Wie hat Zypern die Ausbreitung der Pandemie bekämpft?
Wir haben sofort nach den ersten Meldungen über Corona Flüge gestoppt und den Airport geschlossen. Viele EU-Länder dachten da noch, wie seien verrückt. Und wir haben dann strenge Ausgangsbeschränkungen eingeführt. Die Zyprioten wurden angewiesen, das Haus nur ein Mal pro Tag für wichtige Besorgungen zu verlassen. Wir haben in etwa zwei Wochen vor den anderen begonnen. Wir denken, wir kommen jetzt auch rascher aus der Krise heraus.
Dürfen alle Touristen bald wieder nach Zypern kommen?
Nicht alle. Ab 20. Juni dürfen Österreicher kommen, auch Deutsche oder Tschechen, nicht aber Flüge aus dem vereinigten Königreich, Belgien oder Frankreich. Österreich steht auf der Liste von Ländern, für die es gar keine Beschränkungen bei der Reise nach Zypern mehr gibt. Also: Weder Quarantäne, noch Fiebermesser. Die Listen werden wöchentlich von einer Expertengruppe überprüft und – wenn sich die Corona-Lage in einem Land ändert – wird es Auf- oder Abstufungen geben. Wichtig ist: Wir diskriminieren nicht nach Nationalität. Ausschlaggebend ist der Abflugort.
Was erwartet Urlauber in Zypern jetzt ?
Strände mit wenig Menschen, Gastfreundschaft, gutes Essen. Aber auch: Abstand halten. Zwei Meter sind ein Muss. Masken nur dort, wo es eng ist: in Taxis, Bussen, am Flughafen. Und viel Desinfektion: Der Zimmerschlüssel, die Sonnenliege etc. Alles wird nach Gebrauch desinfiziert. Wir zwingen die Urlauber nicht, in der Hitze am Strand Masken zu tragen. Die Menschen sollen sich sicher fühlen, aber nicht wie in einem Krankenhaus. Sie sollen Strände, Hotels und Restaurants genießen.
Wenn aber doch ein Corona-Fall im Hotel passiert ...
Wir haben ein genaues Protokoll für den Fall, dass Urlauber an Corona erkranken. Wir haben 120 Intensiv-Betten dafür reserviert, wir haben 200 Beatmungsgeräte und 500 Zimmer in Quarantänehotels für Familienmitglieder und enge Kontaktpersonen von Erkrankten. Die Regierung übernimmt alle Kosten für medizinische Behandlung, Unterkunft und Essen sowie Getränke – auch für die Angehörigen. Wir wollen die sicherste Urlaubsinsel im Mittelmeer sein mit minimaler Ansteckungsgefahr.
Wie ging es den Hotels ohne Touristen?
Sie haben im Grunde März, April Mai und auch Juni verloren. Ich erwarte nicht, dass der Tourismus vor Ende Juni wirklich startet. Möglicherweise verlieren wir noch einen großen Teil vom Juli. Viele überlegen, erst Ende August oder im September auf Urlaub zu fahren. Das heißt, 70 Prozent der Tourismuseinnahmen sind weg.
Wird es zu vielen Pleiten kommen?
Nein. Gar nicht. Wir stellen den Unternehmen Liquidität bereit und wir haben die Rückzahlfrist für Darlehen verlängert. Die Mehrwertsteuer im Tourismussektor haben wir auf fünf Prozent gesenkt. Wir haben einen Hilfsfonds für die Beschäftigen eingerichtet. Sie bekommen finanzielle Hilfe, bis die Hotels und Restaurants wieder aufsperren.
Was schätzen Sie, wie es heuer weitergeht?
Unser Ziel ist, zumindest 30 Prozent des Vorjahres zu erreichen. Das ist das beste Szenario. Wir müssen sehr darum kämpfen, das zu erreichen. Denn 20 Prozent aller Zyprioten arbeiten im Tourismus. Dieser erwirtschaftet ein Fünftel unseres Bruttoinlandsprodukts. Wir müssen dafür sorgen, dass die Hotels und die Gastronomie überleben. Sonst verlieren wir auch 2021 noch viel Wirtschaftsleistung.
Mit wie vielen Touristen rechnen Sie heuer?
Im besten Fall eine Million. Im Vorjahr kamen vier Millionen nach Zypern. Aber für die nächsten Jahre bin ich dennoch optimistisch. Zypern hat nämlich einen großen Vorteil gegenüber anderen Mittelmeerinseln: Wir sind eine Ganzjahresdestination. Das Wetter ist auch zu Weihnachten fantastisch. Wir haben ab Herbst viele Festivals. Das bietet auch Chancen für Airlines. Wenn sie eine Basis in Zypern eröffnen, wie das jetzt Wizzair getan hat, können sie zwölf Monate im Jahr mit Urlaubern kalkulieren.
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