Coronavirus: Weniger Kfz-Schäden und mehr Versicherungs-"Aussteiger"

Coronavirus: Weniger Kfz-Schäden und mehr Versicherungs-"Aussteiger"
Es wird viel weniger gefahren. Deutlich mehr Fahrzeug-Stilllegungen.

Die Ausgangsbeschränkungen wegen des Coronavirus und die starke Verlagerung der Berufstätigkeit ins Home Office haben auch in Österreich zu einem starken Rückgang des Autoverkehrs auf den Straßen geführt. Für die Kfz-Versicherungen bedeutet das weniger Schadensfälle - doch gibt es auch deutlich mehr "Aussteiger", also Versicherungsnehmer, die ihr Fahrzeug vorübergehend stilllegen.

"Wir haben an einzelnen Tagen einen Anstieg um rund das 15-Fache bei solchen Stilllegungen verzeichnet", so Vorstandsdirektor Walter Kupec von Generali Österreich, dem heimischen Autoversicherungs-Marktführer mit 18 bis 19 Prozent Marktanteil. Dabei wird das Autokennzeichen beim Versicherer hinterlegt, das sei auch ohne direkten persönlichen Kontakt möglich.

Üblicherweise tritt dann nach 90 Tagen, also drei Monaten, eine Prämienbefreiung ein - aktuell habe man diese Frist auf 45 Tage verkürzt, so Kupec im APA-Gespräch. Das deckt sich dann auch mit den Regeln für die motorbezogene Versicherungssteuer: Diese ist erst dann nicht mehr zu entrichten, wenn die Kennzeichentafeln mindestens 45 Tage hinterlegt wurden. Ohne Nummerntaferl darf ein Kfz freilich nicht mehr im öffentlichen Raum stehen. Hinterlegte Kennzeichen müssen spätestens vor Ablauf eines Jahres wieder abgeholt werden, außer es wird eine neuerliche Hinterlegung beantragt.

Normalerweise habe man 40 bis 50 Stilllegungen pro Tag, in der Spitze seien es nun bei Generali bis zu knapp über 1.200 an einem Tag gewesen, im Schnitt noch immer 500, berichtete Kupec. "In Summe wurden bei uns in den ersten zwei Wochen nach Beginn der Corona-bedingten Einschränkungen 7.254 Kennzeichen hinterlegt mit einem Netto-Jahresprämienvolumen von mehr als 6 Millionen Euro."

Mit der Möglichkeit, Fahrzeuge vorübergehend still zu legen, versuche man derzeit alles, um vor allem die kleinen Firmenkunden am Leben zu halten, etwa kleine Selbstständige, Taxler, KMU.

Auch deutlich mehr Kennzeichen-Ausfolgungen verzeichnet Generali. "Ein großer Importeur hat mich angerufen und gesagt: Die Leute wollen einen Neuwagen." Die Versicherungen seien ja angehalten, vorrangig das Funktionieren der Blaulicht-Organisationen und der Güterbeförderung sicherzustellen. Im gesamten Vorjahr habe man 3.500 Ausfolgungen verzeichnet, nun allein 500 in der Woche vom 16. bis 20. März. Bei Generali entfallen 27 Prozent des Motor-Geschäfts auf Firmenkunden, etwa Lkw-Flotten. Insgesamt hat man im Fahrzeugbereich 1,066 Mio. Verträge im Bestand.

Auto-Neugeschäft gibt es derzeit kaum noch - die Neuzulassungszahlen für März will die Statistik Austria am 9. April veröffentlichen. Die Zahl der Werkstatt-Anfragen ist laut Kupec um 70 Prozent gesunken, auch weil diese oft geschlossen sind. Der Straßenverkehr ist immens zurückgegangen - es gebe natürlich viel weniger Schäden, sagt Kupec, bei vielen bestehe nur mehr das "Garagenrisiko".

So ist der Berufspendlerverkehr massiv zurückgegangen, viele Beschäftigte arbeiten im Homeoffice. Ebenso fallen der Reiseverkehr und der Freizeitverkehr weg. Und auch die Einkaufszentren verursachen nun keine Staus mehr. In Salzburg ist auf der Stadtautobahn der Pkw-Verkehr um zwei Drittel zurückgegangen, der Lkw-Verkehr um 20 Prozent, sagte Christian Gratzer vom Verkehrsclub Österreich (VCÖ) Mitte der Woche zur APA. Auch in Vorarlberg ist der Autoverkehr in der zweiten März-Hälfte um rund zwei Drittel zurückgegangen. Laut Daten des Navigations- und Telemetrie-Anbieters TomTom sei der Autoverkehr in Wien um gut die Hälfte gesunken, vor allem die Verkehrsspitzen in der Früh und am späten Nachmittag/frühen Abend seien weggefallen, das treffe auch auf Graz, Linz und Innsbruck zu.

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