Coronavirus: Keuschnigg für möglichst baldigen "Shutdown"-Ausstieg
Der Ökonom und ehemalige IHS-Direktor Christian Keuschnigg plädiert für einen "möglichst schnellen Ausstieg" aus dem "Shutdown" im Zuge der Coronakrise in Österreich - "unter der Auflage, dass er den gesundheitspolitischen Anforderungen genügt". Eine "Verdoppelung" des "Shutdown" würde die volkswirtschaftlichen Kosten nicht mehr linear, sondern progressiv ansteigen lassen, warnte Keuschnigg.
Daher sollte man "schon daran denken", nach dem 13. April - dem Tag des möglichen Endes der Ausgangsbeschränkungen - einen Ausstieg zu finden, erklärte der nunmehrige Direktor des Wirtschaftspolitischen Zentrums an der Universität St. Gallen am Freitag in einer Videopressekonferenz des Landes Tirol.
Es geht um Tage
Noch deutlicher argumentierte der schwarze Tiroler Wirtschaftskammerpräsident Christoph Walser. Alles an Maßnahmen, was sich "nach dem 13. April noch lange verzögert", sei "schon ein Problem", so Walser. "Da geht es dann nicht um Monate, sondern um Tage. Tage können ausschlaggebend sein, dass es Unternehmen nicht schaffen oder schon", gab der WK-Präsident zu bedenken. Aber andererseits sei auch klar: "Die Gesundheit geht vor."
Keuschnigg sah Österreich indes trotz Corona-Krise wirtschaftspolitisch und volkswirtschaftlich gut aufgestellt. "Die Schäden sind nicht wegzudiskutieren. Aber wir sind relativ gut gerüstet". Der finanzielle Spielraum sei gegeben, deshalb könne man sich auch einen "starken Anstieg der Staatsverschuldung leisten".
Zustimmung zu Maßnahmen
Auch die von der Bundesregierung gesetzten Maßnahmen in diesem Bereich seit Ausbruch der Krise fanden die Zustimmung des gebürtigen Tirolers. "Die österreichische Herangehensweise war sehr angemessen". Keuschnigg sah zwei zentrale Punkte, die nun umgesetzt werden müssten: Die "kostenbreite" Verteilung der Gelder, um für Fairness und Widerstandsfähigkeit zu sorgen, sowie der besondere Fokus darauf, dass "leistungsfähige Unternehmen mit Arbeitsplätzen" nicht insolvent werden.
Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) sprach von einer wirtschaftlichen "Negativspirale", der nun entgegengesteuert werden müsse. Der Landeschef lobte das 38 Mrd. Euro-Paket der Bundesregierung und deutete zudem an, dass das bereits aufgesetzte 400 Mio. Euro schwere Maßnahmenpaket des Landes für die Wirtschaft nicht das Ende der Fahnenstange sein wird.
"Das ist nicht in Stein gemeißelt", meinte Platter. Im Falle des Auftauchens von weiteren Einzelfällen könne durchaus "weiteres Geld in die Hand" genommen werden.
Tiroler Tourismus
Dass die auch internationalen Negativschlagzeilen in Bezug auf Tiroler Tourismushochburgen wie Ischgl und das angeblich mangelnde Krisenmanagement Tirol langfristig hart treffen werden, wollte Platte zwar nicht sagen, aber: "Es ist ein Schaden durch die Diskussionen entstanden".
Der Landeshauptmann kündigte offensive touristische Initiativen nach außen nach Bewältigung der Krise an. Zudem soll das bestehende Tourismus-Konzept "angepasst" werden.
Einmal mehr kündigte Platter an, dass man sich nach der Corona-Krise "genau damit auseinandersetzen" werde, "was gut und was weniger gut gelaufen" sei. "Und wo es den ein oder anderen Fehler gegeben hat", fügte er hinzu. Klar sei aber auch, dass "das Virus nicht in Tirol ausgebrochen ist". Das Coronavirus sei keine alleinige "Tiroler Angelegenheit".
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