fälligen Einlagen ist es die VKB mit 1,5 Prozent.
Kommentare