Österreichs Pensionssystem basiert auf dem Umlageverfahren, in dem die Beiträge der Erwerbstätigen die Pensionen der Menschen im Ruhestand finanzieren. Aus dem Budget muss dazu Jahr für Jahr mehr zugeschossen werden. Die Finanzierungslücke wird angesichts der Alterung der Gesellschaft ständig größer und beträgt schon 19,8 Milliarden Euro oder 4,6 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung.
Damit das nicht immer so weiter geht, wälzen Experten verschiedene Reformvorschläge. Eine Idee, die etwa Versicherungen gerne vorbringen, ist der Aufbau einer starken kapitalgedeckten Pensionssäule. Damit könnte aus Mitteln, die mit Aktien oder Anleihen erwirtschaftet werden, die Finanzierungslücke bis 2050 bei z. B. fünf Prozent begrenzt werden. Geschieht nichts, steigt die Lücke bis 2050 auf 6,8 Prozent des BIP. Das klingt nach nicht viel, die Differenz zu den heutigen 4,6 Prozent sind aber viele Milliarden.
Unterentwickelt
Das Problem ist: Im Gegensatz zu den meisten anderen Industrieländern ist die kapitalgedeckte Pensionssäule (privat oder betrieblich), die das staatliche Umlagesystem eben ergänzen könnte, bis dato völlig unterentwickelt. Die Vereinigung ausländischer Investmentgesellschaften in Österreich wirbt dafür, diesen Umstand zu beheben und hat dazu beim Economica-Institut von IV-Chefökonom Christian Helmenstein eine Studie in Auftrag gegeben.
Der Ökonom nahm sich das in diesem Zusammenhang führende Land Dänemark zum Vorbild und kommt dabei in verschiedenen Szenarien für Österreich zum Schluss, dass eine Ergänzung des staatlichen Pensionssystems mit einer kapitalgedeckten Säule nur Vorteile hätte.
Im Kern rechnet Helmenstein vor, dass dreierlei mit der Systemumstellung möglich wäre. Durch das Ansparen in einer privaten Pensionssäule gelänge es, bei gleichbleibenden Pensionsbeiträgen von Arbeitgebern und -nehmern (derzeit 22,8 Prozent) und zu niedrigeren Kosten für den Staat zu höheren Pensionsleistungen für den Einzelnen zu kommen. Die Ergebnisse in der Studie seien durch moderate Renditeannahmen von netto vier Prozent per anno auch „gut abgesichert“, versichert Helmenstein.
Kapitalstock
Im Detail dauert es freilich in einer Übergangsphase von 25 Jahren bis ein genügend großer Kapitalstock aufgebaut ist. Gelingt das, würde im konservativen Szenario eine heute 40-jährige Person aus den Erträgen des Kapitalstocks eine um 6,4 Prozent höhere Bruttopension bekommen im Vergleich zum reinen Umlageverfahren. Für eine heute 20-jährige Person ergibt sich eine um 19,4 Prozent höhere Bruttopension.
Im Gegensatz dazu wären die öffentliche Zuschüsse in das Pensionssystem 2050 um zwölf Milliarden Euro niedriger als prognostiziert. Im zweiten Szenario kommt Helmenstein gar auf eine Ersparnis von 33 Milliarden Euro.
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