Das Handy als Shoppingberater

Das Handy als Shoppingberater
Mit der richtigen App kann man sich umständliche Preisvergleiche bald sparen. Gekauft wird verstärkt mobil.

Ob das Regal aus dem Prospekt im nächstgelegenen Möbelhaus lagernd ist, wird per Mausklick geprüft, die neue Küche gleich bequem von der Wohnzimmer-Couch im 3-D-Format geplant. Wo die neuen Laufschuhe am billigsten sind, will ein entsprechendes App (Software-Programm) am Smartphone verraten und beim Versandhändler und Teleshopping-Kanal wird ohnehin schon am häufigsten per Mausklick bestellt. Auch die Bestellungen per Smartphone nehmen zu. Beim Shopping-Sender HSE24 haben sich die Zugriffe über mobile Endgeräte binnen kurzer Zeit vervierfacht.

"In zwei Jahren werden mehr als 50 Prozent der Einzelhandelsumsätze vom Internet beeinflusst sein", ist Peter Györffy, Handelsexperte und Chef des Unternehmensberaters CONplementation überzeugt. "Vor allem Smartphones treiben die Entwicklung voran." Viele Apps stecken bei uns noch in den Kinderschuhen , aber Projekte in anderen Ländern zeigen, wohin die Reise führt.

Einkauf im Vorbeigehen

Das Handy als Shoppingberater

In Südkorea kann man etwa den Lebensmitteleinkauf erledigen, während man auf die U-Bahn wartet. Der Lebensmittelriese Tesco hat an U-Bahn-Stationen detailgetreue Plakate von prall gefüllten Supermarktregalen aufgehängt – Barcode der Produkte inklusive. Kunden scannen quasi im Vorbeigehen, was ins Einkaufskörberl soll, und schicken die Liste an den Händler. Tesco liefert noch am selben Tag an die Haustüre.

Davon ist man in Österreich noch weit entfernt. Dennoch: Merkur bietet seinen Kunden bereits ein App und Hofer versieht seine Waren mit sogenannten QR-Codes. Per Scan mit dem Handy kann sich der Kunde bereits im Shop Infos zu den Produkten aus dem Internet holen. "Der Einsatz der QR-Codes wird verstärkt. Es geht um den Servicegedanken, nicht unbedingt darum, mehr zu verkaufen", heißt es bei Hofer.

Györffy meint, dass sich Konsumenten dank Preisvergleichs-Apps wie Barcoo oder geizhals.at bald zeitaufwendige Preisvergleiche sparen können. Noch sind diese Apps aber oft eine Enttäuschung, weil die Datenbanken nicht vollständig gespeist sind. In Großbritannien funktionieren die Apps aber speziell bei Unterhaltungselektronik schon sehr gut. Dass Leute in einem Elektronikgeschäft den Barcode eines TV-Geräts scannen, um zu prüfen, ob es ihn in der Nähe billiger gibt, sei schon gang und gäbe, so Györffy: "Ich denke, dass das in zwei Jahren auch bei uns reibungslos funktioniert. Zumindest bei Unterhaltungselektronik und Sportartikeln." Gespeist werden die Datenbanken von Händlern, Agenturen, Produzenten und Konsumenten.

Das Web-Geschäft hinterlässt auch im stationären Handel Spuren. Györffy: "In Elektrohandelsgeschäften in Russland und der Ukraine werden Flächen für CDs drastisch reduziert, weil Musik quasi nur noch übers Web heruntergeladen wird." In Westeuropa dürften die Umsätze in diesem Segment 2011 um bis zu 20 Prozent zurückgegangen sein, schätzt er. Ausgerechnet der Elektrohandelsriese MediaMarkt hat den Einzug ins Internet verschlafen. Erst 2010 wurde das Online-Geschäft hoch gezogen, Testmarkt für Europa war Österreich. Derzeit stehen 3500 Artikeln online. Die Web-Umsätze schnellen in die Höhe – allerdings von einem niedrigen Niveau aus.

Thalia

Auch der Buchhändler Thalia hat Aufholbedarf – und bereits viele Kunden an Konkurrenten wie Amazon verloren. Jetzt zieht der Mutterkonzern Douglas die Reißleine. Filialen sollen verkleinert, einige aufgegeben werden. Es wird auch noch in 20 Jahren Buchhandlungen geben, sagt Douglas-Chef Henning Kreke, "aber sie werden anders aussehen. Es wird intimer, immer kleiner." Das Online-Geschäft will er von 20 auf 30 Prozent steigern. Nicht nur im Buchhandel werden die Verkaufsflächen schrumpfen, "diese Entwicklung wird sich in den nächsten fünf Jahren durch den ganzen Handel ziehen", meint Györffy.

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